Schwindende Traditionen 100 liebenswerte Erinnerungen

Krefeld · Manche traditionellen Feste und Bräuche vom Niederrhein drohen in Vergessenheit zu geraten. Der Krefelder Heimatautor Heinz Webers beugt nun vor. Unterstützt von der begabten Illustratorin Susanna Welzel.

Gelungene Zusammenarbeit: Die Designerin Susanna Welzel hat in ihrem Skizzenbuch die Texte von Heinz Webers treffend illustriert. Die Zeichnungen bereichern nun sein neues Heimatbüchlein über Krefelder Feste und Brauchtum. Foto: Müller

Foto: CAK/Müller

Nicht viele Autoren können von sich sagen, dass man ihre Bücher bereits am Format erkennt. Bei Heinz Webers jedoch ist dies der Fall. Die Schriften des rührigen Krefelder Mundartfreundes passen bequem in die Hintertasche einer Hose oder gar die Brusttasche eines Freizeithemdes. Überdies ist jedes Covermotiv wiedererkennbar mit dem Straßenplan der Seidenstadt hinterlegt, gleich ob es sich um die Ausgaben über Krefelder Schimpfwörter oder Krefelder Ehrenbürger handelt.

Ganz neu nun in der Reihe der Werbersschen Heimatbüchlein ist die Ausgabe „Wie es früher war - Feste und Bräuche aus Krefeld und vom Niederrhein“. Wieder im Pocketformat, knallig gelber Umschlag, 145 Seiten und zum kundenfreundlichen Preis von neun Euro. Erhältlich in den Krefelder Buchhandlungen. 

„Die Bedeutung von Festen wird uns oft erst bewusst, wenn sie nicht mehr da sind“, greift Webers die Tendez auf, dass in moderner Zeit viele Anlässe zu feiern in Vergessenheit geraten. Also Grund genug, einmal Rückschau zu halten.

So bedeutete der 3. Februar früher das Ende des Winters. Es ist der Blasiustag, gewidmet einem Märtyrer der Spätantike, in dessen Tradition heute noch in der katholischen Kirche der Blasiussegen gespendet wird. Vorbeugen soll er gegen Halskrankheitn.

Zuweilen würzt Webers die kurzen Geschichten mit persönlichen oder witzigen Anekdoten. So ergänzten die Bauern bei der Bittprozession den göttlichen Segen um den Zusatz, dass auch ihrer Hände Arbeit zur guten Ernte beitrage. Bei einem verwilderten Garten angekommen, soll der ertappte Besitzer entschuldigend bemerkt haben, hier habe er Gott mal alleine machen lassen.

Illustriert sind die über 100 Texte mit wunderbar präzisen Zeichnungen. Sie stammen aus der Feder von Susanna Welzel, einer an der Hochschule Niederrhein studierten Designerin. Sie zeichnete Bilder vom Heiligen Hubertus auf der Jagd, vom Deutschen Michel, vom Osterhasen, dem vertrauten Bollerwagen, von Weihnachtsplätzchen und sogar vom Autor Heinz Webers selbst. Auch das Titelcover hat sie anrührend gestaltet: ein Senior, der auf dem Sofa den Enkeln unterschiedlichen Alters aus einem Buch vorliest. 

So ist ein ebenso praktisches wie liebenswürdiges Lese- und Nachschlagewerk entstanden. Auch dies ein weiteres Stück Krefeld.