Irgendwie waren alle schwer geschafft nach diesem verrückten Spiel. "Ich bin um viele Jahre gealtert", pustete MSV-Chef Ingo Wald nach dem nervenaufreibenden Remis in den Katakomben des Sandhauser Hardtwaldstadions kräftig durch. Und auch Nico Klotz, Torschütze zum 1:2-Anschlusstreffer, stand sichtlich geschafft im Spielertunnel und haderte ein klein wenig. "Klar, wir hätten heute gerne gewonnen um die realistische Chance auf den direkten Klassenerhalt zu wahren. Aber das Remis ist nach dem Spielverlauf auch ein Erfolg für uns."
Und damit hat er wahrlich recht. Denn irgendwie war es bezeichnend und ein Spiegelbild der Saison, was da in Sandhausen auf dem Rasen geschehen ist. Die erste Halbzeit - geschenkt. Kingsley Onuegbu traf in der 20. Minuten den Pfosten. Und auch die Hausherren hatten zwei gute Möglichkeiten. Die Hoffnung bei den MSV-Fans, die einen Großteil der 8000 Zuschauer im Hardtwaldstadion stellten, war groß, dass die zweite Hälfte eine bessere werden würde. Wurde sie aber nicht.
Da half auch die "Mit voller Kraft gegen den Abstieg"-Choreo des Zebra-Anhangs nicht. Die Gastgeber kamen wacher aus den Kabine. Und beim MSV stimmte die Zuordnung gar nicht mehr. Kurz nach der tausendprozentigen Chance von Florian Hübner, die Michael Ratajczak noch vereiteln konnte, war der Duisburger Keeper machtlos. Philipp Klingmann staubte zum 1:0 für Sandhausen ab. Und spätestens nach dem 0:2 durch Korbinian Vollmann in der 75. Minute schien der bis dato schwache MSV mausetot. Aber weit gefehlt. "Wir sind eine Charaktermannschaft und geben uns nie geschlagen. Wir stehen auf und machen weiter. Und es ist der Teamgeist, der uns im Abstiegskampf auszeichnet", gab Kingsley Onuegbu nach der Partie zu Protokoll. Und so war es der eingewechselte Nico Klotz, der an alter Wirkungsstätte in der 80. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Zack waren auch die über 5000 MSV-Fans wieder wach und peitschten ihr Team nach vorne. Mit Erfolg. Drei Minuten später verwandelte Giorgi Chanturia einen Freistoß zum umjubelten Ausgleich.
In der Schlussphase hatten die Gäste das Glück, was sie sich auch erst in der Schlussphase der Saison erarbeitet haben. Der SVS hatte drei Riesenchancen zu Sieg - vergab sie aber allesamt kläglich. Und somit ist die Ausgangslage klar. Der MSV steht jetzt auf dem Relegationsplatz 16, vor Paderborn und Frankfurt. 1860 ist gerettet, auf Düsseldorf sind es für den MSV drei Punkte und sechs Tore Differenz. "Wir schauen nur auf uns und konzentrieren uns jetzt ganz darauf, den Relegationsplatz zu halten. Wir werden alles geben, um die drei Punkte zu holen", gab Nico Klotz die Marschroute vor. Und der "King" ergänzte: "Das wird ein sehr, sehr schweres Spiel für uns. Wir haben Respekt vor Leipzig, aber keine Angst. Wir hoffen natürlich, dass sie noch im Feiermodus sind, wissen aber auch, dass sie uns die Punkte nicht schenken werden."