„Auf den Enkeltrick fällt kaum noch jemand herein“, sagt Kriminalhauptkommissar Jörg Grothus. Jedenfalls nicht am Telefon. Schriftlich auf WhatsApp sieht das schon anders aus.
Dafür aber haben sich die Telefonkriminellen den „Schockanruf“ ausgedacht. Dabei heulen angebliche Töchter, Söhne oder Enkel unter einem Tränenfluss den Senioren vor, man sei in einen schlimmen Unfall verwickelt und bräuchte schnell Geld. Oder ein falscher Polizist jagt Angst vor einem bevorstehenden Einbruch ein und empfiehlt die Übergabe des Familienschmucks an einen Kollegen in Zivil. Auch falsche Staatsanwälte, Krankenhaus-Mitarbeiter und Glücksspiel-Moderatoren locken den Bürgern das Geld aus der Tasche.
„Die Anzahl der Anrufe ist extrem hoch“, warnt Grothus vor allem Senioren. Sie sind das bevorzugte Ziel der Betrüger.
Zwar führen die meisten der Anrufe nicht zum „Erfolg“. Der Großteil der Senioren reagiert richtig und legt einfach auf. Doch bleiben noch genügend Opfer übrig. „Allein von Januar bis März ergab sich bei neun Straftaten an älteren Menschen durch überregionale Täter ein Gesamtschaden von 183.700 Euro“, klagt Grothus, der bei der Polizei Krefeld für die Vorbeugung zuständig ist.
Bei den Opfern handelt es sich keineswegs um „dumme“ Menschen. „Die Leute sind ganz normal intelligent“, berichtet Grothus aus seiner Erfahrung mit Opfern. Aber die Betrüger sind darauf geschult, das rationale Denken ihrer Opfer am Telefon auszuschalten. „Sie sind in dem Geschehen gefangen wie in einem Film“, versucht Grothus die emotionale Ausnahmesituation anschaulich zu schildern.
Die Opfer schämen sich häufig, wenn sie hinterher den Betrug bemerken und melden sich deshalb vielfach nicht bei der Polizei. Somit ist die Dunkelziffer der Betrugsmasche wahrscheinlich hoch.
Gegen diese Kriminalität hilft nur Aufklärung. Norbert Sinofzik, Bevollmächtigter der evangelischen Kirchengemeinde Uerdingen, und Pfarrer Andreas Bühner von der katholischen Pfarrei St. Nikolaus laden ihre Gemeindemitglieder und alle Interessenten zu Informationsveranstaltungen ein: am 19. April in Elfrath, am 25. April in Uerdingen und am 4. Mai in Linn (Termine siehe unten).
„Wölfe im Schafspelz“, zitiert Norbert Sinofzik die Bibel, wenn er an die falschen Enkel oder Polizisten am Telefon denkt. Aus diesem Vergleich heraus kam er auf die Idee, die Info-Veranstaltungen innerhalb der beiden Kirchengemeinden zu organisieren. Denn viele Senioren gehen am liebsten zu Veranstaltungen, die von Einrichtungen angeboten werden, die ihnen vertraut sind. Als Experte kommt jeweils Jörg Grothus.
Der Hauptkommissar steht auch allen anderen Bürgervereinen, Altenheimen und Senioreneinrichtungen für Info-Veranstaltungen zur Verfügung - kostenlos. Sein Ziel: besonders die Senioren vor Betrügereien schützen.
Dazu gibt es einfache Mittel: „Installieren Sie einen Anrufbeantworter, der die Anrufe entgegennimmt.“ Das gibt Zeit zu überlegen. „Fragen Sie beim Anruf nach dem Namen des angeblichen Familienmitglieds und raten Sie nicht“. Wer rät, verrät dem Anrufer selbst die Namen. „Legen Sie auf und rufen Sie den Verwandten oder die Polizei an“.
Und noch ein allgemeiner Tipp: „Holen Sie zu Beginn eines Monats nicht die gesamte Rente von der Bank ab“, rät Jörg Grothus. Diebe könnten auflauern. Lieber die Rente öfter in kleinen Summen abholen.
Infos:
Grothus hält einen ganzen Katalog von Vorsichtsmaßnahmen bereit. Kontakt: E-mail: joerg.grothus@polizei.nrw.de oder Tel.: 02151-634 4907. Allgemeine Tipps im Internet auf: www.polizei-beratung.de
Termine:
Termine der Infoveranstaltungen beider Kirchen:
Dienstag, 25. April, 19 Uhr, im Pfarrzentrum St. Nikolaus, Oberstraße 10, in Uerdingen.
Donnerstag, 4. Mai, 15.30 Uhr, im Pfarrheim St. Margareta, Rheinbabenstraße 131, in Linn.