Fleischerei Oleszynski stellt Produktion ein Ende eines Traditionsbetriebs
Büderich · Die Fleischerei der Familie Oleszynski an der Necklenbroicher Straße in Büderich ist in Meerbusch und auch bei vielen Kunden aus der Region eine echte Institution – oder viel mehr: war eine echte Institution. Ende des vergangenen Jahres hat das seit 98 Jahren bestehende Familienunternehmen den Betrieb eingestellt. Der Grund: Ärger mit den Nachbarn und den Behörden.
Fast ein Jahrhundert lang versorgte die Familie in Büderich ihre Kunden mit Fleisch- und Wurstwaren. Das Ehepaar Lutz und Angelika Oleszynski führte die Fleischerei seit 1984 in dritter Generation. Als Metzger verantwortete Lutz Oleszynski den Produktionsbetrieb, während seine Frau Angelika vorne im Laden verkaufte. Mit Sohn Marc ist 2021 offiziell die vierte Generation in den Familienbetrieb eingestiegen. Schon während seines Studiums in Venlo (International Business Management) hatte der junge Mann begonnen, ambitionierte Pläne für die Zukunft des Unternehmens zu entwickeln. So wurde 2020 das Ladenlokal geschlossen, um das Geschäft ganz auf die Markbeschickung, den Bereich Catering sowie den Online-Handel auszurichten. „Gerade auch die Herausforderung, die Digitalisierung eines traditionellen Handwerksbetriebes voranzutreiben, habe ich als sehr reizvoll empfunden“, erzählt Marc Oleszynski.
Aus seinem Traum, die elterliche Fleischerei zukunftsfit aufzustellen, wurde allerdings nichts. Stattdessen sah sich die Familie Oleszynski zum Ende des vergangenen Jahres gezwungen, den Betrieb an der Necklenbroicher Straße 24 endgültig einzustellen. Der Entscheidung vorangegangen waren zunehmende Auseinandersetzungen mit den Nachbarn, die sich etwa über Lärmbelästigungen durch Arbeiten in den frühen Morgenstunden, den Geruch aus der Räucheranlage oder über parkende Arbeitsfahrzeuge beklagten. „Jahrzehntelang gab es hier eigentlich keine Probleme, aber nach ein paar Wechseln in der Nachbarschaft fingen die Beschwerden an“, berichten Vater, Mutter und Sohn im Gespräch mit dem Extra-Tipp.
Dabei zeigen sie durchaus Verständnis für die Anwohner. „Nicht dass wir falsch verstanden werden: Das, was hier von Seiten der Nachbarn beanstandet wurde, ist alles richtig. Sie sind da ganz im Recht. Wir hätten uns aber doch gewünscht, dass man hier öfter offen auf uns zugekommen wäre, denn grundsätzlich sind wir immer bereit, nach Lösungen zu suchen“, sagt Marc Oleszynski. „Einmal zum Beispiel hat sich ein Nachbar bei uns über den Lärm unseres Kompressors beschwert. Da haben wir dann einfach einen Geräuschschutz um den Kompressor herumgebaut und das Problem war gelöst.“ Leider seien derartige Dialoge zuletzt aber eher die Seltenheit gewesen, Anzeigen und teilweise auch anonyme Beschimpfungen hingegen habe es immer häufiger gegeben.
Doch damit nicht genug: Die Auseinandersetzungen mit den Nachbarn brachten zudem die Behörden auf den Plan. Sowohl die Meerbuscher Stadtverwaltung als auch die Untere Immissionsschutzbehörde des Rhein-Kreises Neuss traten im vergangenen Jahr mit Beanstandungen an den Familienbetrieb heran. So forderte die Stadt von den Oleszynskis, einen Nutzungsänderungsantrag zu stellen, der durch den Wegfall des Ladenlokals angeblich vonnöten sei. „Dieser Argumentation konnten wir aber nicht folgen, schließlich hat sich ja grundsätzlich nicht viel in unserem Betrieb geändert, außer dass wir den Laden zugunsten eines neuen Vertriebsweges aufgegeben haben“, so Marc Oleszynski. Da ein solcher Antrag zudem mit immensen Kosten verbunden wäre, lehnte die Familie ab, woraufhin seitens der Stadt eine Nutzungsunterlassungsandrohung folgte. Wirklich gesprächsbereit habe sich bei der Stadt hier in der Zeit niemand gezeigt und auch die Bitte um ein Gespräch mit Bürgermeister Christian Bommers, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, sei im Sande verlaufen. Immerhin mit der Unteren Immissionsschutzbehörde habe es zeitweise einen guten Dialog gegeben. Aber am Ende sei der Druck sowohl von Behörden- als auch von Anwohnerseite schlichtweg zu groß gewesen, so dass man sich Ende 2024 entschied, die Produktion stillzulegen.
Dabei haben die Betreiber der Traditionsfleischerei durchaus immer ihre Bereitschaft signalisiert, Verbesserungen im Betrieb vorzunehmen. Um Arbeitslärm zu vermeiden, wurden die Rollwagen etwa von Metall auf Gummi umgestellt, das Eisentor wurde durch ein Rolltor ersetzt und die von der Immissionsschutzbehörde geforderte Höhersetzung der Kaminanlage um 1,5 Meter und ihre Ausstattung mit einer neuen Filteranlage hätte die Familie auch bereitwillig umgesetzt. Sogar einige Märkte hat man aufgegeben, um die morgendliche Geräuschbelastung für die Nachbarn etwas zurückzufahren. „Am Ende waren es aber die Fülle an behördlichen Forderungen binnen eines Jahres und die damit verbundenen Kosten, die – zusammen mit dem Druck durch gewisse Nachbarn – dazu geführt haben, dass wir uns zur Geschäftsaufgabe entschlossen haben“, berichtet Marc Oleszynski. „Es ist nicht so, dass wir keine Lust mehr gehabt hätten, aber die wirtschaftliche wie auch emotionale Belastung – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitarbeiter – wurde einfach irgendwann zu groß. Da noch die tägliche Motivation für seine Arbeit zu finden, ist schon sehr schwierig.“
So bleibt der Familie Oleszynski denn auch nichts andres übrig, als sich bei ihren Kunden – 2 000 hatte der Betrieb durchschnittlich pro Woche – für deren große Treue herzlich zu bedanken und mit Wehmut auf die vergangenen Jahrzehnte zurückzublicken. „Die Fleischerei war unser Leben und unser ganzer Stolz“, schließt Lutz Oleszynski.