Neukirchen-Vluyn Enni baut Solarpark für krisenfestes Wasserwerk

Neukirchen-Vluyn · Nach einer intensiven Planungs- und Genehmigungsphase baut die ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (Enni) aktuell über das Tochterunternehmen ENNI Solar am Niederrhein ihren fünften Solarpark.

Stefan Krämer, Stephan Scholz und Markus Traud waren bei Baubeginn vor Ort.

Foto: Enni

Das Sonnenkraftwerk in Neukirchen-Vluyn ist dabei nicht nur ökologisch wertvoll, sondern hat Modellcharakter. Als erster Wasseranbieter des Kreises Wesel wird das Unternehmen mit regenerativ erzeugtem Strom die Trinkwasserversorgung für den Krisenfall absichern, für den der Gesetzgeber nach den geopolitischen Entwicklungen der Russland-Ukraine-Krise besondere Strategien von allen Wasseranbietern gefordert hatte. So wird Enni am Wasserwerk in Niep-Süsselheide neben dem Solarpark auch einen Batteriespeicher errichten, durch den sie eine vom öffentlichen Stromnetz unabhängige Insellösung schafft. „Damit können wir das Wasserwerk mit seinen 16 Trinkwasserbrunnen im Falle eines Black-Outs tagelang autark weiterbetreiben“, sieht Enni-Geschäftsführer Stefan Krämer hier ein Projekt, dass er auch in anderen Wasserwerken umsetzen wird. Der dreieinhalb Millionen Euro teure, durch das Landesprogramm Progress.NRW geförderte Solarpark wird bis zum Frühjahr entstehen und so auch ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität der Region sein. „Es ist eine spannende Aufgabe, den großen Umbruch der Energieversorgung aktiv mitzugestalten, der durch die Wärmewende weiter beflügelt wird“, sagt Krämer. „Wir werden bis 2030 noch viele Millionen Euro in neue Solar- und Windparks oder Wärmeprojekte investieren.“

In der regenerativen Stromerzeugung bleibt Neukirchen-Vluyn am Niederrhein damit eine Musterkommune. Die Bindestrichstadt verfügt neben dem mit dem deutschen Solarpreis ausgezeichneten Solarpark im Mühlenfeld und dem an der A40 gelegenen Solarpark Hoschenhof bald bereits über das dritte Sonnenkraftwerk. Dazu hat Enni über ihr Tochterunternehmen Enni Solar von einem dort ansässigen Landwirt ein rund dreieinhalb Hektar großes Grundstück am Wasserwerk in der Süsselheide gekauft und in dem sensiblen Bereich der Schutzzone die Genehmigung der Unteren Wasserbehörde für das Projekt erhalten. So laufen bereits die den Bau vorbereitenden Maßnahmen. Das Gelände ist schon eingezäunt, eine Baustraße errichtet. Auf der liefern LKWs Träger, Module oder Wechselrichter an. Die beiden Geschäftsführer der ENNI Solar, Markus Traud und Stephan Scholz, haben den Auftrag an den baden-württembergische Anlagenbauer SPM vergeben, der 2019 am Bau des Solarparks in Moers-Vinn beteiligt war. Deren Experten rammen nun zunächst rund 2.000 Pfosten in den Boden der Süsselheide und werden danach hierauf Träger für die rund 6.000 Module installieren. Mit einer Leistung von 4,3 MWp wird die Anlage jährlich etwa 4,6 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugen, womit Enni rund 1.300 Haushalte mit Ökostrom versorgen könnte. „Primäre Aufgabe des Sonnenkraftwerks ist es aber, den ganzjährigen Betrieb des Wasserwerks sicherzustellen“, betont Scholz. „In den Nachtstunden kompensiert ein Batteriespeicher den Strombezug aus dem Netz.“ Der Speicher hat eine Ladekapazität von 1222 Kilowattstunden und leistet bis zu 500 kW. Erst wenn der Bedarf des Wasserwerks gedeckt ist, speist Enni überschüssigen Strom in das öffentliche Stromnetz ein. „Wir haben die Anlage so geplant, dass wir das Wasserwerk selbst an einem trüben, verregneten Wintertag über die Anlagenkombination aus Solarpark und Batteriespeicher versorgen können“, sagt Markus Traud. „Dadurch kommen wir ohne mit Diesel betriebene Notstromaggregate aus. Dies ist in der sensiblen Wasserschutzzone auch ein Pluspunkt für den Gewässerschutz.“

Läuft alles nach Plan und lässt der Winter die Arbeiten auf der bisherigen Ackerfläche durchweg zu, soll der Park Ende März an das Stromnetz gehen. Schneller wollen die Enni-Solar-Geschäftsführer aber noch weitere Erfolgsmeldungen verkünden. So erwarten die Projektentwickler in Kürze die Baugenehmigungen für weitere Solarparks, etwa im Neukirchen-Vluyner Lorfeld. Auch rund um ihre anderen Wasserwerke will die Enni möglichst bald weitere Solarparks mit Energiespeichern bauen. „Auch damit könnten wir unsere regenerative Erzeugungsquote sukzessive erhöhen und zudem die Wasserversorgung krisensicherer aufstellen.“