Musenhof warnt Beutelschneider! Spitzbuben!
Moers · Am kommenden Sonntag, 2. April, ist Saisoneröffnung im Musenhof. Passend zur aktuellen Ausstellung „Räuber der Provinz“ lautet das Motto „Beutelschneider und Raubritter“. Es warten schlimme Strafen - aber alles sehr kindgerecht.
Für die Erwachsenen vorweg ein Lesetipp: Wer das fantastische Buch „Herbst des Mittelalters“ des niederländischen Kulturhistorikers Johann Huizinga liest, der erfährt darin jede Menge über die Prachtentfaltung in den Städten Burgunds - und über die unvorstellbare Lust an Gewalt und Grausamkeit, die die Menschen damals (nur damals, versteht sich) an den Tag legten. Der Grafschafter Musenhof ist schon dem Namen nach weit davon entfernt, trotzdem kann es heute, wenn nach der Winterpause erstmals wieder seine Tore geöffnet werden, gefährlich werden.
„Räuber in der Provinz“ sind nämlich das Thema der aktuellen Ausstellung des Grafschafter Museums im Schloss nebenan, passend dazu steht der Eröffnungstag unter dem Motto „Beutelschneider und Raubritter“. Beutel schneidern können Kinder heute in Workshops, aber Beutelschneider waren jene schlimme Spitzbuben, die die Geldbeutel oder „Geldkatzen“ flink und hinterhältig vom Gürtel abschnitten. Die haben aber nicht mit dem „Bubenkönig“ gerechnet, einer Art mittelalterlicher Polizei, wie Kulturpädagoge Patrick „Mitch“ Bohndörfer erklärt. Und er weiß auch, welche Strafen die Spitzbuben erwarteten: In den Kerker stecken war zu teuer, da hätte man ja täglich Wasser und Brot bereitstellen müssen, also wurde lieber standrechtlich bloßgestellt und gefoltert, da gab’s dann was zu kucken und der mittelalterliche Mensch hatte seine Unterhaltung. „Wir werden die Foltermethoden erklären, aber natürlich ganz kindgerecht“, verspricht Bohndörfer und legt sich selbst mal die Schandgeige um, mit der einst keifende Frauen zur Ruhe gebracht wurden. In Ketten legen, an den Pranger stellen, Aufhängen, Rädern - an Einfallsreichtum hat’s nicht gemangelt damals ...
Natürlich geht’s auch um die schönen Dinge des Lebens. Die Musenhofhäuschen öffnen Fenster und Läden, auf den Tischen stapelt sich das Gemüse, die Kinder bekommen den selbstgenähten Beutel mit klingender Münze gefüllt und können Handel treiben. Die Elternschaft der Kindertagesstätte St. Josef backt Waffeln und bietet Getränke feil. Die „Freie Rheinische Rotte“ - Erwachsene und Kinder vom Niederrhein, die auch Spaß an der Zeitreise ins Mittelalter haben - schlagen ihr Lager auf und sich selbst ein ganz bisschen bei mittelalterlichen Schaukämpfen, und auch die Steampunks vom Moerser Frühling wollen vorbeischauen.
Nicht nur vor Spitzbuben, auch vor Raubvögeln sei gewarnt: Eine Falknerei bringt ihre Greifvögeln mit in den Musenhof und klärt über die Bedeutung der Tiere für die Jagd auf. Bohndörfer beruhigt: „Sie werden hier nicht fliegen.“
Ab dem 8. April hat der Musenhof an den Wochenenden regulär geöffnet. Samstags von 10 bis 13 Uhr gibt’s eine kostenlose Betreuungszeit für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Familienzeit ist samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr - Eintritt frei, Verpflegung kann gerne mitgebracht werden, Picknickplätze sind reichlich vorhanden. Unter der Woche kann der Musenhof für Gruppen gebucht werden - einfach an der Museumskasse melden, Telefon 02841 20168200.