Ulle Schauws (Grüne) seit zehn Jahren im Bundestag „Es geht darum, Lösungen zu finden“

Krefeld · Seit zehn Jahren sitzt Ulle Schauws als Abgeordnete für Krefeld, Moers und Neukirchen-Vluyn im Deutschen Bundestag. Im Gespräch mit dem Extra-Tipp blickt sie auf das vergangene Jahrzehnt zurück.

Ulle Schauws sitzt seit nunmehr zehn Jahren für die Grünen im Deutschen Bundestag. Über ihre Erlebnisse in dieser Zeit, Verändeurngen und Wünsche sprach sie bei einem gemeinsamen Mittagessen im Nordbahnhof mit Extra-Tipp-Redaktionsleiter Jörg Zellen.

Foto: Samla/Andreas Drabben

Dienstagmittag am Nord- bahnhof: Ulle Schauws kommt nicht etwa mit dem Lastenrad oder ist zu Fuß unterwegs - die Grünen-Politikerin fährt beim Heimatbesuch auch mal mit ihrem Bus, einem umgebauten Ford Nugget Camper, vor. Auch wenn der Terminkalender der 57-Jährigen - gerade an den wenigen Tagen, die sie in Krefeld verbringen kann - prall gefüllt ist, so schiebt sie dies nicht allein als Grund für ihre Fahrzeugwahl vor. Die Wege am Niederrhein sind weit, aber wahr ist auch, dass sie mit dem Camper einfach gerne fährt. Kann sein, dass dies dem kritischen Beobachter vielleicht nicht gefällt, sagt sie. Ulle Schauws steht zu sich, ihrer Art zu leben und den Werten, für die sie eintritt und seit nunmehr zehn Jahren im Deutschen Bundestag kämpft - sie entsprechen auch nicht immer der Ansicht der Mehrheit in ihrer Partei, aber das ist bei Grünen auch ok.

Die gebürtige Hülserin erbte ihr politische Leidenschaft von ihrem Vater, der auf kommunaler Ebene für die CDU aktiv war. 2013 zog sie dann erstmals als Abgeordnete für Krefeld, Moers und Neukirchen-Vluyn in den Bundestag ein, hat im vergangenen Jahrzehnt jede Menge Erfahrungen gesammelt, Krisen miterlebt, sich zeitgleich aber auch ein Profil erarbeitet, welches sie inzwischen in den erweiterten Fraktionsvorstand führte. „Es war und ist eine spannende Zeit“, sagt Ulle Schauws beim Treffen mit dem Extra-Tipp. Nach acht Jahren in der Opposition („Auch da kann man einiges bewegen.“) ist Schauws Partei inzwischen Teil der Regierung. „Regieren ist anders“ , sagt sie unumwunden und ergänzt: „Die interfraktionelle Zusammenarbeit, über die Grenzen weg für eine Sache zu streiten, damit hab ich gute Erfahrungen gemacht. Da spielt es keine Rolle, ob man in der Opposition oder Regierung ist. Es geht darum, Lösungen zu finden.“

Ein Beispiel: Die Verschärfung des Sexualstrafrechts. Der Bundestag stimmte seinerzeit einstimmig für „Nein heißt Nein“. „Das war sehr ungewöhnlich und schön“, erinnert sich die Berufspolitikerin, deren Leidenschaft für das, was sie tut, deutlich zu spüren ist.

Sorgen, dies unterscheidet sie nicht von vielen Bürgern, bereitet ihr die zunehmende Stärkung des rechten Rands. „Wir benötigen eine klare Haltung. Die Brandmauer nach rechts muss stehen. Dies ist Aufgabe der Zivilgesellschaft und der Politik“, fordert sie vehement.

Um dies sicherzustellen, ist auch eine starke Regierung nötig. Ob die Ampel bis zum Ende der Legisla- turperiode hält, wollen wir von Ulle Schauws wissen: „Ja, natürlich“, sagt sie leicht verdutzt und ergänzt „Dass wir diskutieren und nach Kompromissen suchen, ist doch selbstverständlich. Ob dies immer in der Öffentlichkeit ausgetragen werden muss, ist eine andere Sache.“ Es komme, so sagt sie, auch „auf die Tonlage an“. Sie verstehe, „dass es Kritik gibt“. „Deshalb ist es unse-
re Aufgabe, besser zu erklären, was wir beabsichtigen und mit den Men- schen im Austausch zu sein“. Ihr Credo: „Ich will niemandem etwas verbieten oder sagen, so oder so hast du zu leben.“ Doch eben jener Eindruck entstehe vermehrt.

Und dann werfen wir einen Blick zurück auf ihre ersten zehn Jahre im Bundestag. Natürlich spielt dabei auch die „Konfetti-Kanone“, die sie nach dem Ja zur Ehe für alle zündete, eine Rolle. Ob sie dies noch ein- mal so machen würde? „Ja.“, sagt Ulle Schauws und lacht laut. „Ich hoffe, dass Bärbel Bas (Bundestagspräsidentin; Anmerkung der Redaktion) das jetzt nicht liest, sie müsste mich ja erneut rügen. Spaß beseite. In der Realität würde ich es wohl nicht mehr machen. Denn es gibt Regeln, an die wir uns im parlamentarischen Raum zu halten haben. Machen wir dies nicht, bedeutet dies, dass andere auch über Grenzen gehen. Beispielsweise die Abgeordneten der AFD.“

Übrigens: Besonders viel Freude bereite ihr, so versichert Schauws, die Zusammenarbeit mit den anderen Krefelder Abgeordneten in Berlin. Mit Otto Fricke (FDP) und Jan Dieren (SPD) sowie mit Ansgar Heveling und Kerstin Ra- domski (beide CDU), stehe sie in regelmäßigem Austausch. „Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern miteinander. Und zwar zum Wohle von Krefeld.“