„Die dem Comitée Crefelder Carneval angeschlossenen Gesellschaften machen sich große Sorgen um den Fortbestand ihrer Veranstaltungen. Auf der letzten Mitgliederversammlung des Comitée Crefelder Carneval haben die Vereine einstimmig beschlossen, ihre Empfehlung für die künftige Veranstaltungshalle in Krefeld auszusprechen.
Seit einigen Wochen wird das Thema der möglichen neuen Veranstaltungshalle Kesselhaus als Ersatz für das Seidenweberhaus diskutiert. Dass die mögliche Lösung Kesselhaus mit ihrem sicherlich besonderen Ambiente und ihrem einzigartigen Bauhaus-Bezug eine Strahlkraft für die Stadt Krefeld haben könnte, möchten wir ausdrücklich befürworten. Auch wirken die bisher veröffentlichen Visualisierungen des neuen Komplexes vielversprechend.
Unser Meinung nach überwiegen jedoch in der möglichen Variante Kesselhaus die negativen Punkte für die Stadtgesellschaft, auswärtige Gäste und die Stadt Krefeld selbst und es gibt unbeantwortete Fragen. Beginnen wir mit der Lage des Kesselhauses in der Peripherie und nicht im Stadtzentrum. Eine Veranstaltungshalle dieser Größenordnung gehört direkt in das Stadtzentrum, sie trägt maßgeblich zur Belebung der Innenstadt bei. Das Seidenweberhaus in der Kombination mit der Mediothek und dem Stadttheater als Kulturzentrum ist mit der Lage am Theaterplatz perfekt gelegen. Die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist beispielhaft und auch künftig unbedingt erforderlich. Die Parkplatzlage rund um das geplante Kesselhaus ist nicht tragbar. Der nächste Parkplatz ist ca. 400 m von der Veranstaltungshalle entfernt. Man stelle sich vor, diese Strecke in Abendgarderobe und bei widrigem Wetter – Karneval findet im Winter statt – vor sich zu haben. Auch möchten wir auf die so wichtige Aufgabe der Stadt hinweisen, barrierefreie Veranstaltungen zu ermöglichen. Die bereits in der Presse beworbene „Kiss & Ride“ Möglichkeit, in der eine oder mehrere Personen von einem Fahrer mit einem PKW direkt vor dem Eingang abgesetzt werden, scheint uns nicht praktikabel. Hier wird es aufgrund der Vielzahl an PKWs zu langen Staus auf den Zu- und Abfahrtswegen kommen. In diesen Staus werden dann auch die von anderen Gästen genutzten Taxen stehen. Die Frage, wie der Fahrer der oben erwähnten „Kiss & Ride“ Möglichkeit trockenen Fußes die Halle erreicht, bleibt unbeantwortet. Das Vorhandensein einer Tiefgarage – wie aktuell am Theaterplatz – bringt nur Vorteile. Dass die vorgesehenen Parkplätze rund um das geplante Kesselhaus im Falle von parallel stattfindenden Veranstaltungen in der Yayla-Arena auch von diesen Besuchern genutzt werden, macht die Parkplatzsituation noch einmal kritischer. Man stelle sich eine gefüllte Yalya-Arena bei einer gleichzeitig stattfindenen Karnevalssitzung vor.
Ein weiterer bisher nicht geklärter Punkt ist die mögliche Sitzplatzkapazität mit den verschiedenen Bestuhlungsformen. Hier schweigt man sich aktuell aus bzw. vermeidet die Nennung der künftigen Kapazitäten bewusst. Es wurde einmal von rund 850 Plätzen in Stuhlreihen gesprochen. Dies würde bei einer für unsere Veranstaltungen üblichen Bankettbestuhlung bedeuten, dass wir mit deutlich weniger Plätzen rechnen müssen als aktuell im Seidenweberhaus. Zum Vergleich: im Seidenweberhaus sind es 832 Plätze bei Bankettbestuhlung. Eine Finanzierung von Sessionssitzungen mit derart wenigen Kapazitäten für Gäste ist nicht möglich; wir werden als Veranstalter vor weitere Herausforderungen gestellt, die nicht tragbar sind. Die vor einigen Jahren im Rahmen einer Bedarfsermittlung für eine neue Veranstaltungshalle durchgeführten Interviews mit verschiedenen Veranstaltern aus der Brauchtumsszene ergab eine ideale Kapazität von rund 1000 Plätzen in Bankettbestuhlung. Diese Zahl ist mit der aktuellen Planung in weite Ferne gerückt.
Wir sind für den Erhalt des Seidenweberhauses und die Renovierung desselben inklusive der zugehörigen Tiefgarage. Dieses Haus bietet im Rahmen einer umfassenden Renovierung (Entkernung) ausreichend Fläche um einen großen Saal für 1000 Zuschauer in Bankettbestuhlung sowie mehrere kleinere Säle für beispielsweise 450 Zuschauer zu schaffen. Beide Saalgrößen sind in Krefeld aktuell Mangelware und werden nicht nur für unsere Art von Veranstaltungen dringend benötigt.
Die (Wieder-)einrichtung einer dauerhaft nutzbaren Gastronomie im Seidenweberhaus wie es sie bis vor einigen Jahren mit dem Restaurant Hexagon und der Schänke gegeben hat, sehen wir für eine Veranstaltungsstätte wie das Seidenweberhaus als unbedingt erforderlich an. Diese würde dann nicht nur den Gästen des Seidenweberhauses, sondern auch den Theaterbesuchern und allen Krefeldern offenstehen. Eine Renovierung des Seidenweberhauses angepasst an die heutigen Bedürfnisse wird auch positive Effekte für den Bereich der Tagungs- und Kongressveranstalter und somit für die Hotellerie und den Einzelhandel nach sich ziehen.
Ohne auf diesem Gebiet die nötige Fachkompetenz vorweisen zu können, scheint uns die für die Renovierung des Seidenweberhauses veranschlagte Summe von 180 Mio. Euro als deutlich zu hoch. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man den Erhalt das Seidenweberhauses „um jeden Preis“ verhindern will.