Lange Zeit konnten es sich die Deutschen nicht mehr vorstellen, was es heißt, aus einem Krieg heimzukehren. Jetzt jedoch kehren Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan heim. Und plötzlich steht ein Stück auf den Spielplänen vieler deutscher Theater, das eigentlich die Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergibt: „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert.
„Wir haben die direkten Bezüge auf die 40er Jahre herausgenommen“, erklärt Regisseur Matthias Gehrt, der das Drama für die Bühne der Fabrik Heeder inszeniert, „es geht uns um die Seele eines Heimkehrers“. Und diese ist immer versehrt, gleich ob der Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrt, aus Vietnam, dem Irak oder aus Afghanistan.
Adrian Linke spielt in Krefeld den Soldaten Beckmann, der nach dem Krieg von Tür zu Tür irrt und nirgends Anker werfen kann. Die Bedingungen seines Spiels sind nicht einfach. Bühnenbildnerin Gabriele Trinczek hat an der Decke eine Bewässerungsanlage einbauen lassen, die den Dauerregen simuliert, der auf den Soldaten niederprasselt. „Adrian ist nach fünf Minuten nass bis auf die Haut“, sagt Gehrt nicht ohne Bewunderung für Linkes Durchhaltevermögen. Die Nässe verstärkt das Gefühl von Verlorenheit und transponiert sie in ein sinnlich erfahrbares Erlebnis.
Gehrt hat zudem Musik der „Doors“ einspielen lassen: „Die Todessehnsucht des Soldaten Beckmann klingt auch in der Musik an“, befindet der bekennende Doors-Fan.
Der Text des Autors Wolfgang Borchert, 1947 geschrieben, wurde gekürzt und entschlackt. So ist eine straffere Fassung entstanden. „Aber immer noch fasziniert die poetische Sprache“, versichert Dramaturgin Barbara Kastner. In Mönchengladbach war die Aufführung ein voller Erfolg: es mussten dreimal mehr Termine angesetzt werden als geplant. Wie das Krefelder Publikum reagiert, bleibt nun abzuwarten.
Wer sich erst einmal informieren will, dem sei die Soiree am Sonntag, 13. Dezember, um 19.30 Uhr im Glasfoyer des Stadttheaters empfohlen.-
Die Premiere in der Fabrik Heeder ist dann auf Dienstag, 15. Dezember, 20 Uhr, angesetzt.
Weitere Vorstellungen: 27. Dezember, 14. und 22. Januar, 6. und 24. Februar.
Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805-125.