Digitalpaten, Hitzetelefon und Trinkbrunnen Seniorenrat bleibt am Ball

Mönchengladbach · Gerade zwei Jahre alt ist er, und hat schon einiges in der Stadt angestoßen: der Seniorenrat Mönchengladbach. In dieser Woche haben der Vorsitz und die Leiter der Arbeitskreise von ihren Aktivitäten 2024 berichtet und einen Ausblick auf ihre Pläne für 2025 gegeben. Eins ist klar: Auch wenn man ihnen vorerst wohl noch nicht die angestrebte Urwahl zugesteht – mit den Senioren muss man rechnen!

Schon einiges angestoßen, noch viel vor: der Seniorenrat Mönchengladbach (v.l.): Norbert Bude, Birgit Weber, Hartmut Wellsow (stellv. Vorsitzender), Dr. Herbert Loock, Brigitte Brouns (Vorsitzende). Foto: Petra Käding

Foto: Petra Käding

Etwa jeder dritte Mönchengladbacher ist über 60 Jahre alt. Und es werden in den nächsten Jahren noch mehr, denn die so genannten Babyboomer kommen in die Jahre. Ja, die Zeit ist reif für den Seniorenrat.

„2024 haben wir mit der Arbeit in vier Arbeitskreisen – Digitale Welt, Mobilität, Wohnen, Kommunikation – angefangen und schon einige Sachen angestoßen“, sagt die 1. Vorsitzende, Brigitte Brouns, und beginnt, aufzuzählen: „Im Oktober 2023 haben wir einen Antrag auf Trinkbrunnen gestellt – und im Sommer 2024 wurden schon die ersten in der Innenstadt eingeweiht. Fünf sollen es bis zum nächsten Sommer sein, aber unser Ziel ist, dass es sie auch in den Außenbezirken gibt – wir bleiben am Ball!“

Ebenfalls beantragt habe der Seniorenrat ein Hitzetelefon, das registrierte Bürger über 60 Jahren anrufen und warnen soll, wenn die Temperaturen im Sommer so hoch steigen, dass sie zur Belastung/Gefahr werden. Auch gehe ein beantragtes Toilettenkonzept bereits durch die Verwaltung. Die nette Toilette reiche nicht, so Brouns. Die digitale Information über die Standorte sei schwierig für viele Senioren, außerdem seien viele der „netten Toiletten“ nicht barrierefrei.

Dies seien nur drei von rund 20 Anträgen des Seniorenrates. „Wir sind aber auch selbst aktiv geworden und zum Beispiel auf die mags zugegangen“, erklärt Brouns. Um der Einsamkeit von alten Menschen entgegenzuwirken, stelle diese auf eigene Kosten – dem Seniorenrat selbst stünden nur 5 000 Euro fürs Jahr zur Verfügung – bis zum Sommer 2025 zehn „Bänke der Begegnung“ auf. Sehr erfolgreich seien auch Infotage, etwa mit der AOK zum Thema Gesundheit oder mit dem Verein „Alternsgerechtes Mönchengladbach e.V.“ zum Thema Wohnen, gewesen. Einen Gesundheitstag solle es auch 2025 wieder geben.

Birgit Weber, Leiterin des Arbeitskreises „Digitale Welt“, hebt die Bedeutung von digitaler Bildung der Senioren hervor. „Man kann ja immer weniger ohne Smartphone machen“, erklärt sie und verweist auf die inzwischen 24 ausgebildeten Digitalpaten, die Senioren insbesondere am Smartphone „fit machen“. Jeden 1. Dienstag und 3. Donnerstag im Monat gebe es, jeweils von 10.15 bis 12.15 Uhr, eine Beratung in der Zentralbibliothek. Andere Digitalpaten seien in kirchlichen Seniorenkreisen und Altenheimen unterwegs. Auch an der diesjährigen Digitalwoche vom 23. bis 29. Juni wolle der Seniorenrat wieder teilnehmen.

Der Arbeitskreis Mobilität dreht sich vor allem um die drei Punkte Nahverkehrsplan (bis 2027 ist ein neuer fällig), neues Dienstleistungszentrum am Rheydter Hauptbahnhof (Fahrgastinfo, zurzeit keine Beratung zu Fernverbindungen) und das Erstellen von Wahlprüfsteinen rund ums Thema Senioren und Mobilität für die im September anstehende Kommunalwahl, wie Norbert Bude erklärt.

Im Arbeitskreis Wohnen gehe es u.a. um Fragen wie „Wie kann man den sozialen Wohnungsbau für Senioren fördern?“ Auch sei wieder eine Veranstaltung zum Thema Senioren und Wohnen geplant, erklärt Brouns, stellvertretend für den erkrankten Arbeitskreisleiter Roland Heerstrass.

Im Arbeitskreis „Kommunikation“, möchte Dr. Herbert Loock vor allem eines: „mit den Leuten reden, zuhören, sie fragen: ‚welche Wünsche/Anliegen haben Sie an die Stadt?‘“ – in den Seniorenkreisen und Treffs der Kirchengemeinden. Seine Erfahrung nach sind die Antworten „überwiegend identisch“. Vielen gehe es um Toiletten in der Stadt, um Probleme in der digitalen Welt, um ihre Sicherheit, besonders in der Dunkelheit, um Mobilität, etwa rund um den Abteiberg und Alten Markt, um Busanschlüsse, aber auch um Wartehäuschen an den Haltestellen – „ein Punkt, den wir angehen werden“, so der Arbeitskreisleiter. „Ebenso wie das Thema Soziale Teilhabe, die Prävention gegen Isloation im Alter. Es gibt Senioren, die sagen ‚Ich habe Angst, dass ich sterbe und niemand merkt es‘...“

Drängende Themen in einer Stadt mit rund 82 000 Menschen über 60. Dass der Seniorenrat bei der für 2025 anstehenden Wahl trotzdem wieder nur in einem komplizierten Verfahren über Delegierte und nicht offen per Urwahl gewählt werden soll, weil „zu aufwendig, zu teuer“, wie der stellvertretende Vorsitzende Hartmut Wellsow mutmaßt, ist enttäuschend für die engagierten Senioren. „Demokratie darf etwas kosten!“, findet Norbert Bude.