Autofahrer müssen täglich mit Kontrollen rechnen / Krefeld hat höchste Aufklärungsquote in NRW-Großstädten Polizei-Offensive gegen Einbrecher

Krefeld · Die dunkle Jahreszeit beginnt. Das heißt auch: Konjunktur für Einbrecherbanden. Die Krefelder Polizei hat eine Gegenoffensive gestartet.

Großeinsatz im Regen: Auf der Fahrspur Berliner Straße ortseinwärts staut die Polizei den Verkehr. Verdächtige Fahrer werden aus der Schlange gewunken, die Autos gründlich kontrolliert. An diesem Tag aber geht „nur“ ein Gesuchter ins Netz, der noch eine Haftstrafe abzusitzen hat.

Foto: Müller

Im Polizeipräsidium ist dieser Mittwochmorgen kein gewöhnlicher Morgen. Im „Führungsraum“ mit seinen Bildschirmen, Beamern und Einsatzanschlägen herrscht Gedränge. Die Leiter der Einsatzabschnitte haben sich versammelt. Selbst Polizeipräsident Rainer Furth stößt dazu: „Die Vertreter aller Direktionen arbeiten am gemeinsamen Ziel“, betont er in seiner kurzen Ansprache.

Das Ziel: Die Einbrecherbanden von Krefeld fern zu halten bzw. sie dingfest zu machen. „Jetzt beginnt die Jahreszeit, in der organisierte Einbrecher in die Städte einfallen und nach Beute suchen“, schildert Polizeisprecher Wolfgang Weidner den Ernst der Lage. Vielfach kommen sie über die Autobahn. Nicht selten „grasen“ sie nahe gelegene Wohngebiete ab.

„Von jetzt an muss jeden Tag mit unseren Kontrollen gerechnet werden“, hält Einsatzleiter Philip Bovensiepen den Übeltätern entgegen.

Zwei Stunden später an der Berliner Straße, Höhe Glindholzstraße: Start der Aktion. Die Polizei stellt ihre Autos quer und staut den Verkehr. Und zwar auf der Fahrbahn ortseinwärts. „Wir wollen den Tätern klar machen, dass sie erst gar nicht nach Krefeld hereinkommen sollen“, erklärt Weidner.

Tröpfchenweise müssen die Autos an den Polizisten vorbeituckern. Ein Polizist trägt Maschinenpistole. Ein Kollege mit viel Einbrecher-Erfahrung blickt in jedes Auto. Sicherlich kann man keinem Menschen hinter die Stirn gucken, aber im Laufe der Jahre hat sich ein „Bauchgefühl“ für verdächtige Anzeichen entwickelt. Die meisten Autos, die der Beamte herauswinkt, haben auswärtige Kennzeichen. Aber es sind auch Krefelder Wagen darunter.

Die herausgewunkenen Autos werden gründlich kontrolliert: Kofferraum aufmachen, Boden abheben.

Drei Männer in einem Auto. Überrascht und unsicher blicken sie die Polizistin an, die die Papiere verlangt. Freundlich, aber bestimmt. Fehlanzeige: Keiner hat einen Personalausweis. Die Verständigung ist schwierig. Die Deutschkenntnisse der Männer sind brüchig. Schließlich zücken sie ihre Handys. Darauf haben sie ihre Persos abfotografiert. Der Kofferraum ist sauber.

Der nächste Fahrer schaut nicht weniger verblüfft. Man meint ja gleich, man hätte unbewusst einen Fahrfehler gemacht, wenn die Polizei einen anhält. In der Tat entdeckt der Polizist nach der Durchsuchung des Autos einen Fehler: Das Kennzeichen auf der grünen Plakette ist nicht identisch mit dem Kennzeichen des Autos. „Sie müssen eine neue Plakette kaufen“, mahnt der Polizist.

Die Polizei führt die Kontrollen an diesem Tag an verschiedenen Standorten zu verschiedenen Zeiten durch. Rund 100 Beamte sind im Einsatz. „Zusätzlich sind in gefährdeten Wohngebieten Zivilfahrzeuge unterwegs“, berichtet Weidner. An die Bevölkerung appelliert er: „Wenn Sie in Ihrer Nachbarschaft etwas Verdächtiges bemerken, gleich die 110 anrufen.“

Mit diesen und anderen Maßnahmen hat sich Krefeld an die Spitze der Aufklärungsquote von Einbrüchen in NRW-Großstädten katapultiert. Allerdings: diese Spitze beträgt 24 Prozent. Im Umkehrschluss: die meisten Einbrüche bleiben unaufgeklärt.

Deshalb gibt die Polizei gute Tipps zur Vorsorge: Bei Abwesenheit Licht brennen lassen, ein Radio laufen lassen, Anwesenheit vortäuschen. Ganz wichtig: Fenster und Türen sichern. Wie das geht, darüber berät die Polizei kostenlos in einem eigenen Show-Room.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)