Hunderte Hinweise nach „Aktenzeichen XY ungelöst“ Mordfall Bärbel Werner neu aufgerollt

Kamp-Lintfort · Die Kamp-Lintforterin Bärbel Werner wurde im Februar 1987 brutal ermordet. Bis heute konnte kein Täter ermittelt werden. Mit Hilfe der Sendung Aktenzeichen XY sucht die Polizei nun erneut Zeugen.

Bärbel Werner wurde nur 20 Jahre alt.

Foto: Polizei Duisburg

7. Februar 1987: Kurz vor Mitternacht betritt die damals 20-jährige Bärbel Werner gemeinsam mit ihrem 19-jährigen Freund und einem befreundeten Pärchen den Cityclub an der Unterwallstraße in Moers. Nach einiger Zeit gerät Bärbel Werner mit dem anderen Mann in Streit. Als sich auch noch ihr Freund in der hitzigen Diskussion gegen sie stellt, reicht’s ihr: Mit den Worten „Das mit uns ist jetzt aus und vorbei“ soll sie den Tisch verlassen haben. Ihr Freund geht hinterher, es sieht so aus, als wenn doch beide gemeinsam zurück nach Kamp-Lintfort fahren werden. Doch anstatt draußen auf ihn zu warten, während er die Rechnung begleicht, verschwindet Bärbel Werner. Da ist es ca. 1.30 Uhr.

Bärbel Werner wurde am 10. Februar 1987 in einem Gebüsch im Bereich der A 57-Auffahrt in Richtung Köln tot gefunden.

Foto: Polizei Duisburg

Im Glauben, dass seine Freundin sich ein Taxi genommen hätte, lässt sich auch der 19-Jährige zurückfahren, trinkt in einer Kneipe noch ein Bier und macht sich dann gegen 3.15 Uhr zu Fuß auf den Heimweg.

Am nächsten Tag erfährt er, dass Bärbel nie bei ihren Eltern angekommen ist. Diese wiederum hatten ihre Tochter bei dem Freund vermutet.

Im Laufe der sofort einsetzenden Ermittlungen melden sich mehrere Zeugen, die Bärbel Werner in der Nacht von Samstag auf Sonntag gesehen haben wollen. Der Heimweg kann über die Repelener und Kamper Straße rekonstruiert werden. Gegen halb 3 wird sie noch auf Höhe der damaligen Texaco-Tankstelle gesehen. Danach reißt die Spur ab. Auf ihren Mörder muss sie zwischen der Tankstelle und der früheren Gaststätte Voss (Kamper / Moerser Straße) getroffen sein.

Zwei Tage später wird ihre Leiche in einem Graben zwischen Feld- und Kamper Straße, drei Kilometer von dem Elternhaus entfernt, gefunden. Sie wurde mit zahlreichen Schlägen auf den Kopf brutal ermordet. „Wir können hier schon von einer Übertötung sprechen“, erklärt Kriminalhauptkommisarin Sabine Wagner, Leiterin der Mordkommision der Kripo Duisburg. Außerdem gebe es Hinweise, dass Bärbel Werner vorher gedrosselt oder gewürgt worden sei. Das Tatmittel hatte man damals nicht gefunden. „Es muss ein Gegenstand gewesen sein, der eine scharfe, spitze und eine stumpfe Seite gehabt hat. So wie ein Zimmermanns- oder damaliger Zechenhammer“, sagt die Ermittlerin. Das Ergebnis einer DNA-Analyse nach heutigen Standards steht noch aus. Da bei einer Übertötung oft von einer Beziehungstat gesprochen werde, bestehe die Möglichkeit, dass Bärbel ihren Mörder gekannt habe.

Die Polizei fragt: „Hat jemand nach dieser Tat eine Person im Umfeld gehabt, die sich seltsam verhalten hat? Hat jemand noch etwas von dem Streit in der Disco mitbekommen? Entwendete Gegenstände wie oben beschrieben, beschädigte Fahrzeuge,  Personen mit nicht erklärbaren Verletzungen - alle auffälligen Beobachtungen rund um die Tatnacht können helfen. Die von der Staatsanwaltschaft in Moers ausgelobte Belohnung von 2.500 Euro hat die Familie Werner um 5.000 Euro erhöht.

Noch während der Sendung erhielt die Polizei bereits zwei Hinweise, denen sofort nachgegangen wird: Eine Anruferin hätte eine  „sehr interessante Beobachtung“ zur Tatnacht mitgeteilt. Ein anderer Anrufer meldete sich wegen eines bereits im November ausgestrahlten Cold Case: Er meint, den Mann vom Phantombild im Fall Martina Möller (wir berichteten) zu kennen. Aufgrund der zeitlichen und geografischen Nähe der beiden Fälle wird nun auch geprüft, ob ein Zusammenhang bestehen könnte.

Die Gründe, warum bestimmte Fälle wieder aufgerollt werden, sind vielfältig. Manchmal ist es einfach ein neuer Leiter der Mordkommision, der sich ungelöste Fälle anschaut und wie bei Martina Möller entscheidet: Da könnten wir nochmals Aktenzeichen XY ins Boot holen. Und dann ist es die Redaktion von Aktenzeichen XY, die daraufhin anbietet, auch den Fall Bärbel Werner nochmals neu abzudrehen. Die größte Hoffnung, die mit einem erneuten Zeugenaufruf einher geht, ist, „dass der Täter sich jemanden offenbart hat, derjenige aus bestimmten Gründen bisher schwieg und diese Gründe nun wegfallen sind“, erklärt die Pressestelle der Polizei Duisburg. Hin und wieder käme es bei Cold Cases auch vor, dass interessante, neue Hinweise von Menschen eingehen, die sich früher schon mal mit dem Fall befasst hatten. Bis zum Donnerstagnachmittag waren bereits hunderte Hinweise eingegangen, die nun qualitativ ausgeschärft werden müssten.