Samstag geht’s um Platz drei

Duisburg · Es gibt Fußballspiele, die vergisst man einfach nicht mehr. Das 2:1 des MSV gegen Ingolstadt ist so eines. Was aber bei der ganzen Aufregung um die Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Johann Pfeifer, das Slapstick-Ausgleichstor und das Comeback der Zebras irgendwie fast untergangen ist: Der MSV hat nach dem Sieg sensationelle 37 Punkte auf dem Konto und kann am Samstag tatsächlich Holstein Kiel vom Relegationsplatz verdrängen.

Ahmet Engin dreht nach seinem Treffer zum 1:0 jubelnd ab. Im Hintergrund Unglücksrabe Johann Pfeifer.

Foto: Volker Nagraszus

Es war ein wuseliges Durcheinander im Spielertunnel nach dem Abpfiff. Schiedsrichter Pfeifer flüchtete nachvollziehbarer Weise schnell in den Schutz seiner Kabine. Zum wohl schwärzesten Kapitel seiner Schiedsrichter-Karriere wollte er nichts sagen. Aber was hätte das auch sein sollen? Ein reguläres Tor nicht gegeben, Handspiele nicht geahndet, dem MSV einen Elfmeter geschenkt; dazu eine Rote Karte und einen Haufen Gelber Karten verteilt und zu keinem Zeitpunkt das Gefühl vermittelt, dass er das Geschehen auf dem Rasen irgendwie unter Kontrolle hätte - da sagt man wohl tatsächlich besser nichts.

Richtig unter Dampf standen nachvollziehbarer Weise die Ingolstädter. „Eine Riesen-Sauerei ist das“, schimpfte Marvin Matip und ließ gleich mehrere Türen knallen. Sein Co-Trainer stand zuvor sauer und angenervt im Bauch der Arena und schaute die letzten Minuten des Spiels auf dem Fernseher - Pfeifer hatte ihn des Innenraums verwiesen. Mark Flekken stand lächelnd und erleichtert in einer Journalistentraube und erzählte seine Sicht der Dinge auf das wohl kurioseste Slapsticktor der aktuellen Spielzeit. MSV-Coach Ilia Gruev fing derweil Enis Hajri ein und redete beruhigend auf ihn ein. Dem Routinier wurde nicht nur sein Tor zum 2:0 abgepfiffen, er hatte wohl auch nach dem Abpfiff noch dringenden Redebedarf mit dem ein oder anderen Ingolstädter.

In dem ganzen Chaos blieb Ilia Gruev gar keine Zeit zu realisieren und zu verarbeiten, was seine Mannschaft da wieder mal geleistet hatte. Das 2:1 war das achte Heimspiel ohne Niederlage in Serie. Es ist graue Theorie, aber: Hätte das 2:0 von Hajri gezählt; der grenzenlos selbstbewusste MSV hätte die insgesamt nicht überzeugenden Ingolstädter wohl anständig zerlegt. Der Sieg hat die MSV-Spieler in ihrer Einschätzung nach dem Nürnberg-Spiel bestätigt: Der MSV kann in dieser Liga jeden schlagen. Und das Selbstvertrauen wächst von Spieltag zu Spieltag. Für ein weiteres Jahr in Liga zwei kann an der Wedau jetzt schon geplant werden. Und, so sensationell das auch klingt: Der MSV kann tatsächlich noch aktiv in den Aufstiegskampf zur Bundesliga eingreifen. Gewinnt die Gruev-Elf am Samstag in Kiel, steht der MSV auf Rang drei! Klingt vollkommen verrückt, ist aber wirklich wahr....

(Niederrhein Verlag GmbH)