„Ich bin begeistert von dem Raum“, verweist Kuratorin Dr. Magdalena Holzhey auf die Installation im Eingangssaal zur zweiten Etage des Kaiser-Wilhelm-Museums, „die Einrichtung ist präzise, verrätselt und wunderbar arrangiert.“
Die Künstlerin Liora Epstein hat im großen Saal eine Trinkbar eingerichtet. Man sieht einen Tresen, rundherum kopflose Gestalten wie Schaufensterpuppen und Möbelstücke wie Tische, Kisten und Paravent. „Ein surrealer Raum“, erklärt die Künstlerin.
Damit reagiert sie auf eine wesentlich kleinere Bar, die im Jahre 1981 die Düsseldorfer Künstler Jürgen Drescher und Reinhard Mucha geschaffen haben und die ebenfalls im Saal aufgestellt ist. „Die beiden Bars sind in einen Dialog gesetzt“, umreißt Museumsleiterin Katia Baudin das Konzept.
Die Bar von Liora Epstein ist ein glänzend weißes Konstrukt wie aus einem Sience-fiction-Film. Die Gestalten in dieser Bar stammen aus unterschiedlichen Zeitepochen. Ihre fiktiven Lebensgeschichten sind in Tagebüchern hinterlegt, welche die Besucher lesen können; die Möbel geben Auskunft über ihre Lebensarten.
„Der Raum gleicht einem Theaterstück“, setzt Dr. Holzhey die einzelnen Teile in Beziehung zueinander. Wie in einem richtigen Theater sollen die Besucher selbst entscheiden, ob sie die Lebensgeschichten der fiktiven Bargäste für wahr oder gelogen halten. Geistige Mitarbeit ist also gefragt. Aber die Besucher dürfen auch an der Bar Platz nehmen. Dazu werden eigens Barhocker aufgestellt.
Neben dieser ungewöhnlichen Arbeit, die alltägliches Leben in Kunst zu verwandeln sucht, bietet die zweite Etage den Museumsbesuchern noch eine weitere Neuerung:
Unter dem Titel „Standpunkte“ hat die wissenschaftliche Volontärin am Museum, Dana Rostek, rund 50 Skulpturen aus dem Magazin hervorgeholt, die sie in mehreren Sälen ausstellt, geordnet nach Themen.
Da gibt es Skulpturen, die auf einem Sockel stehen. Andere reflektieren ein „stilvolles Sitzen“, ohne ein gemütliches Sitzen tatsächlich zu ermöglichen.
Im Thorn-Prikker-Saal präsentiert Dana Rostek ein geschichtliches Kontinuum der Skulpturenankäufe des Museums vom Beginn im späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Alle haben eine Gemeinsamkeit: sie thematisieren den menschlichen Körper.
Großes Vergnügen versprechen die beweglichen und meist abstrakten Skulpturen, die in den letzten Sälen versammelt sind. Bewegliche Teile, deren Sinn gerade in der Nicht-Gebräuchlicheit zu liegen scheint.
Durch die unterschiedlichen Arten und Formen inspiriert die Ausstellung zu Fragen, was überhaupt eine Skultur ist und was sie leisten kann. Nicht zuletzt gewährt sie einen Einblick in den reichen Bestand des Museums, der eben auch der Besitz aller Krefelder ist.
Gute Gründe, das KWM wieder mal zu besuchen.