Sinkende Grundwasserstände, das Fehlen natürlicher Zuflüsse und die Verschlammung durch Regenwassereinleitung führen zur Verlandung des Pappelsees: Uferbereiche werden mehr und mehr sichtbar, die sichtbaren Wasserflächen gehen zurück. Lange Zeit wurde der Wasserstand künstlich hochgehalten, zum Großteil mit abgepumpten Wasser aus dem Gestfeld - doch nun gibt es nichts mehr abzupumpen. Einzig eine im April 2017 installierte Grundwasserpumpanlage sorgt für die Wasserspiegelanhebung; deren Förderleistung reicht jedoch nicht aus, um den Wasserstand auf dem gewünschten Niveau vom 20,9mNHN zu halten.
Den Pappelsee verlanden zu lassen, sei aber keine Option - nicht nur, weil er einfach zu Kamp-Lintfort gehöre, sondern auch weil dann eine andere Möglichkeit der Niederschlagsbeseitigung gefunden werden müsste. "Der Pappelsee soll als Entwässerungseinrichtung funktionsfähig und als Freizeiteinrichtung attraktiv bleiben", gibt Bürgermeister Christoph Landscheidt als Zielsetzung aus.
Folgende vier Varianten stellten Karl-Heinz Brandt, LINEG-Vorstand, und Jörg Hillebrandt, Fachbereichsleiter für Gewässerplanung, vor:
Variante 1 nennt sich "Weitere künstliche Anhebung des Wasserstandes im Pappelsee". Um die erforderliche Einleitung von ca. 1,75 Mio m3 Wasser zu erreichen, wären sechs weitere Bewässerungspumpanlagen notwendig. Dies sei aber nicht mit den EU-Wasserrahmenrichtlinien vereinbar, die ein weiteres Absinken des Grundwassers verhindern wollen. Daher ergab eine Voranfrage bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises Wesel, dass diese Variante nicht genehmigungsfähig sei.
Variante 2 "Sohlvertiefung mit vollständiger Entschlammung" sieht die vollständige Entschlammung des Pappelsees vor. Dazu würde man den heutigen Wasserstand um 50 cm auf Grundwasserniveau sinken lassen. Dadurch werden die Blänken (Schlammflächen) sichtbar, der Schlamm müsste rausgeholt und entsorgt werden. So würde man den Zustand von vor 40 Jahren wiederherstellen können. Ein solcher Vorgang hätte zuletzt Anfang der 70er Jahre stattgefunden. Dies müsse in Zukunft regelmäßiger geschehen. Das Ufer werde auf die neue Wasserhöhe angepasst sowie neu bepflanzt werden. Jedoch würden die Kosten für die Umsetzung dieser Variante eine leichte Anhebung der Niederschlagswassergebühr mit sich bringen.
Variante 3 und 4 sind abgeschwächte Versionen von dem zweiten Lösungsvorschlag. Beide hätten ebenfalls ein Absinken des Wasserspiegels um 50 cm zur Folge, verzichten aber auf großflächige Entschlammung.
Die dritte Variante "Sohlanpassung in Teilbereichen mit Ufergestaltung" sieht vor, nur teilweise zu entschlammen, um die Insel größer werden zu lassen und zwei Tiefwasserzonen als Rückzugsort für Fische zu schaffen.
Bei Variante 4 "Grabenvertiefung im Bereich der Insel" werde nur zwischen Ufer und Insel entschlammt. Dies würde bedeuten, dass sich weitere Inseln bilden und der Pappelsee vom Gewässer zum Feuchtbiotop werde. Dies entspräche der natürlichen Entwicklung. Dass künstlich angelegte stehende Gewässer mit der Zeit verlanden, sei ein natürlicher Prozess, erklärt Jörg Hillebrandt.
Der Verwaltungsvorstand der Stadt favorisiert Variante 2, weil hier "die Funktion des Pappelsees" sofort wieder hergestellt werde. Außerdem sei dies wohl auch die Option, die die meisten Bürgerinnen und Bürger favorisieren würden, da der Charakter des Pappelsees erhalten bleibe, mutmaßt Christoph Landscheidt. Das vollständige Entschlammen sei zudem nur unwesentlich teurer als die anderen Varianten, die Kämmerer Martin Notthoff als "Rumkurieren an Symptomen" bezeichnet.
Die Kosten für die vollständige Entschlammung werden auf 1,5 Mio Euro geschätzt. Diese Summe könne auf mehrere Jahre verteilt werden. "Drei bis zehn Euro im Jahr pro Haushalt könnten bei der Niederschlagswassergebühr mehr anfallen", so Notthoff, "je LINEG-Umlage könnte auch gar keine Erhöhung nötig sein. Das können wir jetzt noch nicht sagen. "
So geht's weiter: Am 13. März (Hauptausschuss) und am 20. März (Rat) wird die Entscheidung auf eine der vorgestellten Varianten fallen. Anfang nächsten Jahres könnte mit den Arbeiten begonnen werden.
Die Varianten finden Sie in der Bilderstrecke. Einfach das Titelbild anklicken.