Problem mit dem Theaterplatz Stadt Krefeld reagiert auf Negativ-Auszeichnung

Krefeld · Mit Irritation und Befremden reagiert die Stadt Krefeld auf die Negativ-Auszeichnung bei den sogenannten „Oper! Awards“. Die Jury geht bei ihrer Begründung offenbar von falschen Voraussetzungen aus und bedient sich zudem einer ungeheuren sprachlichen Entgleisung.

Razzia auf dem Theaterplatz
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Razzia auf dem Theaterplatz

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Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Ein Gremium, das in einer offiziellen Stellungnahme den Ausdruck „sozial produzierter Menschenmüll“ verwendet, disqualifiziert sich selbst. Die Stadt Krefeld empfindet die Nutzung des Wortes „Müll“ zur Beschreibung von Drogenkranken als skandalös und menschenverachtend. „Müll“ wird nach allgemeiner Definition weggeräumt und entsorgt bzw. beseitigt. Ein solches Sprachbild hat in einem demokratischen Diskurs des 21. Jahrhunderts nichts verloren.

Auch die sonstigen Beschreibungen aus der Begründung lassen auf eine vollständige Unkenntnis der aktuellen Situation vor Ort, des politischen Status quo und der handelnden Akteure schließen. Was die Situation auf dem Theaterplatz betrifft, gab es nie den Versuch, die schwierige Lage für Anwohner, Passanten und Theaterbesucher zu beschönigen oder in Abrede zu stellen. Im Gegenteil: Stadtverwaltung und Polizei begegnen gemeinsam mit den anderen Akteuren – auch dem Theater Krefeld und Mönchengladbach – den Herausforderungen. Zu diesem Zweck wurde erst im November das umfangreiche „Stärkungspaket Innenstadt“ vom Rat beschlossen, zusätzlich zu den ohnehin bereits erfolgten Schritten im Zuge des Programms „Handeln und Helfen“.

Das neue Stärkungspaket hat das Ziel, den problematischen Entwicklungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte Einhalt zu gebieten und die Situation deutlich zu verbessern. Durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen soll die Innenstadt aufgewertet werden. Das impliziert sowohl ordnungspolitische als auch sozialpolitische Schritte. Ferner sind finanzielle Mittel in Millionenhöhe zur gestalterischen und baulichen Aufwertung der Innenstadt vorgesehen.

Die Stadtverwaltung wird als eine der Maßnahmen in Kürze ein Drogenhilfezentrum mit Drogenkonsumraum, Tagesaufenthalt für die Szene sowie medizinischem Angebot und Außenflächen eröffnen. Die Personengruppen werden aktuell bereits durch die Streetworker auf dieses Angebot aufmerksam gemacht. Der Theaterplatz soll dann nicht mehr Aufenthaltsort der Szene bleiben.

Für das Quartier rund um das Drogenhilfezentrum gibt es umfangreiche Hilfsmaßnahmen, etwa einen Container auf dem Spielplatz Albrechtsplatz als Anlaufstelle sowie ein Quartiersbüro am Schinkenplatz, Quartiershelfer, intensive Reinigungsintervalle sowie verstärkte Streifen der Ordnungsbehörden. Zu den weiteren Maßnahmen im Handlungsfeld Soziales gehört die Einrichtung des Obdachs Krefeld als erweiterte Notschlafstelle an der Feldstraße. Auch diese

Einrichtung ist vom Rat beschlossen worden. Ziel ist es, dass Obdachlose nicht im öffentlichen Raum übernachten, sondern in der Notschlafstelle.

Für weite Teile der Innenstadt hat der Stadtrat ein Alkoholverbot beschlossen, so auch für den Krefelder Theaterplatz. Beschlossen wurde außerdem eine Verschärfung der Regeln hinsichtlich des Bettelns. Beide Neuregelungen werden in Kürze in Kraft treten. Der kommunale Ordnungsdienst ist zur Überprüfung dieser Regeln sukzessive bis zum Jahreswechsel deutlich aufgestockt worden und hat entsprechend mehr Personal, um die Einhaltung der Ordnungsbehördlichen Verordnung zu kontrollieren. Auch die Zahl der Streetworker ist ausgeweitet worden. Zu den weiteren Maßnahmen im Handlungsfeld Ordnung gehören etwa die optimierte Ausstattung des KOD, Bodycams für das Personal sowie E-Bikes und Fahrzeuge. Auch wird in Kürze ein Ladenlokal in der Innenstadt als Anlaufstelle eröffnet, in dem der KOD fortlaufend kontaktiert werden kann.

Mit dem Bündel all dieser und weiterer Maßnahmen reagiert die Stadtverwaltung auf die aktuellen Herausforderungen. Der Eindruck, dass die vernehmbare Kritik an den Zuständen auf dem Theaterplatz „folgenlos“ bleibt, ist also gänzlich unrichtig.

Auch der Vorwurf der „Kunstferne“ der Krefelder Politik und Kulturverwaltung geht komplett ins Leere. In diesem Zusammenhang sei u.a. verwiesen auf die geplante Sanierung des Stadttheaters für geschätzte 72 Millionen Euro, die vorbehaltlose Unterstützung der Theater gGmbH durch die Städte Krefeld und Mönchengladbach

während des Corona-Lockdowns und das bundesweit vorbildhafte Finanzierungspaket „Theater mit Zukunft“, das 2025 in die vierte Auflage gehen soll. Die älteste Theaterehe Deutschlands wird am Niederrhein mit großem Engagement von allen Beteiligten gepflegt.

Selbstverständlich beschränkt sich die Förderung der Kultur in Krefeld nicht auf die institutionelle Kulturszene, die neben dem Theater noch drei Museen, eine moderne Mediothek, die Musikschule und weitere Einrichtungen umfasst. Auch bezüglich der freien Kulturszene lässt sich der Vorwurf der „Kunstferne“ leicht mit Zahlen und Fakten entkräften. Zwischen 2015 und 2022 haben sich die Mittel zur Förderung der freien Kultur in Krefeld um das 2,5-Fache erhöht und liegen jetzt bei rund 480.000 Euro. Die Projektförderung über das Kulturbüro hat sich im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt, auf inzwischen gut 100.000 Euro. Hinzu kamen spezielle Hilfsfonds für die Kultur- und Kreativszene zur Unterstützung während der Pandemie im Umfang von bis zu 250.000 Euro im Jahr.◄