Denn in diesen 40 Jahren haben sich die Sorgen und Ängste der Frauen, die ins Frauenhaus fliehen, nicht geändert. Vielmehr sind die Anlässe der Flucht weitestgehend gleich geblieben: Gewalt in jeglicher Art, Herabsetzung und Drangsalierung in verbaler und psychischer Form und auch sexuelle Übergriffigkeiten in allen Arten. Dazu gekommen ist aber eine Form der Gewalt, wie es sie vor 40 Jahren nicht gegeben hat: Die Diffamierung im weltweiten Netz und auf sozialen Plattformen. So seien die 40 Jahre eben nicht erfreulich, denn die Notwendigkeit für einen Schutzraum wie das Frauenhaus bestände weiterhin.
Und der wird gebraucht, denn seit Bestehen des Frauenhauses in Duisburg haben 3.687 Frauen und deren 4.091 Kinder hier Schutz gefunden. Allein im vergangenen Jahr mussten 367 Anfragen von Frauen abgewiesen werden, weil man einfach keinen Platz für sie gehabt hätte. Dies liegt auch daran, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der einzelnen Frau zugenommen hat. Waren dies im Jahr 2016 rund 37 Tage, sind es ein Jahr später bereits 54 Tage gewesen. Mit ein Grund für den erhöhten Tagesverbleib ist sicherlich auch die Tatsache, dass inzwischen weniger deutsche Frauen im Frauenhaus Schutz suchen. „Hier geborene, einheimische Frauen haben einfach ein soziales Umfeld aus Freunden, Familie und Bekannten, wo sie Schutz finden können.“ Migrantinnen haben dies sehr häufig nicht, denn ihre sozialen Kontakte sind oft deutlich geringer. Ein Aspekt, der von den Männern auch durchaus gewollt sei, denn so falle es der Frau deutlich schwerer, die eigene Wohnung zu verlassen. Dies gehe sogar so weit, dass Männer mehr oder minder systematisch verhinderten, dass die Frau Deutsch lerne.
Eine weitere Gruppe von Frauen, die in Zukunft stärker betreut werden sollen, sind Frauen mit Behinderungen. Gerade dieser Personenkreis leidet ebenfalls darunter, dass soziale Kontakte oft eher schwierig sind. So seien 75 Prozent aller behinderten Frauen schon mit Gewalt und persönlichen Herabsetzungen konfrontiert gewesen. Um auch diese Frauen besser betreuen zu können, nehmen derzeit zwei Mitarbeiterinnen an einem Gebärdensprachkurs teil, um gehörlosen Frauen besser helfen zu können.
Und noch eins zieht sich durch die Geschichte des Frauenhauses - der Geldmangel. Nur 54 Prozent des Personal-Jahresetats werden vom Land übernommen. Die restlichen Personalkosten müssen aus Spenden finanziert werden, woran die Sparkasse Duisburg über ihre Stiftung seit 1996 einen beträchtlichen Anteil (2,7 Millionen Euro) hat. Allein für dieses Jahr gab es 90.000 Euro.