Besuch aus New York In diesem Bild steckt Musik

Brüggen · Dieses Treffen hätte eigentlich schon vor über einem Jahr stattfinden sollen. Doch in Zeiten von Covid mussten sich David Koebele und Mona Oates gedulden. Jetzt konnte die New Yorker Künstlerin endlich im Cafe Bürgermeister=Amt ihr Werk an den Musiker überreichen.

David Koebele und Mona Oates präsentieren das weitgereiste Kunstwerk im Café Bürgermeister=Amt.

Foto: Yvonne Simeonidis

Für David Koebele ist es ein wenig wie Weihnachten im Sommer, als Mona Oates beginnt, die große massive Holzkiste zu öffnen. Eine Schraube nach der nächsten entfernt sie, hebt den Deckel ab und befreit dann peu a peu das Gemälde, auf das David Koebele mittlerweile seit über einem Jahr sehnsüchtig wartet, von seinen vielen Schutzschichten.

Ein gutes Jahr ist es nun her, dass David Koebele sein Debutalbum „Memories“ auf seinem eigenen Label veröffentlicht hat. „Monas Bild sollte ganz lange das Cover meines Albums werden“, blickt Koebele zurück. Irgendwann war aber klar: Das Format würde dem Kunstwerk nicht gerecht werden und so ziert bisher nur ein Ausschnitt des Bildes eine Seite des Booklets. „Das ganze Bild hat bisher niemand gesehen“, schaut David Koebele auf das Werk, das nun zum ersten Mal in voller Pracht vor ihm liegt. Seine Begeisterung ist mehr als spürbar.

Für Mona Oates war die Reise nach Brüggen nun in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Die Künstlerin ist gebürtige Brüggenerin und ging nach Stationen in Singapur und Großbritannien 2010 in die USA, lebt seit 2016 mit ihrem Mann in New York, genauer gesagt in Manhattan.

Wegen der Coronapandemie waren Reisen in die alte Heimat erst jetzt wieder möglich und so war dieser „Heimatbesuch“ die erste Gelegenheit für Mona Oates Familie ihren Enkel zu sehen – und für David Koebele sein Bild nach vielen Telefonaten, E-Mails und Videocalls in Empfang zu nehmen.

Sein Wunsch war es, dass das Gemälde die Stimmung des Albums wiedergeben sollte und so teilte er mit Mona Oates seine Songs. Schon in 2019 begannen die beiden erste Gespräche zu führen. Im August 2019 begann Mona Oates an dem im alten europäischen Stil angefertigten Bild zu arbeiten. Im Januar 2020 schließlich stellte sie es fertig. Mit 24-karätigem Blattgold und Öl auf Holz ist Schicht für Schicht – am Ende sollten es über 40 sein – ein Teil eines Cellos mit stilisierter Zarge entstanden. Durch diese Technik wirkt die Oberfläche des Bildes wie Glas und reflektiert das Licht dementsprechend.

„Ich wollte mit dem Bild ein ‚in between’, etwas Schwebendes, Gebrochenes darstellen“, erklärt Mona Oates, Die über 40 aufgetragenen Schichten seien dabei eine schöne Parallele zu den über 70 Cellospuren, die Koebele teils zu den Stücken seines Albums verwoben hat. Gemälde wie Album haben einen Reisecharakter, erzählen eine lange Entstehungsgeschichte. Beide, Musiker wie Künstlerin, sind Perfektionisten in dem was sie tun – der Aufwand ist nebensächlich, wenn am Ende das bestmögliche, schönste Ergebnis steht.

Zu guter letzt packen David Koebele und Mona Oates das Gemälde im Café Bürgermeister=Amt vorsichtig und mit Bedacht wieder ein, um es unbeschadet an seinen Bestimmungsort zu bringen. Wo genau es seinen Platz bekommt, weiß David Koebele da noch nicht, aber es wird ein ganz besonderer sein.