Mitgliederversammlung und Spende Der „Schluff“ braucht dringend Geld

Krefeld · Auf der Mitgliederversammlung des Schluffvereins wurde deutlich, wie bedroht Krefelds „rollendes Denkmal“ ist.

 Carsten Liedtke, Vorsitzender des Schluffvereins, und Gastronomin Anne Furth freuen sich über die 5000 Euro-Spende.

Carsten Liedtke, Vorsitzender des Schluffvereins, und Gastronomin Anne Furth freuen sich über die 5000 Euro-Spende.

Foto: SWK

Der Schluff und seine alte Dame, die historische Dampflock Graf Bismarck XV, sie sind gewiss in die Jahre gekommen und müssen hier und da gepflegt werden. Grad eben ist die Graf Bismark wieder in liebevoller Reparatur, alles Handarbeit, Spezialwissen. Dennoch war die jüngste Benefiz-Jazz-Fahrt mit einer – zugegeben uncharmanteren - Ersatzlok ausverkauft. 5000 Euro kamen dabei als Reinerlös herum. Geld, das Krefelds rollendes Wahrzeichen dringend benötigt, wie auf der Mitgliederversammlung jetzt mehr als deutlich wurde.

Im Zuge der „Schluff und Schlüffken“-Benefizfahrt mit zackigem Live-Jazz, schmackhaften Kartoffelsüppchen und kaltem Schlüffken sollten die Gäste spenden statt zahlen. Dies taten sie. Am Ende standen 5000 Euro Reinerlös zu Buche, was Anne Furth vom „Nordbahnhof“ tierisch freute: „Genial, dazu eine Top-Stimmung, da lohnt sich der Einsatz doppelt.“

Tatsächlich gab’s bei der Mitgliederversammlung des Schluff-Heimatvereins „Schluff und historische Verkehrsmittel Krefeld“ kurz darauf dankbare, aber durchaus auch ernstere Töne. SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke sprach in seiner Rolle als Vereinsvorsitzender von einer „angespannten finanziellen Situation“. Das ist kein Wunder. Für die fällige Hauptuntersuchung der alten Dame in Meiningen musste der Verein 2023 exorbitante 851 249 Euro berappen.

Da erscheint das erfreuliche Spendenaufkommen von 59.929 Euro im Gesamtjahr 2023 fast schon wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Gros davon kommt von einem der treuesten Unterstützer des Schluffs, dem Autohaus Borgmann, und den immer noch erfreulich zahlreichen Schienenpaten. Die Einnahmen 2023 werden ergänzt durch Mitgliedsbeiträge von 7297 Euro, Mietzins für Sonderveranstaltungen von 4412 Euro und den Einnahmen aus dem Museum von knapp 300 Euro. Nur weil die SWK Mobil mit einer Liquiditätsüberlassung von einer halben Millionen Euro eingesprungen ist und der Kontostand zu Ende 2022 noch bei mühsam angesparten 279 000 Euro lag, war der Verein zum 31. Dezember 2023 mit knapp 4000 Euro leicht in den schwarzen Zahlen.

„Wir sparen uns von Hauptuntersuchung zu Hauptuntersuchung“, erklärt Liedtke. „Und die dürfte 2030, so lange haben wir immerhin Zeit, noch teurer werden. Ganz klar: Alleine schaffen wir das nicht.“ Mit Blick nach vorne wird der Verein in den nächsten Jahren trotz einer großzügigen Zuwendung durch die Sparkassenstiftung von 100 000 Euro und einer erwarteten Steuerrückzahlung aus der Hauptuntersuchung von 135 000 Euro perspektivisch in eine nicht unerhebliche Unterdeckung gleiten.

Ehrenamt, ein Kraftakt. Immerhin: Die Freunde des Schluffs guttieren es und es werden sukzessive wieder mehr. 2023 stieg die Anzahl der Mitglieder auf 160 und „es dürfen auch gern mehr als 200 sein“, gibt Liedtke ein nächstes Ziel aus. Der Erhalt des Wahrzeichens, das in Krefeld schon Generationen fasziniert hat, habe nur eine Chance, „wenn wir es immer wieder schaffen, den Schluff in das Bewusstsein der Menschen zu rücken“. Das gelingt durch solche Sonder-Aktionen wie der Jazz-Tour, das gelingt durch die sage und schreibe nach vier Minuten ausverkauften Nikolausfahrten. Mancher feiert seine Hochzeit im Schluff. Außerdem versuchen die Schluff-Vertreter Anreize zu schaffen. Dazu gehört sicher das bevorzugte Zugriffsrecht von Mitgliedern auf die so begehrten Nikolausfahrten Anfang Dezember, dazu gehören ganz einfache Gesten wie der kostenlose „Lokführerspieß“ im Nordbahnhof oder ganz einfach die Barrierefreiheit, Tickets ganz einfach online kaufen zu können.

Und es soll weitere Mehrwerte geben. Ideen, wie sie Dorothee Winkmann über fast drei Jahrzehnte für den Schluff und seine Vermarktung eingebracht hat. Dem durch die Kassenprüfer und die Versammlung entlasteten neuen Vorstand wird sie nicht mehr angehören. „Es wird Zeit für neue Aufgaben“, erklärt die umtriebige Pensionärin, die von Carsten Liedtke entsprechend gewürdigt wurde. Personell tritt die Vereinsführung sonst wieder in der gleichen Konstellation an. Mit Respekt, aber auch mit jeder Menge Dampf.