Interview mit Stadtwerke-Geschäftsführer Tafil Pufja zum Thema Blackout Auf den Blackout vorbereitet sein

Stadt Willich · Blackout in Spanien, Portugal und in Teilen Frankreichs. Was geht, wenn kein Strom mehr geht?

Stadtwerke-Geschäftsführer Tafil Pufja im Gespräch über Gaskrise, Preise, PV-Ausbau und Energiewende.

Foto: Stadtwerke Willich

Und plötzlich war kein Strom mehr da. Nichts ging mehr, ein ganzes Land stand still. Ein großer Blackout hatte in dieser Woche Spanien, Portugal und Teile Frankreichs buchstäblich Lahm gelegt. Doch was ist, wenn der Strom nicht mehr fließt? Kann das auch bei uns passieren? Und wie können wir uns schützen? Können wir das überhaupt? Darüber sprachen wir mit Tafil Pufja, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Willich.

Was ist ein Blackout und wie kann er entstehen?

Ein Blackout ist ein weitreichender, plötzlicher und lang andauernder Stromausfall, bei dem die elektrische Energieversorgung in einer Region oder sogar einem ganzen Land komplett zusammenbricht. Ursachen können hier unterschiedlich sein wie ein technisches Versagen im Stromnetz (z. B. durch Überlastung), eine Naturkatastrophe (z. B. Stürme, Erdbeben, Sonnenstürme), auch ein Cyberangriffe auf die Energieinfrastruktur ist denkbar, eine Fehlerhafte Steuerung oder Koordination in der Netzführung oder Kaskadeneffekte durch Ausfälle in benachbarten Stromnetzen.

Welche Sicherungsmöglichkeiten gibt es, um so einen Blackout zu verhindern?

Als erstes greift hier die Netzstabilisierung durch den Übertragungsnetzbetreiber. In NRW ist das die Amprion mit Sitz in Dortmund. Rund um die Uhr überwachen Netzleitstellen das Stromnetz. Bei Frequenzabweichungen (Schwankungen) oder Überlastung wird sofort eingegriffen und z.B. durch die Zuschaltung von Kraftwerken eingegriffen. Zusätzlich sorgen die Digitalisierung (Stichwort Smart Grids) und intelligente Netze dafür, Netzschwankungen schneller zu analysieren und auszugleichen. Zudem besteht die Möglichkeit z.B. Industrieanlagen gezielt zu reduzieren. Das nennt sich Lastmanagement. Batterien und andere Speicher können helfen, kurzfristige Schwankungen auszugleichen.

Könnte das auch Deutschland respektive unsere Region treffen?

Die Stromversorgung in Deutschland zählt zu den sichersten und zuverlässigsten weltweit. Das deutsche Stromnetz, aber auch unser eigenes, ist sehr stabil, wird kontinuierlich überwacht und durch vielfältige Maßnahmen modernisiert, erweitert und ausgebaut. Dazu gehören unter anderem der Ausbau der Netzinfrastruktur und intelligente Steuerungssysteme. In den kommenden Jahren investieren wir jeweils rund vier Millionen Euro jährlich in die Infrastruktur von Willich und Meerbusch. Gleichzeitig beobachten wir Ereignisse wie die jüngsten Stromausfälle in Südeuropa aufmerksam und analysieren sie im europäischen Kontext. Die enge Abstimmung zwischen den Übertragungsnetzbetreibern auf EU-Ebene trägt entscheidend dazu bei, Risiken frühzeitig zu erkennen und Versorgungsengpässe zu vermeiden.

Können Bürger sich selbst vor so einem Stromausfall schützen – wenn ja, wie?

Schutz vor einem Stromausfall würde nur ein Notstromregenerator bieten. Es gibt aber zahlreiche Tipps, wie sich Haushalte auf einen längeren Stromausfall vorbereiten können

Welche wären das? Haben Sie Beispiele?

Zunächst mal eine sichere Grundausstattung in Sachen Licht & Energie, also Taschenlampen, sie sind besser als Kerzen wegen der Brandgefahr, dann Batterien und/oder Akkus in Reserve. Powerbanks regelmäßig aufladen, Solar-Ladegerät oder Kurbelradio mit Ladefunktion, dann natürlich Nahrung & Wasser, also mindestens zwei Liter Wasser pro Person und Tag (für mehrere Tage), haltbare Lebensmittel (Konserven, Trockenvorräte), Gaskocher oder Campingkocher (nur mit guter Belüftung verwenden!) und für die Kommunikation ein

Kurbel- oder batteriebetriebenes Radio (z. B. DAB+ oder UKW) zur Informationsbeschaffung sowie eine

Liste wichtiger Telefonnummern auch analoge Nummern, falls die Handys nicht mehr funktionieren.

Des weiteren sollte man sich im Haushalt organisieren.

Was meinen Sie damit?

Manuelle Öffnung für elektrische Garagentore oder Rollläden kennen

Notfallbeleuchtung (z. B. LED-Nachtlichter mit Akku), die Türen und Fenster geschlossen halten im Winter, um Wärme zu halten, Kühl-/Gefrierschrank möglichst geschlossen lassen – gefrorene Lebensmittel halten bei geschlossenem Gerät oft bis zu 24 Stunden. Dann sollte man sich Warn-Apps wie NINA, Katwarn oder BIWAPP auf dem Smartphone laden, lokale Behörden und Medien beachten (Radio, ggf. Lautsprecherdurchsagen) und Notrufnummern nur bei echten Notfällen nutzen also hier die 112 oder die 110.

Welches Fazit ziehen Sie also aus der aktuellen Situation?

Das deutsche Stromnetz, aber auch das, welches wir als Stadtwerke betreiben, ist technisch sehr gut abgesichert. Wir erweitern und optimieren unsere Infrastruktur laufend. Ein echter Blackout ist sehr unwahrscheinlich. Wir nehmen ihn dennoch ernst und bereiten uns darauf vor.