Politesse wird beschimpft Übelste Beleidigung „nur so“

Moers · Ein Fall von übler Beschimpfung einer städtischen Mitarbeiterin hat Moers‘ Bürgermeister Christoph Fleischhauer so empört, dass er ihn öffentlich macht und sogar in seinen Weihnachtsgruß aufnimmt.

Politessen sind im Dienst für uns alle.

Foto: pstmo

„Das ist eine Entwicklung, da können wir nicht drüber hinweggehen“, sagt Fleischhauer, warum er die Presse am Donnerstagvormittag ins Bürgermeisterbüro eingeladen hat. Die betroffene Politesse, deren Name verständlicherweise nicht genannt werden soll, ist auch da, ebenso ihre Vorgesetzten.

Es passierte beim Sonntagsdienst in der Vorweihnachtszeit. Schon beim ersten falsch parkenden Auto am Moerser Neumarkt, das sie aufschreibt, kommen die ersten Beschimpfungen - nicht vom Fahrzeughalter wohlgemerkt, sondern aus der „unbetroffenen“ Menge. Als die Politesse sich umdreht, sieht sie nur normal gekleidete Leute, viele mit Kindern. Es geht weiter, Burgstraße, Oberwallstraße, und die Beschimpfungen hören nicht auf. Wörter aus dem Wortschatz der Frauenfeindlichkeit, eindeutig in erniedrigender Absicht gesagt. „Als wenn das ein Mob gegen mich war“, sagt die Politesse, „ich hatte das Gefühl, ich werde verfolgt.“

Die Stadt war voll. „Keiner hat etwas Unterstützendes gesagt oder unternommen“, so die Betroffene. Auch Kinder mussten die Ausdrücke mitbekommen, etwa als zum Ende der Schicht auf der Haagstraße ein vorbeifahrender Autofahrer sein Fenster runtermacht und den allererbärmlichsten Scheißspruch macht: „Du solltest mal richtig durchge...“ Spätestens da hätte ein Erziehungsberechtigter oder überhaupt irgendwie Verantwortungsbewusster einschreiten müssen - aber nichts. Die Politesse sieht eine Flut gut gekleideter Menschen passieren, und die Blicke derer, die’s mitbekommen haben müssten, sagen nur: Selbst schuld, was machst du auch so einen Job.

„Die anlassbezogenen Dinge sind täglich Brot“, sagt Fleischhauer, die Vorgesetzten aus der Verkehrsraumüberwachung bestätigen: Beleidigungen gab es schon immer, Beleidigungen, über die Politessen im Sinne der Deeskalation oft genug hinwegsehen, und wenn sich Fahrzeughalter gar nicht beruhigen wollen, wird die Bodycam eingeschaltet. Wenn die Pöbler sich selbst auf dem Display sehen, ist meistens Ruhe.

„Das hier hat eine ganz andere Qualität“, sagt Fleischhauer zum Fall der Politesse. Völlig beliebig, im Kollektiv, aus der Menge heraus haben Leute, die nichts miteinander zu tun haben, eine Frau aufs Übelste beleidigt, nur weil sie eine Uniform trägt, weil sie eine Frau in Uniform ist. Und niemand schreitet ein. „Mich kotzt dieses Verhalten richtig an“, so Fleischhauer.

Bis auf weiteres drehen Politessen in Moers ihre Runden jetzt nicht mehr alleine. „Mir hat das sehr weh getan“, sagt die Betroffene, die weiter ihren Dienst tut, sich nicht verstecken will. „Wir haben ein gutes Ermessen, wir sind ja auch Menschen. Wir sind eigentlich sehr nett.“