Krefeld Integration durch linke Haken

Krefeld · Junge Flüchtlinge lernen bei dem gebürtigen Nigerianer Farouk Ajagbe (45) mit viel Spaß Boxen - und ganz nebenbei Lektionen in Disziplin, Pünktlichkeit und Respekt.

Faruk Ajagbe (r.) trainiert mit jungen Flüchtlingen und weiteren Schülern der Hauptschule Prinz-Ferdinand-Straße.

Foto: jps

Bevor die Boxhandschuhe übergestreift werden, muss erstmal der Schweiß fließen. Trainer Farouk Ajagbe startet mit ein paar Aufwärm-Einheiten: Kniehebelauf, Kniebeugen, Sprünge. Die jugendlichen Flüchtlinge und ihre deutschen Klassenkameraden sind mit Eifer bei der Sache.

Wer allerdings erst nach Beginn der Stunde auftaucht, bekommt Nachhilfe in Pünktlichkeit - und muss für jede versäumte Minute zehn Liegestützen machen. "Das mache ich generell so, und es funktioniert", sagt Ajagbe.

Die 18 Jungs, die hier trainieren (der Kurs war auch für Mädchen offen, die dann allerdings lieber alternative Angebote wählten) kommen meist aus der Seiteneinsteigerklasse der Hauptschule Prinz-Ferdinand--Straße. Sport heißt für sie normalerweise: Bewegung in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz.

Eine bestens ausgestatteten Trainingshalle mit echtem Boxring wie bei "Sam Box4you" an der Oelschlägerstraße zu besuchen, ist für die Jugendlichen etwas Besonderes. Sie kommen aus einem Sammelsurium an Ländern: Von Afghanistan über Syrien, bis zur Türkei, Togo und Mazedonien.

Sie alle sind seit etwa sechs Monaten in Krefeld - und hier sprechen sie alle Deutsch. Und das zum Teil akzentfrei und fließend, wie bei Tarek (16) aus Syrien, der freudig erzählt, wie gut ihm der Sport gefällt.

Nach dem Aufwärmen geht es in den Ring. Zu zweit üben die Jugendlichen - einer schlägt, der andere pariert. Gezielt wird auf die gut gepolsterten Boxhandschuhe.

"Disziplin und Konzentration sind das A und O", erklärt Ajagbe, der als Sparringspartner die Runde macht. Zu dem muskelbepackten Box-Coach schauen die jungen Migranten auf. Sein Wort hat Gewicht.

Ajagbe unterstreicht, wie der Sport das Selbstbewusstsein der Flüchtlinge stärkt, wie er ihnen Halt gibt. "Auf der Straße ist die Versuchung groß, Mist zu bauen und sich einfach zu nehmen, was man will. Hier lernen die Jugendlichen, dass sie sich anstrengen müssen, wenn sie etwas schaffen wollen".

Dass es das Box-Projekt überhaupt gibt, geht auf eine Initiative der Hautpschule zurück. Schulleiterin Angelika Brünsing und ihr Team suchten aus einer Reihe von Sportarten Boxen aus. Finanziert wird das Projekt vom SKF. Das Ganze ist übrigens Zeugnis-relevant

Am Ende bekommen die boxenden Jungs der Willkommensklasse eine Bewertung, wie gut sie mitgemacht haben. Diese dürfte durchgehend exzellent ausfallen

(StadtSpiegel)