Einsatz für Asylanten/ Ruth Goedeking: „Es ist ein Geben und Nehmen“/ Mehrere Projekte Asylkreis setzt sich weiter ein
Schwalmtal · Gerade erhielt Ruth Goedeking (78) beim Neujahrsempfang von der Gemeinde Schwalmtal die Auszeichnung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Asylkreis. Der Extra-Tipp besuchte sie.
„Zwar bin ich seit vielen Jahren im Asylkreis der evangelischen Gemeinde tätig. Aber schon lange ist das eher eine ökumenische Angelegenheit. Immerhin wurde das Ganze vor ungefähr 25 Jahren mit dem sogenannten Schwalmtaler Modell begründet“, erklärt die agile Witwe des evangelischen Pastors Goedeking. Der ehemalige Bankdirektor Hans-Joachim Schwabe (68) war damals noch Ratsmitglied der Gemeinde Schwalmtal.
Er erinnert sich: „Wir wussten: Wir bekommen Flüchtlinge und müssen die Herausforderungen, die das mit sich bringt, alle gemeinsam stemmen.“ So wurden zunächst überall im Ortsgebiet Container aufgebaut. Verschiedene Teams aus ehrenamtlich aktiven Bürgern besuchten dann auf Initiative der engagierten Amernerin Anni Bühl regelmäßig die Menschen, die in den Containern lebten, boten tatkräftige, zwischenmenschliche und mentale Unterstützung. „Es war eine intensive Zusammenarbeit von verschiedenen Institutionen und Vereinen“, erzählt Ruth Goedeking. Schnell gab es dann eine hauptamtliche Kraft, die diese Arbeit koordinierte. Dann jedoch sparte das Land Mittel ein, und es entstand anstelle der Container die Großunterkunft am Vogelsrather Weg. „Wir waren ungefähr 15 Mitglieder damals im Asylkreis und initiierten ein Bürgerbegehren gegen diesen Plan, da die Unterkunft zu weit entfernt vom Zentrum Waldniels entfernt war und wir auch die Probleme des Zusammenwohnens auf engstem Raum so vieler Kulturen und Nationalitäten für erheblich hielten“, erinnert sich Ruth Goedeking. Und tatsächlich habe es, nachdem die Großunterkunft gebaut war, bei der üblichen Belegung mit rund 65 Menschen dort ein hohes Konfliktpotenzial mit vielen Alltagsproblemen gegeben. „Ganze Familien lebten und kochten dort in einem Raum, nutzten aber die Bereiche zum Spülen und Waschen genauso gemeinsam wie den Sanitärbereich“, erklärt Hans-Joachim Schwabe.
Heute wohnen in der Großunterkunft nur noch rund 35 Männer, für die Flüchtlingsfamilien gibt es in Schwalmtal wieder Wohnungen. Aber immer noch betreut der Asylkreis die Menschen. Es gibt mittlerweile drei Gruppen für Deutschkurse, die von Lehrern ehrenamtlich abgehalten werden. Im Asylkreis gibt es Mediziner und eine Hebamme, die ihr Profiwissen ebenfalls ehrenamtlich in den Dienst der Sache stellen. Außerdem ist eine Fahrradwerkstatt entstanden, in der aus alten Fahrrädern neue, gebrauchsfähige gemacht werden. Geplant ist weiterhin ein Gartenprojekt, Internet soll in den Unterkünften eingerichtet werden. Außerdem wird versucht, ein Kurs für Verfahrensberatung zu initiieren. „Für mich ist es einfach ein Geben und Nehmen, denn ich erhalte auch viel zurück bei dieser Tätigkeit“, sagt Ruth Goedeking.
Für Hans-Joachim Schwabe gibt es noch einen weiteren Grund für sein Engagement: „Die Bibel besteht aus jeder Menge Fluchtgeschichten - deshalb haben bis heute die Flüchtlinge in meinen Augen ein Recht auf Gerechtigkeit und Teilhabe.“