Im Mai will sich die FDP endlich entscheiden. Als einzige der etablierten Parteien hat sie noch keinen Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl im September benannt. Zwar haben die Liberalen einen geheimen Wunschkandidaten. Der heißt Otto Fricke und genießt weit über die Parteigrenzen hinaus hohes Ansehen. Denn Fricke hat Erfahrung im Bundestag, zeichnete sich dort als effektiver Manager aus und nicht zuletzt: er tritt stets freundlich und locker auf, hat keinerlei Star-Allüren.
Eigentlich die besten Voraussetzungen für eine Kandidatur in seiner Heimatstadt. Doch sein Problem heißt FDP. Die Partei ist zu klein, um dem Polit-Profi eine erfolgversprechende Basis bieten zu können.
Also sprach FDP-Vorsitzender Joachim C. Heitmann einst bei der CDU vor, ob man nicht einen gemeinsamen OB-Kandidaten ins Rennen schicken wolle. Nämlich Otto Fricke. "Die Anregung dazu kam aus Kreisen der Bürgerschaft", betont Heitmann. Doch die Union nominierte lieber ihren eigenen Mann: Peter Vermeulen. Die Fricke-Idee schien gestorben.
Doch dann fiel Vermeulen durch "einige irritierende Äußerungen" auf, wie Heitmann registrierte. Da ging es um angeblich rechtswidrige Kita-Gebühren oder auch um das Rheinblick-Projekt, zu dem Vermeulen persönliche Interessen unterstellt wurden. Heitmann registrierte weiter, dass sich zweifelnde Stimmen mehrten: "Es wird sehr eng", schätzt auch Heitmann selbst die Stimmung ein.
So unternahm der FDP-Vorsitzende vor Ostern noch einmal einen Vorstoß bei CDU-Fraktionschef Philibert Reuters: Ob man sich nicht doch noch auf Otto Fricke als gemeinsamen Kandidaten einigen wolle. Nach Ostern wollte Heitmann darüber auch noch mit CDU-Parteichef Marc Blondin sprechen.
Doch dieser kam Heitmanns Gesprächswunsch mit einer prompten Antwort zuvor: "Die CDU Krefeld sieht in dem Heitmann-Vorstoß für eine Kandidatur von Herrn Fricke einen untauglichen Versuch, um Zustimmung aus den Reihen der Union zu werben." Die Partei bleibe bei ihrer Entscheidung für Peter Vermeulen. Blondin: "Die CDU steht zu 100 Prozent hinter dem Kandidaten." Mit dieser klaren Absage scheint für die FDP der Fricke-Traum endgültig geplatzt.
Was nun ? "Die FDP hat drei Optionen", analysiert Joachim C. Heitmann kühl. Sie könne einen der anderen Kandidaten unterstützen (CDU:Peter Vermeulen; SPD: Frank Meyer; Grüne: Thorsten Hansen) oder sich bei der OB-Wahl gänzlich neutral verhalten. Entscheidend für eine dieser Positionen dürfte die Haushaltsdebatte Ende April sein. Dann geht es um das Leib- und Magen-Thema der FDP: Verhinderung von Steuererhöhungen. Als dritte, aber eher unwahrscheinliche Möglichkeit bliebe noch eine "FDP-pur-Kandidatur" von Parteiliebling Otto Fricke.
Heitmann selbst, der bei den letzten beiden OB-Wahlen gute Ergebnisse holte, schließt eine erneute Bewerbung aus: "Wir haben einen Namen genannt, dabei bleibt es".
Fazit: noch bei keiner OB-Wahl wirkte die blau-gelbe Partei so unschlüssig. Das mag kluge Taktik sein, um eigenen Positionen Gewicht zu verleihen, oder auch Unsicherheit über die eigene Rolle im Krefelder Parteiensystem.
Heitmann aber bleibt gelassen: "Wir haben genügend Zeit". Erst im Frühsommer laufe die Nominierungsfrist ab.