Beifall, Buhrufe und Sprechchöre - im großen Saal des Seidenweberhauses kam immer mal wieder für ein paar Sekunden Stadionatmosphäre auf. Die Fans hatten kurz zuvor draußen demonstriert, viele strömten jetzt in den Saal.
Die Parteien gaben Stellungnahmen zum Mietvertrags-Streit zwischen dem Verein und der städtischen Seidenweberhaus GmbH ab.
Für die Kommunalpolitiker keine ganz einfache Situation: Details aus den vertraulichen, komplizierten Verhandlungen dürfen sie nicht nennen. Und die Stadt befindet sich im Nothaushalt, daher ist der Spielraum der städtischen Töchter beschränkt.
Ein Kompromissangebot von Seidenweberhaus GmbH, SPD und CDU liegt auf dem Tisch. Darin kommt der Vermieter den Pinguinen beim Mietpreis entgegen, möchte aber Zugeständnisse der Pinguine bei Logen und Business-Sitzen.
Das hat der Verein postwendend abgelehnt. Er beziffert den Wert der Zugeständisse auf 200.000 Euro, zu viel, sagen die Pinguine. Aber man hat sich offenbar angenähert.
In der RP nannte Pinguine-Geschäftsführer Robert Haake gerade die "Vermarktung der Logen und Business-Sitze" als Hauptknackpunkt. Konkret geht es noch um die Frage ob die Pinguine 14 oder 17 Logen vermarkten dürfen. Auch die Frage, wer ein Kontingent von 20 Business-Sitzen vermieten darf, ist noch strittig. Können diese beiden Punkte geklärt werden, wäre der Weg zu einem neuen Mietvertrag wohl frei.
Alle Politiker versicherten den Fans, für wie wichtig sie die Existenz der Pinguine für Krefeld halten. CDU-Fraktionschef Philibert Reuters nannte das aktuelle Angebot der Seidenweberhaus GmbH eine "weitgehende, vernünftige Lösung, Eine gute Kombination".
SPD-Ratsherr Benedikt Winzen unterstrich, dass der Verein durch die Vermarktung derLogen und Business-Sitze finanziell vom eigenen sportlichen Erfolg profitiere. Damit der Vermieter Planungssicherheit hat, soll ein langfristiger Vertrag geschlossen werden.
Für die UWG-Ratsgruppe hob Andreas Drabben hervor, dass der KEV selbst sehr viel für die Stadt tue. Und für das Defizit im Stadtsäckel und im KönigPalast, das besseren Vertragskonditionen im Weg steht, seien doch nicht die Pinguine verantwortlich.
Ratsherr Stephan Hagemes (Linke) betonte, dass der Vermieter den Pinguinen seit Monaten Stück für Stück entgegengekommen sei, der Verein aber mit immer neuen Forderungen geantwortet habe. Das vorliegende Eckpunktepapier sei in einigen Punkten (etwa bei der Hallenmiete) deutlich besser für den Verein als das, was die Pinguine im Januar selbst gefordert hätten. Hagemes: "Noch mehr zu fordern, wäre zu viel". Er erntete Buh-Rufe.
Ebenso erging es Daniel John (Grüne) und Joachim C. Heitmann (FDP).
Der FDP-Fraktionschef bezeichnete die aufgeheizte Stimmung auf den Rängen sogar als "Sportpalast-Atmosphäre". Eine Anspielung, die es in sich hat. Der Berliner Sportpalast war bekannt für seine Radrennen - und für die Auftritte von Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels, der dort vor grölenden Anhängern seine berüchtigten Hetzreden hielt. Aus den Reihen der Zuschauer folgten ein wütendes Pfeifkonzert und Zwischenrufe.
Einen an anderer Stelle besonders lauten Zuschauer-Protest kommentierte Oberbürgermeister Gregor Kathstede mit den Worten "Demokratie ist auch Zuhören".
Der OB versicherte: "was den Rat eint, ist der Wunsch, den DEL-Standort zu erhalten. Wie der Eiffelturm zu Paris, so gehören die Pinguine zu Krefeld". Dafür gab es donnernden Applaus. Kathstede schloss mit dem Satz: "Haben Sie Vertrauen. Ich bin zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommt".