Nachruf Peter Enger: Pionier und Ehrenvorsitzender

Stadt Willich (kg) · Hans Peter Enger war nicht nur Ehrenvorsitzender des Anrather Bürgervereins. Tatsächlich gehörte er auch zu den Pionieren der Gründungswelle der Anzeigenblätter in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Dezember 1967 veröffentlichte er die erste Ausgabe von „Heimat im Blickpunkt“, der Vorläufer der Willicher Nachrichten. Jetzt erst im Alter vom 94 Jahren gestorben.

Hans-Peter Enger war nicht nur Ehrenvorsitzender des Anrather Bürgervereins, seine Zeitung „Heimat im Blickpunkt“ war der Vorläufer der Willicher Nachrichten.

Foto: Archiv

Eine Boom der Anzeigenblätter in Deutschland gab es zwischen 1970 und 1985. Ein Vorreiter darunter war der Anrather Hans-Peter Enger, der mit „Anrath  im Blickpunkt“ 1967 die Menschen in Anrath mit kostenlosen Informationen versorgte. Für die Zeit damals ein völlig neues Zeitungsformat, der aber schnell großen Anklang fand. Am 17. März tauchte dann die erste Ausgabe der „Willicher Nachrichten“ auf - darin der Hinweis „Vormals Heimat im Blickpunkt“.

Peter Enger war das 5. Kind der Eheleute Herrmann und Katharina Enger in Anrath; die Kinder wurden katholisch erzogen und ihnen wurden konservative Werte vermittelt. „Unsere Familie ist seit Jahrhunderten in Anrath verwurzelt“, so schrieb er einst selbst, die Ortsansässigkeit habe immer Priorität gehabt. Die Gebiete in der Nähe der Buschstraße waren für ihn und seine Geschwister wie ein kleines Paradies!

Schon früh hatte Peter Enger sich für den Beruf des Schriftsetzers entschieden und so begann er am 1. April 1943 seine Ausbildung in Krefeld; wegen eines Fliegerangriffes in dieser Zeit musste die Ausbildung in Uerdingen fortgesetzt werden. Noch vor Abschluss der Ausbildung wurde er zum Schanzeinsatz einberufen. Immer wieder beschrieb Peter Enger in seiner Rückschau die schrecklichen Ereignisse und die schmerzhaften Erfahrungen, die das Leben aller in diesen Kriegszeiten lähmten und erschütterten: Bevor er 1944 zum Schanzdienst einberufen worden war, hatte er schon drei Brüder beim Kriegseinsatz in Russland verloren, ein schweres Los für die ganze Familie!

Peter Enger, der 10. Heimkehrer in Anrath, konnte nach dem Krieg seine Lehre als Schriftsetzer unverzüglich fortsetzen und mit Erfolg abschließen. Schon bald nach erfolgreichem Abschluss begann er seine 2. Lehre als Buchdrucker. Nach erfolgreichem Abschluss sammelte er berufliche Erfahrungen in mehreren Betrieben.

Seine Frau Christel lernte Peter Enger 1947 beim Tanzkursus Teuwen in Anrath kennen und heiratete sie schließlich 1952 in der Anrather Pfarrkirche. Vier Kinder stammen aus dieser Ehe: Margret, Petra, Paul und Sabine. Ehefrau Christel übernahm den Friseursalon ihrer Eltern und unterstützte trotz der großen Familie ihren Mann beim Aufbau seines eigenen Unternehmens, zunächst in Krefeld und später in Anrath in der ehemaligen Kaffeerösterei Lücker und schließlich an der Lerchenfeldstraße.

Als 1970 die kommunale Neugliederung durchgezogen wurde, gründete sich unter Federführung unter anderem von Peter Enger der Anrather Bürgerverein, um die Wahrung der Interessen und Rechte Anraths nicht aus dem Blick zu verlieren und auch zur Pflege des heimatlichen Brauchtums, zur Erhaltung, Förderung und Belebung des Kulturlebens in Anrath!

Peter Enger war von 1985 bis 2001 Vorsitzender des Bürgerverein Anrath und seit seinem Ausstieg Ehrenvorsitzender. Und so ganz „nebenbei“ war Peter Enger im Rat der Altgemeinde Anrath in vielen Ausschüssen aktiv tätig, auch nach der kommunalen Neugliederung wurde er für zwei Legislaturperioden in den Stadtrat und auch im Kreistag gewählt, ebenso war er in den 70er Jahren Schöffe am Oberlandesgericht in Krefeld und in den 80ern Schiedsmann in Anrath. Im Anrather Heimatbuch 2008 hat er sein Leben ausführlich beschrieben.

Hans-Peter Enger wurde am 6. Dezember 1928 geboren.

Der Ehrenvorsitzende des Anrather Bürgervereins ist im hohen Alter von 94 Jahren am Abend des 2. Januar 2023 friedlich eingeschlafen.