Zwölf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des „Interkulturellen Netzwerk 55plus/Meerbeck“ treffen sich jede Woche, um Spendengüter anzunehmen, zu sichten, zu ordnen und zu verpacken. Armin Krenz ist einer von ihnen und hat gemeinsam mit Christoph Hülck seit dem letzten Jahr - in Fortsetzung der Arbeit von Wolfgang Angerhausen - die gesamte Planungsarbeit der Hilfsorganisation übernommen. Der 72-Jährige ist seit 2016 dabei und war bereits fünfmal selbst in Westrumänien. Seine Erfahrung: Es fehlt nicht selten am Nötigsten - und niemand, außer den Kirchengemeinden, fühlt sich zuständig, den Menschen in Notsituationen zu helfen. Vier Gründe hat Armin Krenz bei seinen Aufenthalten und in vielen Gesprächen vor Ort für die erschreckende Situation ausgemacht.
1. In Rumänien gibt es kein Sozialsystem wie wir es kennen. Ein Beispiel: Eine Familie mit einem behinderten Kind muss mit umgerechnet 30 Euro im Monat auskommen.
2. Westrumänien ist Agrarland. Doch die Felder im Umkreis der Gemeinden sind hauptsächlich von Niederländern gepachtet worden, die die Einheimischen als Tagelöhner unter Mindestlohn anstellen.
3. Weite Teile der Bevölkerung in Westrumänien fühlen sich aufgrund der früheren Zugehörigkeit noch als Ungarn. Doch keines der beiden Ländern fühlt sich für diese Menschen zuständig.
4. Es gibt viele leerstehende Fabriken. Ein Pastor erklärte dies so: „Für den Beitritt in die EU 2007 wurde verlangt, dass Güter wie Butter, Fleisch etc. aus der EU abgenommen werden müssen. Die heimischen Fabriken mussten schließen, weil sie für ihre Waren keine Abnehmer mehr finden konnten.“
Ja, das System müsse sich ändern, fasst Armin Krenz zusammen, „aber das liegt nicht in unserer Macht.“ Für die Rumänienhilfe zähle daher der christliche Gedanke: „Es gibt Menschen, die Hilfe brauchen, und denen muss geholfen werden. Es geht immer nur um die Unterstützung von Familien bzw. Einzelpersonen, die besonders hilfsbedürftig sind wie alleinerziehende Mütter mit Kindern, Eltern bzw. Elternteile mit behinderten Kindern, Menschen ohne Einkommen oder auch kranke, alte und vereinsamte Menschen. Wir wollen ihnen ermöglichen, wieder Menschlichkeit und Freude zu erleben.“
Nun ist der nächste Hilfstransport der Rumänienhilfe unterwegs: ein 40-t-Lkw, beladen mit ca. 1.250 gepackten Bananenkartons. Transportiert werden Kleidung aller Art für Kinder und Erwachsene, Küchenutensilien wie Besteck, Kochtöpfe und Geschirr sowie Bettwäsche und Spielzeug. Außerdem sind dieses Mal viele Teppiche und Läufer dabei - für die Häuser, in denen es nur Sandböden oder kalten Betonboden gibt. Wenn alles wie geplant läuft, soll der Lkw am Sonntagabend oder Montagmorgen in Sacueni ankommen. Vor Ort arbeitet die Rumänienhilfe mit drei evangelischen Kirchengemeinden zusammen: zum einen aus Sacueni selbst, dann noch aus Oradea und Alesd. Von diesen drei Gemeinden werden wiederum vier weitere, sehr kleine Orte mit Spendenanteilen versorgt.
Die Hilfsorganisation setzt auf nachhaltige Hilfe. So wurde ein monatlicher Basar ins Leben gerufen, auf dem die Waren für sehr kleines Geld erworben werden können. „Die Einnahmen werden vor Ort dafür genutzt, um z.B. Kinder- und Jugendfreizeiten durchzuführen, Geburtstagsgeschenke für betagte alleinlebende, vereinsamte Gemeindemitglieder*innen zu kaufen, Weihnachtsfeiern für betagte bzw. sehr arme Menschen zu veranstalten oder dringend notwendige Medikamente zu finanzieren“, erklärt Armin Krenz wie ein Kreislauf entsteht. Natürlich gibt es aber auch Menschen, die nicht mal „das kleine Geld“ besitzen, diese erhalten die benötigten Hilfsgüter kostenlos.
Außerdem werden täglich 80 sehr arme Familien mit einem Brot durch den örtlichen Bäcker versorgt. Darüber hinaus wurden einige Krankenbetten für Menschen mit sehr starken körperlichen Einschränkungen angeliefert. Schließlich konnte noch mithilfe von Spendeneinnahmen der Umbau eines baufälligen Hauses mitfinanziert werden, in dem nun Roma-Kinder außerschulisch bei ihren Hausarbeiten betreut werden und somit zu Schulabschlüssen gelangen. Auch ein Kindergarten erhielt einige Ausstattungsgegenstände. Ebenso wurde die Ausbildung von zwei Gemeindehelferinnen mitfinanziert.
Den Aufenthalt in Rumänien nutzen die Ehrenamtler aus Moers auch, um in Gesprächen mit den Pastoren, Gemeindemitgliedern und Bewohnern zu erfahren, was für den kommenden Transport dringend benötigt wird, welche weiteren Projekte umgesetzt werden können und wie die bisherigen Spenden genutzt wurden. Alles wird mit vollständigen Buchhaltungsunterlagen und Bankauszügen dokumentiert. „Uns ist wichtig, zu zeigen, dass alles, was gespendet wird, auch ankommt“, sagt Armin Krenz.
Einmal im Jahr informiert die Rumänienhilfe daher alle Spenderinnen und Spender. Aber auch an der Spendensammelstelle gibt’s einen stetigen Austausch - bei Kaffee und Kuchen. Bei diesen Gelegenheiten berichten die Ehrenamtler der Rumänienhilfe nicht nur von der großen Not in den Orten rund um Sacueni, sondern auch von der großen Dankbarkeit, die die Helferinnen und Helfer immer wieder berührt. Besonders schön fasst es Julia, eine Kinderheimleiterin aus Alesd, zusammen: „Es ist wunderbar zu sehen, wie durch Eure Unterstützung Licht, Wärme und Hoffnung in das Leben der Menschen gebracht wird!“
Die Sammelstelle befindet sich in der SCI-Gemeinschaftsschule in Repelen, Stormstraße 17 (gegenüber vom VfL 08 Repelen), und nimmt weiterhin jeden Montag- und Donnerstagnachmittag von 15 bis 17 Uhr Spendengüter entgegen. Derzeit werden verstärkt Hygieneartikel (z.B. Windeln für Erwachsene, Körperpflegemittel aller Art, Kinderwindeln), Handtücher, Schulmaterial und Küchenutensilien benötigt.
Es werden pro Jahr zwei Hilfstransporte auf die Reise geschickt. Der nächste ist je nach Spendenaufkommen für Spätsommer/Herbst 2025 geplant.