Fotos, Geschichten und Gedichte "Heimat"-Ausstellung in Baerl

Baerl · Die evangelische Kirchengemeinde, unterstützt vom Heimat- und Bürgerverein Baerl spürt in einer sehenswerten und liebevollen Ausstellung der Frage nach "Heimat" im Duisburger Stadtteil Baerl nach.

Brigitte Buchmann und Günter Müller bei der Betrachtung der Foto-Gegenüberstellungen.

Foto: Schäffer

"Es gab drei Fährverbindungen nach Baerl, eine Straßenbahn, den Bahnhof der Reichsbahn und auch die Rheinberger Kreisbahn hatte eine Verbindung aufgebaut." Wenn Brigitte Buchmann erzählt, ersteht das Dorf Baerl aus den Jahren kurz nach 1900 vor dem inneren Auge wie in einem Film. Damals gehörte die stark wachsende Zechensiedlung Meerbeck zu Baerl, Baerl stieg auf zur selbstständigen Bürgermeisterei. Die Bevölkerung aus den umliegenden Industrierevieren kam an den Wochenenden in den Ort mit seinen zwei Mühlen, dem Baerler Busch, und den zahlreichen Ausflugsgaststätten, um etwas Schönes abseits vom Alltag zu sehen und zu erleben. Und eigentlich, so weiß die Archivbeauftragte des Heimat- und Bürgervereins, ist es heute immer noch so. "Nach wie vor kommen viele Gäste in den flächenmäßig größten Stadtteil Duisburgs mit der Dorfkirche und der schön restaurierten Lohmühle und den Restaurants. Aber jetzt ist das Verkehrsmittel der Wahl das Auto oder das Fahrrad."

Um herauszufinden, was in den vielen Jahrzehnten des intensiven Wandels das Wort "Heimat" für Baerl bedeutet hat, haben die Ev. Kirchengemeinde Baerl, das Neue Ev. Forum Kirchenkreis Moers und der Baerler Heimat- und Bürgerverein eine Ausstellung konzipiert. Sie ist nicht nur für die Menschen aus Baerl interessant. Zu sehen sind schöne Bilder vom zugefrorenen Rhein und der Eisenbahnbrücke im Nebel oder dem hübschen Büdchen am Baerler Busch, das schon lange nicht mehr steht. "Daneben hängen wir aktuelle Fotos derselben Orte, ganz frisch aus derselben Perspektive aufgenommen wie der damaligen. Sie bilden unsere heutige Heimat ab", erklärt Buchmann das Konzept der Ausstellung. "Daraus ergibt sich das Bewusstsein für den Ort als eines geschichtlichen, der gewachsen ist und in der Zukunft zu dem werden wird, was wir daraus machen."

Zum Konzept der Ausstellung gehört auch, dass die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben, eigene Gedanken zu äußern. "Das Ganze ist interaktiv aufgebaut, jeder kann uns sagen bzw. aufschreiben, was ihm Heimat bedeutet, egal ob als nüchternen Text, als Geschichten oder Gedichte", sagt Günter Müller von der Ev. Kirchengemeinde Baerl. Als besonderes Bonbon wird stündlich der mit dem Soester Filmpreis prämierte Film "Ein ganz normaler Tag" gezeigt. "Er ist ein historischer Streifzug durch den Ort mit Augenzwinkern. Aber mehr möchte ich nicht verraten, außer, dass er auch den Kampf des alten historisch verbürgten Adelsgeschlechts de Barle gegen weniger verbürgte dunkle Mächte darstellt", lacht Buchmann. 

Ganz in der langen gastfreundlichen Tradition des Ortes wird es an den beiden Tagender Ausstellung auch Leckeres zu essen geben. Z. B. das ortstypische Krenteweck: Weißbrot mit Rosinen und Rübenkraut oder Käse. "Die Ausstellung ist interessant für die Menschen aus Duisburg und Moers, wozu Baerl vor der kommunalen Neuordnung 1975 ja eng gehörte", weiß Müller. "Aber wir hoffen auch diejenigen im Ort einladen zu können, die noch nicht so verwurzelt sind." Schöne Bilder von damals und heute sowie eine einladende Atmosphäre — "Wäre ein Wunder, wenn man nach dem Besuch bei uns nicht genauer wüsste, was Heimat bedeutet."