„Glasfaser? Brauch ich nicht!“, wird jetzt manche*r sagen. Und tatsächlich: Die DSL-Anschlüsse mit dem „guten alten“ Kupferkabel können bei vielen den aktuellen Bedarf an Bandbreite durchaus noch abdecken. Warum also wechseln, vor allem, wenn man „nicht im Thema ist“ und riskiert, sich am Telefon oder an der Haustür etwas aufschwatzen zu lassen, das man gar nicht benötigt?
Benjamin Schmidt, Gigabitkoordinator der Stadt Mönchengladbach, vertritt die Devise „Glasfaser first“, ist optimistisch, dass der Ausbau im Stadtgebiet bis 2030 von jetzt rund 40 Prozent Haushalte, die Glasfaseranschluss haben können (!), auf volle 100 Prozent gestiegen sein wird, und er erklärt auch, warum: „Streamen, Uploaden, Gamen – wir brauchen immer mehr Bandbreite. Glasfaser macht alles mit und ist als einziges Netz zukunftsfähig!“ In Anbetracht der rasenden Entwicklung – Stichwort KI – und des stark veränderten Bandbreitenbedarfs – Stichwort Homeoffice – ein wichtiger Punkt, auch und gerade für Hausbesitzer, denn „ein Glasfaseranschluss bedeutet auch eine Wertsteigerung der Immobilie“, wie Schmidt betont. „Wer die Möglichkeit hat, sich einen Anschluss kostengünstig ins Haus legen zu lassen, sollte dies also tun, zumal ein späterer Entschluss oft höhere Kosten mit sich bringt.“
Dass viele mitmachen, sprich: Glasfaserverträge abschließen, ist übrigens wichtig für den Ausbau. Denn wo nur wenige Haushalte Glasfaser wollen, kann nicht ausgebaut werden.
Doch Vorsicht vor blindem Aktionismus! Die Verbraucherzentrale Mönchengladbach rät Verbraucher*innen, sich zunächst zu informieren. Vor allem steht die Frage: Ist überhaupt schon ein „echter“ Glasfaseranschluss verfügbar, da, wo ich wohne, bzw. ab wann? „Echt“, das bedeutet „Fiber to the home“ („FTTH“) – das ist wichtig, denn es gibt Kabelnetzunternehmen, die versuchen, herkömmliche Kabelanschlüsse als „Glasfaser“ zu verkaufen. Dabei wird auf den letzten Metern auf Kupferkabel zurückgegriffen, was die Geschwindigkeit wieder ausbremst, also nicht lohnt.
Wichtig auch, wie Nadime Kirici, Leiterin der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Mönchengladbach, betont: Genau hinschauen, welchen Tarif man nimmt! Ihr Rat: „Lieber erst mal eine niedrigere Bandbreite wählen – ein späteres Upgrade ist einfacher als ein Downgrade, welches oft erst zum Ende der Mindestvertragslaufzeit möglich ist.“
Beschwerden rund ums Thema Glasfaser hielten sich in der Gladbacher Beratungsstelle bislang in Grenzen, wie Nazime Kirici und Beraterin Edda Nowak erfreut feststellen. „Abzocke in der Art, dass zum Beispiel Senioren eine viel zu hohe Bandbreite verkauft wird, ist selten“, so ihre Erfahrung. Auch der so genannte Haustürkodex, der unter anderem vorsieht, dass ein an der Haustür geschlossener Vertrag grundsätzlich noch einmal telefonisch bestätigt werden muss, und dass es 14 Tage Widerrufsrecht gibt, verhindere in der Regel Schlimmeres. Und dann ist da ja noch die Verbraucherzentrale, die Bürger*innen in Fragen rund um die „große Glasfaserfrage“ berät und bislang auch noch „alle rausgekriegt hat aus ihren Verträgen“, beispielsweise wenn der versprochene Ausbau dann doch nicht zustande gekommen ist.