Schüler erklären Senioren Handy und Tablet Keine Angst vorm Handy

Moers · Seit über vier Jahren gibt es das Angebot "Schüler erklären Senioren Handy und Tablet" im Haus am Schwanenring, Schwanenring 5 in Hülsdonk. Wir haben uns dazugesetzt, zugehört - und auch unser "smartes" Wissen weitergegeben.

Yvonne Kallisch macht das neue Smartphone von Gerda Pieper startklar.

Foto: cb

Senioren tippen mit dem Zeigefinger, die Schüler mit den Daumen. Willkommen bei Digital Natives treffen auf Digital Immigrants. Zu den Erstgenannten gehören natürlich die Schülerinnen und Schüler des Philosophiekurses der Jahrgangsstufe 13 der Hermann-Runge-Gesamtschule; die anderen sind diejenigen, die nicht in der digitalen Welt aufgewachsen sind. Beim Aufeinandertreffen werden Fragen gestellt, Probleme gelöst und Berührungsängste abgebaut.

Am häufigsten gehe es tatsächlich darum, wie man eine App installiert, erzählen Yvonne Kallisch (18) und Matthias Pierskalla (19), die sich seit den Sommerferien gemeinsam mit einigen Klassenkameraden in dem Projekt engagieren.

Die beliebteste App in der heutigen Runde ist der Messengerdienst WhatsApp. "So kann ich mit meinen Kindern, die in der Schweiz leben, in Kontakt bleiben", erzählt Ernst Oberst (72) aus Baerl. Er ist hergekommen, weil er zu Weihnachten ein neues Smartphone von seinem Sohn geschenkt bekommen hat und sich Sicherheit in der Bedienung holen möchte. "Man darf keine Angst haben", merkt er bereits nach ein paar Minuten: "Und ganz wichtig: Egal, wo man aus Versehen draufgedrückt hat - nicht hektisch werden!" Sprach's und zeigt uns Fotos seiner selbstgemalten Bilder in der Smartphone-Galerie.

Karin Pohl aus Moers kennt sich bereits ganz gut mit WhatsApp und dem Facebook Messenger aus. Aber ein paar Fragen bleiben. "Wenn ich privat irgendwo nachfrage, komme ich mir oft dumm vor und bekomme schnell das Gefühl: Das musst du doch eigentlich wissen", erzählt die 60-Jährige. Das Angebot in der Begegnungsstätte findet sie daher super: "Das sollte es viel öfters geben."

"Nur nicht hektisch werden!"

Ihr neues Smartphone "gegen die Wand schmeißen" könnte Gerda Pieper. Sie hat das ALDI-Talk-Starterset mitgebracht und weiß nicht weiter. Yvonne Kallisch setzt die SIM-Karte ein, die nun erst aktiviert werden muss, und erklärt die Passworteingabe. Die 74-Jährige will aber direkt lostelefonieren, tippt auf "Kontakte" und erschrickt. "Huch, was hab ich jetzt gemacht?" Die Redakteurin - gerade so ein Digital Native - hilft weiter - und wird direkt in Beschlag genommen. Weitere Fragen, die sie nur noch mit einem Ohr hört: Wie löscht man Bilder? Wie kann ich die Schrift groß stellen? Wie lade ich Guthaben auf?

Bei manchen Fragen ist man beinahe erstaunt, dass sich bisher niemand gefunden hat, der sie beantwortet. Aber oft wohnen die Angehörigen weiter weg oder haben kaum Zeit. "Es kommt auch vor, dass die eigenen Kinder oder Enkel zu ungeduldig sind", weiß Angelika Büttner von der Begegnungsstätte.

Auf Yvonne Kallisch trifft das allerdings nicht zu. Sie habe in der eigenen Familie gemerkt, welch große Unsicherheiten bei den Eltern und Großeltern im Umgang mit Smartphone und Co. bestehen und will auch anderen helfen. "Außerdem macht es auch Spaß, bei Problemen zu experimentieren. Man lernt so selbst viel Neues."

Ja, die Schülerinnen und Schüler können nicht alles wissen. "Denken Sie dran, dass Sie keinen Dienstleister vor sich haben", mahnt Angelika Büttner daher auch vor jedem Kurs. Doch in den meisten Fällen finden die Jugendlichen doch eine Lösung - denn sie sind halt mit dem Smartphone aufgewachsen.