Expertin erklärt Grundregeln beim Pilzesammeln Finger weg von fremden Pilzen

Mönchengladbach · Es ging diese Woche bundesweit durch die Medien: Drei Kinder kämpfen in der Uniklinik Essen um ihr Leben, weil sie selbst gesammelte Pilze gegessen haben. Offenbar wurde der hochgiftige Knollenblätterpilz mit einem Speisepilz verwechselt. Der Extra-Tipp hat die Korschenbroicher Pilzexpertin Nadine Eiben gefragt, wie man sich vor solchen Verwechslungen schützen kann.

Der grüne Knollenblätterpilz gehört zu den giftigsten Pilzen überhaupt. Die enthaltenen Amatoxine und Phallotoxine führen zu Leberversagen. Schon kleinste Mengen können tödlich sein. Zu seinen Merkmalen zählen die Manschette und die Knolle.

Foto: Igor Kramar - stock.adobe.com/Igor Kramar

Nadine Eiben, Pilzcoach bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), hat in den letzten Tagen einige Medienanfragen beantworten müssen. Die Katastrophe hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt: Offenbar hatten sich drei Kinder und der Vater von einem der Kinder mit selbst gesammelten Waldpilzen vergiftet. Der Knollenblätterpilz, einer der giftigsten Pilze überhaupt, sei unter die Speisepilze geraten. Sein Gift führt zu schweren Leberschäden.

„Wer ein paar einfache Grundsätze beherzigt, kann sich vor solchen Unglücken schützen“, so die Naturführerin. Einer davon sei: „Lamellenpilze sind nichts für Anfänger.“ Eine andere Regel besagt: „Finger weg von Pilzen, die man nicht wirklich genau kennt.“

Frühere Generationen seien mit entsprechendem Wissen aufgewachsen, heute kenne sich kaum noch einer so selbstverständlich aus. „Wenn ich in Schulen unterrichte, erkläre ich den Kindern immer die Fünf-Finger-Regel“, sagt Nadine Eiben. Die sei auch ein guter Tipp für erwachsene Pilzsammler. Die Regel besagt: Ein ungefährlicher Pilz hat einen Hut, einen Stiel, Röhren, Brauntöne und nichts Rotes. Wenn man diese Merkmale berücksichtige, könne ein derartiges Unglück eigentlich nicht passieren, sagt Pilzcoach Eiben. Zusätzliche Sicherheit biete auch das komplette Ausgraben der Pilze. „Wer sie abschneidet, kann nicht sehen, ob sie eine Knolle – wie etwa der Knollenblätterpilz – haben“, sagt die Expertin. Der eigentliche Pilz sei das Geflecht aus Myzelien im Boden, der sichtbare Pilz die Frucht. Durch das Ausgraben würde also nichts zerstört.

Nicht schaden könne auch, die gesammelten Pilze zu fotografieren, um im Falle eines Falles schnell zu wissen, wenn etwas im Pilzkorb gewesen sei, was da nicht hingehöre. Nadine Eiben warnt ausdrücklich davor, sich bei der Bestimmung auf Pflanzen-Apps zu verlassen: „Die Merkmale können bei Pilzen im Gegensatz zu anderen Pflanzen sehr unterschiedlich und irreführend aussehen.“ Die App erkenne dann die Pilze mitunter nicht zuverlässig.

Die Naturführerin ist begeisterter Fan von Pilzen. „Man sollte sie nicht verteufeln“, sagt sie. „Pilze sind notwendiger Teil der Natur, ohne sie funktioniert nichts.“ Wer allerdings Speisepilze sammeln wolle, der müsse auch das Einmaleins der Pilzkunde kennen. Dazu gehöre, zu wissen, was Röhren, Lamellen und Sporen seien und wie man ein Pilzbestimmungsbuch benutzt. Sie selber interessiert sich vor allem wissenschaftlich für alle Arten von Pilzen, egal ob giftig oder nicht, und isst sie selber nur selten. In ihren Kursen geht es vornehmlich um ihre Bestimmung und das Erleben der Natur.

Pilze sammeln ist übrigens in öffentlichen Wäldern erlaubt, wenn sie nicht Nationalpark oder Teil eines Naturschutzgebietes sind. Pro Kopf und Tag darf ein Kilo Speisepilze gesammelt werden.

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