Stimmen zur Bundestagswahl aus Dinslaken Feierstimmung bei der FDP

Niederrhein · Die Bundestagswahl 2017 ist gelaufen. Wir haben uns am Wahlabend im und ums Dinslakener Rathaus bei den lokalen Vertretern der Parteien umgehört.

Siegessichere Liberale: Bereits vor der Verkündung der ersten Prognosen gaben sich Mirko Perkovic (2. von rechts) & Co. im Dinslakener Rathaus äußerst zuversichtlich.Foto: Penzel

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Mit zwei Gläsern Sekt im Anschlag und breit grinsend kam Mirko Perkovic im Dinslakener Ratssaal auf Lilo Wallerich zu. "Lilo, wir sind doch jetzt Koalitionspartner, da müssen wir anstoßen", lachte der Parteivorsitzende der FDP Dinslaken augenzwinkernd. Die Fraktionssprecherin der Dinslakener Grünen nahm's ebenfalls mit Humor. "Ich bin gleich bei dir. Für mich aber bitte ein Wasser." Denn bei aller Freude über das doch unerwartet gute Bundesergebnis ihrer Grünen - so sehr zum Feiern war Wallerich angesichts der wohl alternativlosen Regierungsbildung gar nicht zumute. "Ich bin traurig, dass die SPD so eingebrochen ist. Und ich bin nicht für das Jamaika-Bündnis. Ich sehe uns in der Opposition besser aufgehoben", gab Wallerich zu Protokoll. Nun hoffe sie, dass ihre Parteien in den Regierungsverhandlungen "unsere grünen Kern-Themen in die Waagschale" werfen würde.

Michael Heidinger sah „ein grottenschlechtes Ergebnis“ der SPD. Foto: Penzel

Ähnlich sieht das auch Patrick Voss, der für die Grünen als Bundestagskandidat im Wahlkreis 117 angetreten ist und 5,6 Prozent der Stimmen einsammelte. Voss persönlich will die Jamaika-Koalition nicht um jeden Preis. Seine Partei habe auf Bundesebene ein gutes Ergebnis eingefahren. Und so würden die Grünen nun aus einer gestärkten Position in die "sehr schwierigen Koalitionsverhandlungen" gehen. "Und da", findet Voss, "ist es wichtig, dass wir unsere Themen durchsetzen und unsere Wähler nicht verraten." Die SPD, findet der junge Bundestagskandidat, mach es sich mit ihrem Rückzug in die Opposition zu leicht.

Richtige Feierstimmung herrschte dagegen bei den Dinslakener Liberalen, die mit einer Delegation im Rathaus vertreten waren. "Wir sind die einzige etablierte, demokratische Partei, die fast sechs Prozent zulegen konnte" - der Erneuerungsprozess seiner Partei sei also geglückt, befand Mirko Perkovic. Die gute Stimmung rund um die FDP komme auch dem Ortsverband zugute, so Perkovic. "Wir haben mittlerweile 62 Mitglieder in Dinslaken - im April vergangenen Jahres waren es noch 39."

Ziemlich ernüchtert und mit ernster Miene blickte SPD-Bürgermeister Michael Heidinger auf die ersten Hochrechnungen auf der großen Leinwand im Ratssaal. Wenn die Landtagswahl für seine Partei schon ein Desaster gewesen war, fiele es ihm schwer, den Absturz seiner Partei auf Bundesebene in richtige Worte zu kleiden. "Das ist einfach ein grottenschlechtes Ergebnis", so Heidinger. Und die Konsequenz der Parteispitze, nicht ein weiteres Mal auf die Große Koalition zu setzen, sei die richtige. "Das ist ein klarer Auftrag, in die Opposition zu gehen", findet der Bürgermeister, der nun hofft, dass seine Partei die sich dadurch bietenden Chancen nutzen wird. "Wir müssen uns neu aufstellen, müssen herausbekommen, was die Menschen umtreibt und unsere zentralen Inhalte viel klarer kommunizieren." Gerade in der Sicherheitsdiskussion müssten die Sozialdemokraten nun Flagge zeigen. Auch SPD-Wahlkreisgewinner Dirk Völpel befürwortet die Entscheidung seiner Partei, in die Opposition zu gehen. "Das Ergebnis ist verheerend", schüttelte Vöpel ungläubig den Kopf.

Gar nicht nach feiern zumute war auch Heinz Wansing, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Dinslakener Rat. Das hatte auch mit dem schwachen Ergebnis der Christdemokraten auf Bundes- und Wahlkreisebene zu tun. Aber gerade das Ergebnis der AfD verhagelte ihm doch ordentlich die Laune. In der AfD-Parteispitze säßen Propagandisten, die sich die Unzufriedenheit der Menschen zunutze gemacht und politisch missbraucht hätten, so Wansing. "Die vielen AfD-Wähler aber jetzt als Fehlgeleitete abzutun und als Nazis abzustempeln, wäre viel zu einfach", findet Wansing, der jetzt auf eine "klare politische Auseinandersetzung" mit den Rechtspopulisten setzt. Wansing treibt auch die Sorge um, nach der nächsten Kommunalwahl im Stadtrat AfD-Politiker sitzen zu haben. Das gelte es zu verhindern. Und da sei seine CDU gefordert. "Wir müssen mit unserer Politik", findet Wansing, "den Bürgern vor Ort eine gute Wahl bieten und verhindern, dass sie auf Volksverhetzer zurückgreifen."

Auch Gerd Baßfeld, Fraktionschef der Linken in Dinslaken, schlug das AfD-Ergebnis gehörig auf den Magen. Nun habe Deutschland Rassisten im Parlament sitzen. Und, so Baßfeld, er sei sich sicher, "dass die nicht wie Piraten nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden." Für seine Partei hätte er sich eigentlich ein zweistelliges Ergebnis gewünscht, sei aber auch nicht unzufrieden. Mit Spannung blicke er nun auf die Koalitionsverhandlungen. "Das wird jetzt richtig schwierig. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie die Bundesgrünen sich entscheiden."

(Niederrhein Verlag GmbH)