Mit einem Brandbrief hat sich eine Gruppe engagierter Bürger an die Stadt Krefeld gewandt. Ihre Mahnung: „Das Seidenweberhaus ist zu erhalten.“
Der Erhalt nämlich steht auf der Kippe. Der Stadtrat entscheidet am Dienstag darüber, ob Krefeld eine neue Veranstaltungshalle im ehemaligen Kesselhaus an Girmesgath erhält. Dann würde das Seidenweberhaus abgerissen.
Architekt Karl Amendt plädiert hingegen für eine Renovierung des Seidenweberhauses. „Eine Sanierung von Grund auf ist gar nicht notwendig“, wendet sich der Baufachmann gegen horrende Kostenrechnungen, die Befürworter eines Abrisses aufmachten. „Das Seidenweberhaus ist gerade 60 Jahre alt“, schüttelt Amendt über Abrissabsichten den Kopf, „das ist kein Alter für ein Gebäude.“
Zumal die häufig geäußerte Ansicht, der „Betonklotz“ sei hässlich, ebenfalls nicht stimme. „Das Haus wurde mit Bedacht konzipiert“, erinnert er sich an den Aufbau. Die Seite zur St. Anton-Straße hin sei mit Absicht geschlossen worden, um den Straßenlärm abzuhalten. Zum Theaterplatz hin zeige sich hingegen die offene und schöne Seite des Gebäudes. „Und das war auch genau richtig“, würdigt Amendt die Architektur.
Besonders an diese offene Seite knüpft auch Kulturpolitiker Dr. Eugen Gerritz seine Kritik an den Abrissplänen an: „Dort erstreckt sich eine Kulturmeile von Rathaus und Volkshochschule durch die Carl-Wilhelm-Straße zu Mediothek, Stadttheater und eben Seidenweberhaus“. Alles liege zentral zusammen. Würde im Kesselhaus an Girmesgath eine neue Veranstaltungshalle entstehen, sei die Kulturmeile zerstört. Dann könnten die Konzerte der Niederrheinischen Symphoniker nicht mehr neben dem Theater stattfinden und der Stadtrat tagte weitab des Rathauses.
Überdies spreche auch die günstige Verkehrssituation für die Beibehaltung des Seidenweberhauses und der Kulturmeile. An Rathausplatz und Theaterplatz befinden sich Tiefgaragen, wo die Besucher der Kulturzentren leicht parken können. Nur 150 Meter vom Theaterplatz entfernt liegt überdies der Knotenpunkt aller Straßenbahn- und Buslinien.
Ganz anders beim Kesselhaus an Girmesgath. Schon die Krefelder Karnevalsvereine weisen in einem eigenen Protestschreiben darauf hin, dass dort der Parkplatz rund 400 Meter weit entfernt liegt und es somit kaum möglich sein dürfte, bei winterlichem Wind und Wetter in Abendgarderobe bequem den Festsaal zu erreichen.
Auch aus ökologischer Sicht sei die Renovierung einem Neubau vorzuziehen. Darauf weist Heino Thies vom Naturschutzbund BUND hin. „Das Seidenweberhaus würde bei einem Abriss enorme Mengen an CO2 freisetzen.“ Der Bund der Architekten spreche sich grundsätzlich für die Renovierung älterer Gebäude aus statt sie abzureißen und neue zu bauen. Dies sei aus Sicht des Klimaschutzes nicht mehr vertretbar.
Sollte das Seidenweberhaus abgerissen werden, fasst die Stadt den Neubau eines Behördenhauses für die Stadtverwaltung ins Auge. Auch dagegen wehren sich die Unterzeichner des Brandbriefes. Ein solches Verwaltungsgebäude trage nichts zur angepeilten Belebung der Innenstadt bei. Statt dessen sollten die Verwaltungsmitarbeiter besser im bisherigen Primarkkaufhaus einziehen, das in Kürze ja wohl frei werde.