Zukunft der Pflege wurde im St. Vinzenz Hospital diskutiert „Lunch mit Laumann“

DINSLAKEN · Der demographische Wandel kommt und mit ihm neue Anforderungen an die professionell Pflegenden. Wie sieht die Zukunft der Pflege aus, was kann getan werden, um den Pflegeberuf gerade für jüngere Menschen wieder attraktiver zu machen und was bedeutet die generalistische Ausbildung?

Kamen locker ins Gespräch, vl. Manfred Lübke, Pflegedirektor St. Vinzenz Hospital, Winfried Kopp, Leiter des St. Franziskus Altenheims. Schwester Mediatrix Nies, Karl-Josef Laumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Ingo Morell, Geschäftsführer GFO und Dr. Christoph Heller, Geschäftsführer St. Vinzenz Hospital.

Foto: Scholtheis

Fragen über Fragen, die es zu klären gilt.


Zum lockeren Lunch-Gespräch war deshalb nun Karl-Josef Laumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, im Medienzentrum des St. Vinzenz Hospitals zu Gast und stand zahlreichen Vertretern der Kranken-und Altenpflege Rede und Antwort.

Eine zentrale Frage beim "Lunch mit Laumann" war "Was bedeutet die generalistische Ausbildung?"
Für die generalistische Pflegeausbildung werden die drei Pflegefachberufe "Altenpflege", "Gesundheits- und Krankenpflege" und "Gesundheits- und Kinderkrankenpflege" zusammengeführt. Es entsteht ein neuer Pflegeberuf mit Schwerpunktsetzung. Laumann dazu mit einem klaren Statement: "Ich bin für eine bodenständige dreijährige Ausbildung, die möglichst breit gefächert ist, um den Marktwert der Pflegekräfte wieder zu steigern."
Ein weiterer Punkt, der zur Diskussion stand, war die Entbürokratisierung der Arbeit der professionell Pflegenden. Viele Pflegekräfte, aber auch Angehörige von Pflegebedürftigen sind unzufrieden mit dem Umfang des bürokratischen Aufwands in der Pflege. "Wir haben zu wenig Zeit für den Patienten selbst", war die einhellige Meinung der anwesenden Pflegevertreter. Eine Krankenpflegerin, die Wach-Koma Bewohner betreut, nennt die Dinge beim Namen: "Die Pflegedokumentation nehmen uns schlicht und einfach die Zeit weg. Dabei ist auch Zuneigung und Zuwendung, insbesondere bei Wach-Koma Bewohnern besonders wichtig. Früher sind wir mit ihnen in die Disco gegangen. Das geht heute nicht mehr." Das Bundesministerium für Gesundheit hat ein Projekt zum Bürokratieabbau in der Pflege finanziell unterstützt. Laumann aber ganz klar: "Über bezahlte Fachkräfte genügend Zuwendung für die Patienten zu erhalten, das werden wir jedoch nicht hinkriegen."
Ab 2017 werden die bestehenden drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt. Schon lange wird diskutiert, dass die Bedürfnisse Pflegebedürftiger mit eingeschränkter Alltagskompetenz bei den bisherigen drei Pflegestufen eindeutig zu kurz kämen. Für die Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes kalkuliert Laumann pro Jahr mit rund 2 bis 2,5 Mrd. Euro. Bedingt durch den Demographischen Wandel, so Laumann weiter, wird die Zahl der erwarteten Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2050 bis zu 3,9 Millionen steigen.
Für absolut notwendig hält der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung den Pflege-TÜV. Er sei zwar noch verbesserungswürdig, aber richtig: "Ich bin auch für unangemeldete Kontrollen in den Einrichtungen!"
Klar auf der Hand liegt neben der Tatsache, dass es einfach zu wenig neues Pflegepersonal in Deutschland gibt, auch, dass die Qualifikation häufig zu niedrig ist. Die Anforderungen an den Pflegeberuf werden vielfältiger. Eine Aufwertung des Pflegeberufes könne daher die Akademisierung darstellen. Laumann: "Die Akademisierung muss in bestimme Bahnen gebracht werden, zum Beispiel mit einem richtigen Studium, das durch BAfög unterstützt wird." Zudem könnte der Pflegeberuf so mehr Anerkennung finden. Doch wo holt man neue, interessierte Pflegekräfte her? "Auch wenn sich in Deutschland nicht genügend Leute finden, die an einer Pflegeausbildung interessiert sind, kann das Problem auch nicht über Zuwanderung gelöst werden. Hier sollte in der eigenen Bevölkerung gesucht werden, denn gerade die Sprache ist in der Pflege wichtig!", betonte Laumann.