Archäologie in Duisburg Welterbe Werthausen
Duisburg · Die Duisburger Stadtarchäologie hat die neue Ausgabe ihrer Jahresberichte „Dispargum“ präsentiert. Band 6 gibt einen Überblick über die archäologischen Aktivitäten 2021 in Duisburg - und noch einiges mehr.
Der Unternehmensberater und Projektentwickler Thomas Sevcik hat in einem Gastbeitrag für die „Zeit“ kürzlich den Kommunen im Revier geraten, mit der Erzählung von der gemeinsamen Metropole aufzuhören, Überschrift: „Das Ende des Ruhrgebiets“. Stattdessen, so Sevcik, stünden die einzelnen Städte des Ruhrgebiets „vor dem größten Comeback aller Zeiten“.
Ein bisschen in diese Richtung geht es auch, wenn der Leiter der Duisburger Stadtarchäologie Kai Thomas Platz Jahr für Jahr kurz vor Weihnachten (Geschenktipp!) den neuen Sammelband seines Hauses vorstellt. Die „Ruhrgebietsüberlieferung“ geht demnach so: Duisburg wurde irgendwann vom Rhein abgeschnitten und fiel zurück in den Schlummer einer Ackerbürgerstadt, aus dem sie erst die industrielle Revolution, das Werden des Ruhrgebiets, weckte. Überholt, ganz und gar falsch, sagt Platz, und Jahr für Jahr belegen das die Beiträge in Dispargum. Mit der Aufbereitung des geplanten Mercatorquartiers vorm Duisburger Rathaus etwa konnten die Archäologen in den letzten Jahren aus dem Vollen schöpfen. Freigelegte Gewölbekeller, Funde aus dem Umkreis der alten Universität bis zurück zur Stadtmauer und Kaiserpfalz bringen ans Licht, dass Duisburg immer schon blühende Handelsstadt war - Hafen inklusive. Duisburger Stahl wurde schon im Mittelalter verschifft. Und dass das reihentitelgebende „Dispargum“ schon im 5. Jahrhundert unser Duisburg meinte, ist mittlerweile auch so gut wie gesichert.
Und endlich gehört auch Duisburg zum Welterbe. Nach wie vor nicht (und vermutlich nie, dazu ist zu viel abgerissen worden) mit dem Landschaftspark Nord (wo die Stadtarchäologie ihren Sitz hat). Sondern: mit einem kleinen Fleckchen Erde auf der linken Rheinseite. Das nur noch als Bodendenkmal erhaltene Kleinkastell Werthausen in Rheinhausen gehörte vermutlich schon seit dem Ende des ersten Jahrhunderts zum Niedergermanischen Limes, der bis ins vierte Jahrhundert hinein das Römische Reich vor rüpelnden Germanenhorden und sonstigen Rechtsrheinern schützte und 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde. Marius Kröner, Mitarbeiter der Duisburger Stadtarchäologie, hat für Dispargum-Band 6 die bisherigen archäologischen Aktivitäten und Erkenntnisse rund um Werthausen zusammengefasst.
Was dabei das kleine Hilfslager so besonders macht: Es war das einzige Lager zwischen Katwijk und Remagen, das auf rechtsrheinischem Gebiet lag. Neueste Bodenproben belegen nämlich, dass der Rhein, der bekanntlich gerne mal das Bett wechselte, bis ins Jahr 500 hier einen Mäander zog, die so gebildete Halbinsel mit dem Kastell Werthausen drauf lag am rechten Ufer, direkt gegenüber von Asciburgium (Moers-Asberg). Das sich das heutige Bodendenkmal nicht dieser Bedeutung entsprechend präsentiert, ist eine andere Geschichte - demnächst mehr ...
Dispargum. Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie, Band 6 - 2021, Verlag Dr. Faustus, 280 Seiten, 39 Euro