Die Arbeitslosigkeit und ihre Folgen bleiben eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen, aber „das ist ein Feld, was mir viel zu leise ist“, betont Matthias Merbecks, Geschäftsführer des Volksvereins. Die Arbeitslosigkeit in Mönchengladbach steige und niemand mache großes Aufheben davon. Tatsächlich lag die Arbeitslosenquote Ende 2024 bei zehn Prozent, wobei man im Volksverein von einer realistischen Unterbeschäftigtenquote von 13 Prozent ausgeht. Diese Zahl zeige das wahre Defizit an regulärer Beschäftigung – „und genau dahinter stehen die Menschen, um die wir uns hier kümmern“, so Merbecks.
Bilden, arbeiten, begegnen, beraten – das waren und sind die klassischen Tätigkeitsschwerpunkte im Volksverein, die mit Zahlen untermauert wurden: Fast 300 Personen waren in den Arbeitsangeboten beschäftigt, während die Bildungsangebote 2 400 Teilnehmende hatten. Neue Kurse „außer der Reihe“, zum Beispiel aus den Bereichen Philosophie oder Entspannung/Meditation, wurden sehr gut angenommen. „Wir nehmen ein verändertes Selbstverständnis der Menschen wahr, die sich nicht länger nur als arm und hilfsbedürftig sehen“, nennt Stefanie Neumann, Leiterin des Sozialdienstes, Gründe für den Erfolg dieser Angebote.
Zu den Bereichen, in denen arbeitslose Menschen Beschäftigung finden, gehören unter anderem die Holzwerkstatt, das Straßenrandreinigungsprojekt Clean up sowie Hauswirtschaft und Rapsmühle. Im Fahrradprojekt haben sich bis zu zehn Mitarbeiter um einen guten Zustand der Radwege gekümmert; wegen gestrichener Fördermittel gibt es dieses Angebot seit diesem Jahr leider nicht mehr.
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Volksverein ist der Secondhand-Bereich mit Möbelhalle, Altkleidersammlung und Containerleerung sowie den fünf Secondhand-Shops. In letzteren konnten die Umsätze durchschnittlich um fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden; sicherlich auch Ergebnis der Modernisierung der Ladenlokale. Problematisch bleibt die Lage auf dem Altkleidermarkt: Billigware sorgt für einen Preisverfall, Containerstandorte vermüllen, Kleidung wird nicht ordnungsgemäß entsorgt – „wir bleiben aber dran und suchen nach nachhaltigen Lösungen, nicht zuletzt um in diesem Bereich weiter Menschen beschäftigen zu können“, erklärt Vertriebsleiter Peter Settele.
Breiten Raum nimmt im Volksverein die sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmenden ein. Die Herausforderungen in diesem Bereich sind vielfältig: Einsamkeit, finanzielle Schwierigkeiten, Umgang mit Behörden, Digitalisierung, sehr wenige oder überhaupt keine deutschen Sprachkenntnisse und, und, und ... Eine Entwicklung macht den Verantwortlichen große Sorgen: „Immer weniger Menschen wechseln nach ihrer Tätigkeit hier im Volksverein in Arbeit“, sagt Matthias Merbecks. Gründe seien beispielsweise multiple Erkrankungen der betroffenen Personen (keine offizielle Anerkennung der Erwerbsunfähigkeit) oder fehlende Qualifikationen für hoch strukturierte Arbeitsplätze.
Bleibt die wirtschaftliche Lage: „Wir konnten eine super schwarze Null erwirtschaften“, freut sich Merbecks. Dennoch stellten Kürzungen bei öffentlichen Zuschüssen, steigende Tarifabschlüsse und höhere Lohnnebenkosten zunehmende Belastungen dar.