Kleidung drückt Seele aus

Krefeld · Ein Blick in die Restaurierungswerkstatt des Deutschen Textilmuseums in Linn zeigt Hintergründe der für März geplanten neuen Seiden-Ausstellung.

Schön war die Zeit: Als die Dame auf dem Foto im Jahre 1908 heiratete, konnte sie nicht ahnen, dass ihr Hochzeitskleid einmal im Textilmuseum ausgestellt werden würde. Restauratorin Verena Thiemann hat dafür gesorgt, dass das gute Stück in neuem Glanz erstrahlt.

Foto: Müller

Mit Hochdruck bereitet das Textilmuseum in Linn die neue Ausstellung „Seide - textile Pracht aus 2000 Jahren“ vor. Sie soll am 6. März starten.

Der Extra-Tipp warf zuvor einen Blick in die Restaurierungswerkstatt. Hier ist Katja Wagner dabei, ein Kleid aus der Zeit der Jahrhundertwende für die Ausstellung zu präparieren. Der Rock weist Einrisse im Stoff aus, außerdem sind die Falten verdehnt und müssen geglättet werden. Die Restauratorin ist nicht nur im vorsichtigen Flicken versiert, sie kennt auch die Symbolsprache des Kleides. „Es drückt die Halbtrauer aus“, verweist sie auf die abgestimmten Farbtöne aus Schwarz und Grau. Damals trugen Trauernde ein Jahr lang schwarze Kleidung. Nach einer angemessenen Frist wurden Grautöne hinzugenommen, bis schließlich wieder Farben getragen werden konnten. Die Kleidung drückte den Gemütszustand aus.

Ein weiteres schönes Stück hat Kollegin Verena Thiemann restauriert. Es handelt sich um ein Brautkleid im Geschmack des Jugendstils aus dem Jahre 1908, schwarz, mit Rüschen und verspielten Mustern versehen. Wie prachtvoll die Braut damit ausgesehen hat, verrät ein zeitgenössisches Hochzeitsfoto. Zum schwarzen Kleid trug die Braut einen weißen Schleier.

Ermöglicht hat die Restaurierung der Kleider, die beide aus Krefelder Familienbesitz stammen, die Kulturstiftung der Sparkasse. „Wir haben 16.000 Euro gespendet“, verrät Sparkassenvorstand Lothar Birnbrich.

Derweil sind Museumsleiterin Dr. Annette Schieck und ihre Stellvertreterin Dr. Isa Fleischmann-Heck mit der Einrichtung der übrigen Ausstellung befasst. Da warten ein bunt bemalter Adelsfrack aus dem 18. Jahrhundert auf die Besucher, ebenso wie putzige Kleinkinderkleider alter Zeiten wie auch ein Kleid aus Fallschirmstoff, der aus Armeebeständen des Zweiten Weltkriegs stammt. Die Ausstellung verspricht interessant zu werden.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)