Knallbunte Aufführung im Stadttheater Verspielte Liebe im Wald

Krefeld · Am Sonntag hatte die neue Inszenierung von Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ im Stadttheater Premiere. Dazu hier unser Bericht:

Ausgelassen: die Waldgesellschaft tanzt unbeschwert. Hier lebt man von Luft und Liebe. Foto: Stutte

Ausgelassen: die Waldgesellschaft tanzt unbeschwert. Hier lebt man von Luft und Liebe. Foto: Stutte

Foto: Matthias Stutte

Die Komödie „Wie es euch gefällt“ von William Shakespeare lebt von einem ernsten Gegensatz: dem von brutaler Politik und quirliger Liebe. Den politischen Raum siedelt Shakespeare in einem Schloss an, die freie Liebe im wilden Dickicht des Waldes.

Regisseurin Dedi Baron lässt auf der Bühne die Fahnen der  Nationen aufziehen, um den stolzen Nationalismus als Grundübel der Politik bloßzustellen; einschließlich  aktueller  Anspielungen. Der Wald dann kennzeichnet sich nicht durch Bäume, sondern durch die darniederliegenden Nationalflaggen. Sie sind buchstäblich in den Staub getreten und haben dadurch ihre Macht verloren.

Ein verbannter Herzog und sein Gefolge leben hier unbeschwert wie eine Hippiekommune. Jenseits der Zivilisation darf der Mensch noch Mensch sein. Das erleben auch die Vertriebenen vom Schloss. Sie treiben munter Schalk und finden die Liebe.

Aus dieser Konstellation hat Dedi Baron eine furiose Aufführung geschaffen, die durch immer neue Überraschungen besticht. Knallbunt präsentiert sich das Bühnengeschehen, bizarr die Kostümierung, der Sprachwitz sitzt,  Musikeinlagen untermalen, Video durchbricht die Sehgewohnheit. Vor allem: Die Schauspieler überzeugen. Bis in die Details ihres Spiels hinein ist diese Inszenierung sorgfältig durchkomponiert.

Welche überdies noch ein zweites Thema hat: die Überlappung der Geschlechter. Mann spielt Frau und umgekehrt. Das ist in Shakespeares Text durchaus angelegt. Doch die Überbetonung in dieser Inszenierung ist wohl eher dem heutigen Zeitgeist geschuldet.

Nicht zuletzt legt Baron Wert darauf, durch kleine Einschübe die Bühnenillusion zu durchbrechen. So gibt Hauptdarstellerin Helena Gossmann gleich zu Beginn eine Übersicht über die Handlung (hilfreich), Soufleuse Martina Schröder sitzt offen auf der Bühne und der Herzog alias Christoph Hohmann gönnt sich in der Theaterkantine eine Frikadelle.

Großen Eindruck hinterlässt Carl Bruchhäuser als singender Außenseiter Jaques. Er begleitet sich selbst zur Gitarre und erntet zu Recht Szenenapplaus. Nur seine Aufforderung ans Publikum zum Mitsingen klappte nicht so recht, was aber nicht an ihm, schon gar nicht   an der durchaus aufgekratzten   Stimmung im Parkett lag, sondern an dem nur wenig  bekannten Song. Da hätte einer der vorherigen Hits mehr Wirkung gezeigt.

Das Publikum amüsierte sich prächtig. Es ging hörbar  mit dem Bühnengeschehen mit und  Lacher waren keine Seltenheit. Der Schlussapplaus fiel enthusiastisch aus. Ein rundum empfehlenswerter Theaterabend.

Weitere Vorstellungen: 18. November; 10., 17. Dezember; 9. Januar; 2., 9., 21. Februar.

Karten an der Theaterkasse: Tel.: 02151/805-125