Landrat Hans-Jürgen Petrauschke spricht vom „Corona-Effekt“: War die Zahl der Straftaten in den Jahren 2020 und 2021 gesunken, stieg sie 2022 aufgrund des Wegfalls vieler pandemiebedingter Beschränkungen wieder an. „Die Tatgelegenheiten für einen Wohnungseinbruch nehmen zu, wenn man wie vor der Pandemie für den Weg zur Arbeit die eigene Wohnung verlässt“, erläutert Petrauschke. Man müsse die Zahlen der PKS daher auch jenen aus dem Jahr 2019 gegenüberstellen, „sonst hinkt der Vergleich“. Insgesamt wurden 2022 in NRW 1.336.601 Straftaten verübt.
26 827 Delikte wurden im vergangenen Jahr im Rhein-Kreis Neuss erfasst, dies bedeutet eine Zunahme von 3 671 Straftaten oder 15,9 Prozent im Vergleich zu 2021. Legt man als Referenz die Zahlen von 2019 (24 824) und 2018 (27 544) zugrunde, entspricht das Niveau dem der Vor-Pandemie-Jahre. Um 4,3 Punkte auf 52,2 Prozent gesunken ist die Aufklärungsquote (2021: 56,5 %). „Damit wurde weiterhin mehr als die Hälfte aller Straftaten aufgeklärt“, sagt Petrauschke und betont: „Wir leben in einem sicheren Kreis.“
Haupttreiber an der Gesamtkriminalität – rund ein Drittel – waren wie in den Vorjahren Diebstahlsdelikte, die in der Regel schwer aufzuklären sind. Hier stieg die Zahl der Fälle um 1 762 (+ 23,6 %) auf 9 217 erfasste Straftaten. Darunter fallen auch Wohnungseinbruchdiebstähle, die das Sicherheitsempfinden durch die Verletzung der Privatsphäre der Bürger besonders beeinträchtigen. 643 Wohnungseinbrüche wurden im letzten Jahr erfasst, 173 mehr als in 2021. „Der Wohnungseinbruchdiebstahl bleibt weiterhin ein Schwerpunkt der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung“, so Petrauschke.
Bei der Vorbeugung und Aufklärung ist auch die Unterstützung der Bevölkerung gefragt. Christian Kampa, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizei, appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, aufmerksam zu sein, Präventions- und Beratungsangebote der Polizei zu nutzen und es den Tätern nicht zu leicht zu machen: „Die Kosten für einen Querriegel an der Wohnungstür sind gut investiertes Geld.“ Gleiches gelte für ein ordentliches Fahrradschloss, 1 490 Fahrraddiebstähle (+ 386) wurden 2022 angezeigt. Auch Diebstähle aus und an Kraftfahrzeugen, die ebenfalls zugenommen haben (1 561 Fälle, + 291), ließen sich mit weniger Sorglosigkeit oft vermeiden: „Lassen Sie keine Taschen und Wertgegenstände offen sichtbar im Wagen zurück.“
Gestiegen sind des Weiteren die Fälle an Gewaltkriminalität (+ 55 auf 868), wozu unter anderem Straftaten gegen das Leben, Raubdelikte, Vergewaltigung sowie gefährliche und schwere Körperverletzung zählen. Da das Opfer den Täter häufig kennt, ist die Aufklärungsquote hier mit 77 Prozent sehr hoch. Straßenkriminalität umfasst Delikte, die auf öffentlichen Wegen und Plätzen begangen werden. Im Berichtsjahr wurden 6 398 Fälle (+ 914) registriert, was einem Zuwachs von 16,7 Prozent entspricht.
Ein Trend, der sich laut PKS zu verfestigen scheint, ist „die Verschiebung der Kriminalitätsphänomene in Richtung oder mittels Internet“. Dies stelle die Polizei vor große, auch technische Herausforderungen. Sogenannte „Schockanrufe“, im Fachjargon „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ genannt, betreffen dabei nicht nur hochbetagte Senioren. Fast täglich werden der Polizei Fälle gemeldet. „Die Täter sind Profis und machen sich sehr viel Mühe, ihre Opfer psychologisch unter Druck zu setzen“, sagt Christian Kampa und rät auch hier zur Prävention.
Für Meerbusch konstatiert die PKS sowohl hinsichtlich Fallzahlen als auch der Aufklärungsquote „seit einigen Jahren ein konstantes Niveau“. 2022 stieg die Zahl der registrierten Delikte insgesamt um 28,4 Prozent auf 2 775 Fälle. Gesunken ist die Anzahl der Gewaltdelikte von 88 auf 75 (- 14,8 %), die Aufklärungsquote blieb dabei fast auf Vorjahresniveau. Zugenommen haben Straßenkriminalität (von 596 auf 819 Fälle, + 37,4 %) und Diebstahlsdelikte (von 730 auf 930, + 27,4 %), in beiden Bereichen konnte die Aufklärungsquote erhöht werden. Um 41,4 Prozent gesunken ist diese hingegen bei den Betrugsdelikten, die schwierig zu verfolgen sind. Sie stiegen von 289 auf 391 Fälle, was einer Zunahme von 35,3 Prozent entspricht.
Alle Zahlen zum Lagebild Kriminalität 2022 und die PKS zum Download finden sich unter https://rhein-kreis-neuss.polizei.nrw.