Filmische Wanderungen am Niederrhein

Meiderich · Die Interessengemeinschaft Duisburg-Nord und die Kinemathek im Ruhrgebiet laden zu ihrem traditionellen Filmabend „auf die Hütte“ ein. Am Freitag, 25. Oktober, wird im Hüttenmagazin des Landschaftsparks Nord ein cineastischer Ausflug in die Nachbarschaft angeboten – mit Perlen aus der Provinz!

Eines der hart erwanderten Fotos von Siegfried Teichler.

Foto: Siegfried Teichler

. Der Niederrhein, dieses Land zwischen politischen, geografischen und sprachlich-kulturellen Grenzen, ist auffallend oft mit der Kamera erforscht und dokumentiert worden. Vielleicht wegen der scharfen Kontraste diesseits und jenseits des Rheins. Zwei historische Dokumentarfilme, die außerhalb von Moers bisher kaum zu sehen waren, sollen einen filmischen Blick auf diese Landschaft möglich machen, einen Rückblick zur Erinnerung an möglicherweise selbst erlebte Zeiten oder zum Vergleich mit der heutigen Situation.

Film war in den Jahrzehnten nach Kriegsende zu einem beliebten und erfolgreichen Medium geworden. Trotz seiner Kosten wurde es auch lokal und regional genutzt, um sich wirksam bekanntzumachen und sehr oft, um Bedrohtes im (bewegten) Bild zu bewahren. Und wenn das Geld für eine große Produktion nicht reichte, dann wurde improvisiert.

Ein solches Filmdokument ist „Der alte Weg. Der Landkreis Moers zwischen gestern und morgen“, der 1964 aus der Initiative zweier Lokaljournalisten entstand, dem Lokalreporter Michael Preute und dem Pressefotografen Herbert Peterhofen, beide zu diesem Zeitpunkt in der Lokalredaktion Moers der Rheinischen Post beschäftigt. Ihr Thema, der Landkreis Moers, sollte schon wenige Jahre später, Ende 1974, Geschichte sein.

Genau 20 Jahre später war es eine Lokaljournalistin der gleichen Redaktion, die, interessiert an der Geschichte ihres Arbeitsgebietes, auf den Fotografen und Amateurfilmer Alfred Bangert stieß, den es nach einem bewegten Leben an den Niederrhein verschlagen hatte. Ab etwa 1949 war er ein am ganzen Niederrhein bekannter Wanderkinobetreiber, bis das Fernsehen das Freizeitverhalten der Menschen auch auf dem Land gründlich veränderte. Bangert begann, selbst Filme zu drehen, in den Orten, in denen er vorher Kino gemacht hatte. 1962 entstand so eine zweistündige Jahreschronik über seinen Wohnort Kapellen.

Die Moerser Journalistin Irmgard Bernrieder entwickelt daraus zusammen mit ihrem Co-Autor Alfred Friese ein Konzept für einen besonderen Dokumentarfilm, der Bangerts Bilder mit eigenen, auch experimentellen Impressionen der Landschaft, wie eine Schmelze, eben wie Grauguß, vereinen soll, um „etwas Neues entstehen“ zu lassen: „Grauguß. Ein Film und sein Ort“ (1984). Ein Film über das Filmemachen auf dem Land und über das Ende des Kinos eben dort. Und über unterschiedliche Begriffe von Heimat und ihre Bedeutung in traditionsbewußten Dorfgemeinschaften, wie eben am Niederrhein.

Seine Abrundung erfährt das Herbstprogramm wie in all den Jahren durch einen, diesmal hart erwanderten, Fotofilm des Duisburger Fotografen Siegfried Teichler: „Auf den Spuren des Hippeland-Express“.

Das Programm mit den Perlen aus der Provinz beginnt am Freitag, 25. Oktober, um 20 Uhr im Obergeschoss des Hüttenmagazins im Landschaftspark Nord. Der Eintritt ist frei; Spenden zur Kostendeckung sind willkommen.