Viele Eltern seien in einem Dilemma, sagt Jeanette Deckers, selber Mutter zweier Kinder. Einerseits bemerkten sie die negativen Auswirkungen der sogenannten „sozialen“ Medien auf ihre Kinder. Andererseits befürchteten sie aber, ihre Sprösslinge mit einem Verbot zu Außenseitern zu machen. „Der soziale Druck ist groß“, sagt sie und fordert deshalb, dass der Gesetzgeber eingreift. Um das zu erreichen, hat die Mönchengladbacherin Mitte November eine offenen Petition gestartet. Mehr als 93 500 Menschen haben seitdem unterschrieben und die Initiative hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Auch hat Jeanette Deckers eine ePetition zum selben Thema – und mit dem Ziel einer Anhörung im Bundestag – unterstützt (dafür steht der Termin noch nicht fest).
„Gesellschaft und Staat versagen momentan beim Kinder- und Jugendschutz in den ‚sozialen‘ Medien“, sagt Jeanette Deckers. Psychologen warnten vor mentalen und körperlichen Beschwerden: Mediensucht, Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Adipositas, Aggressionen, Kommunikationsstörungen, Einsamkeit, Lernstörungen, Schlafmangel, Kurzsichtigkeit, Suizide... „Die Inhalte, die Kinder gewollt oder ungewollt zu sehen bekommen (Gewalt, Pornografie, Kriegsverbrechen, Tierquälereien…), verstoßen gegen den Kinder- und Jugendschutz“, sagt Deckers. Natürlich hat sie auf ihre Initiative auch Hass-Kommentare bekommen, aber besonders Jugendliche reagierten positiv.
In Australien, so Jeanette Deckers, habe man die Reißleine gezogen und ein Gesetz verabschiedet, das den unkontrollierten Zugang zu Social Media unter 16 verbietet – um der Verrohung, Enthemmung und zunehmenden Gewalt unter Kindern und Jugendlichen Einhalt zu gebieten. „Die Anbieter sind es, die verpflichtet werden müssen, ein wirksame Alterskontrolle durchzuführen“, fordert sie in Anlehnung an die australische Gesetzgebung. Das könne zum Beispiel eine anonyme Altersverifikation über die eID-Funktion des Ausweises sein.