Das Publikum auf der Bühne Spritziger Stimmungsaufheller
Krefeld · Die französische Operette „Verrückt nach Liebe“ von 1926 feierte im Stadttheater Krefeld deutschsprachige Premiere. Ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Ereignis.
Es sind ernste Zeiten. Krieg in Europa, Inflation, Energieknappheit. Da hat Operndirektor Andreas Wendholz entschieden, dem Publikum etwas Heiteres zu bieten. Und das ist gelungen. Die französische Operette „Passionnément - Verrückt nach Liebe“ von André Messager entpuppt sich als spritziger Stimmungsaufheller. Mit dem leichtfertigen Durcheinander wechselnder Liebschaften kommt sie durchaus ein wenig frivol daher. Erinnert damit an das deutsche Lustspiel „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer, das ebenso wie die französische Operette Mitte der 1920er Jahre uraufgeführt wurde. Also in einer Zeit, die heute in Deutschland die „Goldenen Zwanziger“ genannt wird und in Frankreich entsprechend „Années folles“ (verrückte Jahre). Auch dies eine gesellschaftliche Reaktion auf Krieg.
Musik und Arien, die das Stück durchziehen, sind ebenso quirlig wie sein Inhalt. Wenn man Stereotypen gelten lassen will, könnte man sie vom Tembre her als „typisch französische Leichtigkeit“ wahrnehmen. Und da verwundert es sehr, dass ausgerechnet dieses Juwel der Operettenliteratur bisher nicht ins Deutsche übertragen wurde. Ulrich Proschka nun hat die Texte ins Deutsche übersetzt und für die deutschsprachige Erstaufführung am Theater Krefeld auch die Regie übernommen.
Bühnenbildnerin Christine Knoll hat ihm dazu eine Mini-Bühne gebaut, die auf der großen Bühne des Theaters platziert ist. Sie lässt sich drehen und zeigt einmal ein Luxusschiff, mit dem die Protagonisten von Amerika nach Frankreich schippern, und einmal die Villa des französischen Gastgebers.
Der größte Platz der Theaterbühne wird anderweitig gebraucht: Die Niederrheinischen Symphoniker unter Leitung von Sebastian Engel sitzen nicht im Orchestergraben, sondern obendrauf. Das auf 99 Besucher reduzierte Publikum ist ebenfalls auf der großen Bühne platziert, die Mini-Bühne unmittelbar vor sich, das Orchester neben sich. Das verschafft extreme Unmittelbarkeit, man befindet sich quasi „mittendrin“. Die Pause nach 90 Minuten nutzen manche Besucher denn auch, sich einmal die beeindruckende Technik über und an der Bühne anzuschauen.
Die Geschichte, die die Operette erzählt, ist holzschnittartig, die sieben Akteure sind keine Charaktere, sondern Typen. Eine Geschichte wie ein gespieltes Comic. Und der große Problemlöser, der am Schluss die Harmonie herstellt, ist der Champagner. Leichtfüßiger geht´s kaum.
Dem Publikum hat es großartig gefallen. Der Applaus bei der Premiere war lang und wurde durch Fußgetrampel noch unterstrichen. Das Ensemble freute sich, insbesondere da gleich vier der Sängerinnen und Sänger Nachwuchskünstler aus dem Opernstudio Niederrhein sind und diese gelungene Darbietung sicherlich als Rückenwind für ihre weitere Laufbahn werten dürfen.
Weitere Vorstellungen:
12. März; 1., 2. (16 Uhr), 18., 22. April; 1. Mai; 8. Juni. Beginn: 19.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse: 02151- 805125.