Erste Bäume sind gefällt

Mönchengladbach · Viele Wochen haben Anwohner und Naturschützer für den Erhalt der Bäume an der Dahler Landwehr gekämpft. Das Ehepaar Venten hat zuletzt noch die Meinung eines öffentlich bestellten Sachverständigen der Landschaftskammer NRW eingeholt. Der sagt: Bei den meisten rot angekreuzten Bäumen ist eine Fällung nicht erforderlich. Trotzdem bleibt die mags bei Ihrer Einschätzung und hat bereits die Säge angesetzt.

Die Dahler Landwehr ist ein „Bodendenkmal mit prägendem Holzbestand“. Das schützt sie aber genauso wenig vor den Sägen der mags wie ein neues unabhängiges Gutachten.

Foto: Andreas Baum, pixabay

Die schon wieder mit ihren Bäumen!, denkt vielleicht mancher Leser. Aber wenn man die Bäume an der Dahler Landwehr als Stellvertreter für viele andere in Mönchengladbach sieht, geht es um viel mehr. Es geht um Zweifel, die aufkommen - Zweifel an einer Baumfällpolitik, die bei Otto Normalbürger ebenso aufkommt wie bei fachkundigen Naturschützern.

Zur Erinnerung: Es geht um 237 Bäume, die gefällt werden sollen. Nach wiederholten Begehungen und Gesprächen mit Anwohnern, Grünen wie Hajo Siemes und NABU-Vertretern wie Kurt Sasserath hat die mags letzte Woche angekündigt, 20 der Bäume vorerst nicht zu fällen, sondern testweise nur zu „kappen“.

Warum nicht mehr?, ist die Frage, die sich aufdrängt - vor allem, nachdem das Anwohner-Ehepaar Bodo und Dr. Irene Venten noch die Meinung eines öffentlich bestellten Sachverständigen der Landschaftskammer NRW, Dipl.-Ing. Wolf D. Meyer-Ricks, eingeholt hat. Denn sein Gutachten besagt: Bei den meisten rot angekreuzten Bäumen ist eine Fällung nicht erforderlich. „Um die Bäume in einem verkehrssicheren Zustand erhalten zu können, ist aus fachlicher Sicht anzuraten, das Totholz zu entfernen und die Kronen um etwa 25 bis 30 Prozent einzukürzen.“ Er empfehle auch, einen großen Teil der mit einem Kreuz gekennzeichneten Bäume zu erhalten, damit zum Einen das prägende Landschaftsbild der baumbestandenen Landwehr erhalten bleibe und zum Anderen, um zu verhindern, dass die veränderten Windlasten und Strömungsverhältnisse zu Ausbrüchen gesunder Äste beim restlichen Baumbestand führen.

In ihrer Stellungnahme dazu weist die mags erneut auf die fachliche Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Regionalforstamt Niederrhein sowie auf ihre fachliche Zuständigkeit auf Grundlage des Forstrechts hin. „Unser Förster und unsere Forstwirte sind ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Sie handeln nicht willkürlich.“

Zu Meyer-Ricks Einschätzung sagt mags: „Richtig ist, dass bei einigen Bäumen ein sogenannter Pflegeschnitt ausreicht. Um aber die Verkehrssicherungspflicht dauerhaft herzustellen, ist die Entnahme einer gewissen Anzahl leider erforderlich.“ Dies sei sehr transparent bei Terminen mit Anwohnern, BUND, NABU und anderen durch den Förster und den Arboristen dargestellt worden.“ Schlusssatz der mags ist erneut „Unser Ziel ist es immer, so viele Bäume wie möglich zu erhalten“, und dann kommt der Verweis auf rund 30000 Setzlinge, die letztes Jahr allein im Forst gepflanzt worden seien.

Nach einem weiteren Schriftwechsel, diesmal mit Dipl.-Ing. Jan Biehl, Leiter im Bereich Grünunterhaltung bei der mags, gibt sich Anwohner Bodo Venten resigniert. „Wenn ein von der Landschaftskammer NRW öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger hier ganz klar sagt, dass 80 Prozent der geplanten Fällungen durch einen Kronenschnitt verhindert werden können, laufen deren Argumente doch ins Leere.“

Fest steht: Die Fällungen haben begonnen. Einige Bäume wurden mit blauen Kreuzen versehen. Die sollen schnell gefällt werden. Bei denen mit roten Kreuzen soll jeder nochmals vor der Fällung angeschaut werden.

Und von wem? „Von den ’geschulten Baumkontrolleuren’ der mags?, fragt sich Venten, denn er traut denen nicht. „Herr Stops hat gesagt, dass die überwiegende Zahl der Bäume einen Pilzbefall aufweise, den man als Laie nicht erkennen könne. Fakt ist, dass der Sachverständige in dem am stärksten betroffenen Teil, genau einen einzigen Baum mit Pilzbefall entdeckt hat!“

Fakt ist auch: Die Uhr tickt, die Sägen sägen. Begründung der Eile: Das Bundesnaturschutzgesetz schützt das Brutgeschäft unserer Vögel, und das beginnt im März, weshalb Dipl.-Biol. Georg Esser, Abteilungsleiter im Umweltdezernat der Stadt, „zu einem baldmöglichen Beginn der Arbeiten“ geraten hat.

Und die Politik? Dr. Boris Wolkowski (Grüne), Felix Heinrichs (SPD) und Hajo Siemes (Grüne) - alle drei waren sie bei der Begehung am 5. Februar dabei. Und Bodo Venten hat am 14. Februar das Gutachten an alle Fraktionen geschickt, mit der Aufforderung, diese Umweltsünde zu verhindern, die mags zu stoppen. Was herrscht ist: Schweigen im Walde.