Einen Einkauf erledigen, den Rasen mähen, den Müll rausbringen oder einfach im Haushalt etwas helfen - es sind die kleinen Jobs und Aufgaben, die aber gerade für älteren Menschen in Willich nicht mehr so einfach sind, vor allen Dingen dann, wenn sie alleine sind.
Es sind aber eben auch genau diese kleinen Jobs, die Jugendlichen zwischen 14 und 17 ermöglichen, ihr Taschengeld etwas aufzubessern. „Und genau hier setzt die Taschengeldbörse an“, sagen Melina Friedrich und Ulli Meisel vom Freiwilligenzentrum (FWZ) in Schiefbahn an der Hochstraße. „Dabei fungieren wir aber nur als Vermittlungsstelle“, ergänzt Melina Friedrich. Das Prinzip dahinter ist simpel wie einfach: Jugendliche suchen einen kleinen, unregelmäßigen Job, wo sie ihr Taschengeld aufbessern können, Senioren im gesamten Stadtgebiet suchen Hilfe für eben kleine Aufgaben und Tätigkeiten. Beide - also Jugendliche und Senioren - melden sich bei der Taschengeldbörse im FWZ und werden dort „zusammengebracht“.
„Wir sprechen natürlich mit beiden Parteien, mit den Jugendlichen und mit den Senioren, prüfen, welche Jugendlichen welche Arbeiten verrichten möchten und schauen gleichzeitig, wo Bedarf bei den Senioren ist. Und so können wir, wenn es passt, beide zusammen bringen“, erklärt Melina Friedrich weiter.
Ulli Meisel ergänzt: „Es gibt hier keine Verträge, aber eine Vereinbarung muss schon unterzeichnet werden.“ Gemeint ist damit, dass die Jugendlichen nicht nur bereit sind, den Job zu machen, sondern die Senioren auch gewillt sind, für die Arbeit zwischen fünf oder neun Euro zu zahlen. „Wir wissen aber aus Erfahrung, dass die meisten Senioren doch immer etwas mehr geben“, sagt Melina Friedrich und schmunzelt.
Ziel der Taschengeldbörse ist dabei jedoch etwas ganz anderes - nämlich das soziale Miteinander. „Ziel ist die Förderung des Generationendialoges, ein gutes Miteinander von Jung und Alt“, sagt Ulli Meisel. Und nicht nur das. „Das Projekt fördert die Entwicklung sozialer Kompetenzen, die Übernahme von Verantwortung und steigert die praktischen Fähigkeiten von Jugendlichen“, erklärt Melina Friedrich weiter. „Es sind also kleine Hilfen, mit einer großen Wirkung auf vielen Ebenen.“
Das Projekt ist vor zehn Jahren gestartet - eine (Zwangs)Pause gab es nur in den Coronajahren. Das Zusammenbringen von Jugendlichen und Senioren funktioniert stadtweit „...wobei wir in Neersen und Anrath mehr Jugendliche haben, die einen kleinen Nebenjob suchen, als Senioren, die einen Job anbieten. Wer also hier etwas zu tun hat oder einen Job anbieten möchte, kann sich gerne bei uns melden“, so Friedrich weiter.
Das Schöne an diesem Projekt sei auch, und das wissen Melina Friedrich und Ulli Meisel aus Erfahrung, dass der Kontakt zwischen Jugendlichen und den Senioren auch oft über den Tätigkeitszeitraum hinaus bestehen bleibt. „Die Altersspanne bei diesem Projekt liegt zwischen 14 und 17 Jahren. Wir wissen aber auch, dass selbst mit Erreichen der Volljährigkeit, oft noch der Kontakt zwischen beiden Parteien blieb“, erzählt Melina Friedrich.
So hat ein Jugendlicher berichtet, dass die Taschengeldbörse und die dadurch gefundene Arbeit für ihn eine sehr lehrreiche und schöne Zeit war. Er habe ohne den Job niemals so viel Kontakt mit Senioren gehabt. „Er hat, nachdem er 2018 nicht mehr für die Taschengeldbörse zur Verfügung stand, zum Abschied über eine Seniorin geschrieben ‚...dass sie ihm sehr ans Herzen gewachsen sei und hoffe, dass wir einen Jugendlichen für die ältere Dame finden würden, der die Arbeit dort weiter verrichtet“, berichtet Melina Friedrich.
Zur Jubiläumsfeier am kommenden Samstag hat das Taschengeldbörsen-Team sowohl Senioren und Jugendliche eingeladen, die Teil der Börse sind, es darf aber auch jeder kommen, der Interesse an der Taschengeldbörse hat und das Team vor Ort kennenlernen möchte.
