Eine monumentale Vase mit kunstvollen Rosenapplikationen aus Zinn, die unübersehbar die Handschrift der Krefelder Zinngießerei J. P. Kayser tragen.
Kayserzinn ist nicht nur eine Marke auf den von der Zinngießerei Kayser in Krefeld um 1880 bis 1910 hergestellten Produkte, sondern Sehnsuchtswunsch von Museen und Sammlern auf der ganzen Welt.
In den sechziger, siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren Zinnobjekte besonders aus dem Jugendstil nicht nur von Sammlern begehrt, sondern waren Mode und schon fast Statussymbol. Kaum ein Wohnzimmer in dem nicht eine Vase oder ein Krug aus Zinn gezeigt wurde. Doch der Hype verflüchtigte sich in den letzten Jahrzehnten. Die zum Teil grau angelaufenen Zinngerätschaften wurden durch glänzende Objekte aus Silber oder goldglänzendem Messing ersetzt.
In der Sammlung des Deutschen Messing Museums befinden sich einige Objekte aus Messing mit der Marke „Kayser“, eingeschlagen mit einem Schlagstempel mit stilisiertem Adler, den die Firma J. P. Kayser 1907/8 zum Markenschutz angemeldet hat.
Bekannt geworden als treibende Kraft, der sich eher als Entwerfer und später als Künstler verstand, war Engelbert Kayser (1849-1911) aus Köln.
Weniger bekannt ist die ausführende Firma und Zinngießerei J. P. Kayser, seit 1851 in Krefeld ansässig und 1861 ins Handelsregister eingetragen, geführt Johann Peter Kayser (1851-1921), Bruder von Engelbert Kayser, mit Sitz in Krefeld/Oppum.
Hier wurden die Entwürfe für Gebrauchsgegenstände und Ziergegenstände aus Zinn, die in Köln entstanden, hergestellt, gegossen und poliert und an die Vertriebsstellen und in die ganze Welt verschickt.
Bis hierher die Geschichte in Kurzform, mitgeteilt von der Kunsthistorikerin Dr. Marilena Calcara, die seit dem 1. August 2025 im DMM für Wissenschaft und Forschung zuständig ist.
Was weniger bekannt ist, ist dass in Krefeld von der Firma J. P. Kayser auch Gegenstände aus Messing hergestellt worden sind. Zwei Weinkühler mit gegenständigen Henkeln und einem umlaufenden Weinlaubfries, sind ein erster Beweis. Fertigungstechnisch liegen zwischen der Zinngießerei und der Verarbeitung von Messingblech Welten, so die Kunsthistorikern.
Seit Anfang Oktober befindet sich eine besondere Leihgabe aus einer Rotterdamer Sammlung im DMM in der Obhut der Kuratorin und Sammlungsleiterin Svenja Lopenz, deren Umstände nunmehr erforscht werden.
Zweifelsfrei ist diese monumentale Vase mit üppiger aus Zinn gefertigter Rosenornamentierung mit einer Höhe von 73 cm, einem Durchmesser von 34 cm und einem Gewicht von 8530 g nach 1908 entstanden. Henkel und Rosenapplikationen sind zweifellos in Krefeld gegossen und montiert worden.
Erste Forschungen ergaben, dass es von dieser Vase keine Abbildung in Katalogen gibt und diese auch nicht auf Fotos von Messeständen, Verkaufsniederlassungen oder Einrichtungshäusern zu sehen ist.
Die künftige Forschungsarbeit übernimmt Marilena Calcara. Ihre Aufgabe: die bislang wenig bekannte Rolle der Firma J. P. Kayser in der Messingverarbeitung zu beleuchten. Eine weitere Bodenvase, eine Stövchenkanne und zwei Weinkühler aus der DMM-Sammlung mit Weinlaubfries und Kayser-Markung gelten als erste Belege für die Verarbeitung von Messing in Krefeld – ein Bereich, der bisher kaum erforscht ist.
Für jeden Hinweis aus der Bevölkerung, für Tipps von Sammlern und Museumsbesuchern, wäre das Deutsche Messing Museum dankbar.
Museumsleiter Knud Schöber hat eine ganz besondere Bitte: Die Vase soll für immer in Krefeld bleiben und soll vom DMM erworben werden. Daher ruft er zu einer Spende gegen steuerwirksame Spendenquittung auf, denn der Preis liegt deutlich im vierstelligen Bereich.
Spendenkonto:
Deutsches Messing Museum
IBAN: DE76 3206 0362 4017 5360 07 Verwendungszweck: Kayser-Vase
Alle Objekte der Firma Kayser sind noch bis zum 30. November 2025 in der Ausstellung im DMM in Krefeld zu sehen.