Hunde können zwar keine Worte sprechen, sich nicht verbal verständigen, zeigen aber eine ausgeprägte Körpersprache, die mit Winseln oder freudigem Bellen noch verstärkt werden kann. Sie können die Lefzen hochziehen, ihr Fell kräuseln, den Schwanz einziehen oder steil emporheben und ihren Körper versteifen. Je nach Stimmungslage, äußerer Einwirkung und jeweiliger Situation sind Hunde auch nonverbal wahre Quasselstrippen. Untereinander verstehen sich gut sozialisierte Vierbeiner über ihre Körpersprache hervorragend.
Das Problem liege eher in der Beziehung Mensch-Hund, sagt Karin Kuhlmann von der Tierherberge Kamp-Lintfort: „Jeder Hundehalter sollte sich daher mit dieser vielfältigen Art der Kommunikation vertraut machen, die ein Hund von sich geben kann. Mal aus der Perspektive eines Tieres eine entsprechende Situation betrachten und dann begreifen, was und wie sie von dem vierbeinigen Begleiter eingeschätzt wird. Hier liegt ein Ansatzpunkt, seinen Hund besser zu erziehen und dabei unerwünscht vorhandene Verhaltensweisen abzutrainieren.“
Mit Respekt, Konsequenz und ergänzend spielerischen Aufgaben, dafür ganz ohne Drill und Gewalt funktioniere das allemal besser, wenn man seinen Gefährten versteht, warum er nicht so oder so reagiert, wie man es gern hätte. „Dann hat man gute Chancen, auch das Temperament seinen Vierbeiner rassespezifisch in richtige Bahnen zu lenken. Zumal heutzutage sehr viel von unseren Hunde abverlangt wird, was ihr gutes Benehmen und Anpassung an ein lautes Umfeld und bei hektischem Tagesablauf betreffen“, so Kuhlmann und setzt auf mehr Verständnis, um eine gegenseitig enge Bindung aufzubauen, die ein Miteinander im Alltag zu einem stressfreien Erlebnis werden lässt. „Hunde wollen kein ‚Chef‘ sein, sondern brauchen klare Richtungsangaben. Die Führung sollte immer auf liebevolle Weise, mit einer gefestigten Tagesstruktur, viel Zeit, Vertrauen und Verlässlichkeit seitens des Menschen aufgebaut werden. Der Mensch hat die Verantwortung gegenüber seinem Haustier. Er bestimmt, wann, wie viel und was er frisst, wo er schläft, und wie gut der Hund seine individuellen Bedürfnisse ausleben darf.“
Die Haltungsbedingungen sollten den jeweiligen Ansprüchen bezogen auf Rasse und Mentalität erfüllt werden. Die Erwartungshaltung, dass ein Hund genauso wie sein Mensch tickt und sich auch so benimmt, seien oft sehr hoch und überfordernd. Der Halter sollte seinen Hund gut kennen, sein Verhalten sicher einschätzen und seine Körpersprache schnell umsetzen können. Quasi seinen Hund „lesen“! Die ideale Kommunikation zwischen dem Halter und seinem Tier verläuft im besten Fall über beidseitige Körperhaltung und kontinuierlichem Blickkontakt. Fehle dem Tier eine zuverlässige Bezugsperson, die ihm deutlich zeigt, wo es lang geht und keine Grenzen aufweist, dürfe man sich nicht wundern, wenn sich der Hund auffällig negativ verhält, erklärt Kuhlmann und führt aus: „Ein unerzogener Hund gehorcht nicht, läuft aus Unsicherheit weg oder knurrt Artgenossen und andere Menschen an. Grundsätzlich möchte/wird jeder Hund bei Bedrohung von seinem Naturell her seinen Herrn beschützen. Das sollte aber jedem Hund verständlich gemacht werden, dass es umgekehrt laufen muss. Sein Mensch ist für ihn da, dem kann er voll vertrauen und dieser bestimmt auch. Wenn ihm eine Aufgabe gestellt wird, hat er sie als integriertes Familienmitglied artig zu bewältigen. Gelingt es dem Hundehalter, die Führungsposition zu übernehmen und dabei eine innige Freundschaft zu seinem Tier aufzubauen, die auf Vertrauen und Respekt basiert, kann eine gegenseitige Zuneigung nicht ehrlicher und der gemeinsame Weg nicht sicherer und mit viel Freude geebnet sein. Denn eines steht fest: Es kommt kein Hund als Welpe mit Hass auf die Welt. Alle unerwünschten Verhaltensweisen entstehen durch eine schlechte Prägungsphase, artwidrige Haltungsbedingungen oder wegen eines häufig gewechselten Zuhauses durch unzuverlässige Menschen.“
Ein typisches Beispiel ist die kleine, robuste Mila, eine Terrier Mix Hündin, die stellvertretend zu den aktuellen Sorgenkindern in der Tierherberge gehört. „Mila“ ist eine tolle Hündin mit einer Schulterhöhe von ca. 45 cm, kastriert und im dritten Lebensjahr. Sie wurde bisher nicht richtig verstanden und falsch erzogen. In erfahrenen Händen eines Hundefreundes entpuppt sie sich zu einer braven und megaanhänglichen Wegbegleiterin.
Mehr Infos hat die Tierherberge Kamp-Lintfort unter Tel.: 02842 / 928 3213.