Rheinlandhalle Krefeld startet in die Eislaufsaison

Krefeld · Krefeld startet am Sonntag, 12. Oktober, in die Eislaufsaison: In der Rheinlandhalle gibt es neben den Vereinstrainings- und Schulstunden auch wieder öffentliche Eislaufzeiten.

Krefeld startet in die Eislaufsaison
7 Bilder

Vorbereitung auf die Eislaufsaison

7 Bilder
Foto: Stadt Krefeld/Dirk Jochmann

In der Rheinlandhalle herrscht Alltag, zumindest auf den ersten Blick. Das Team hat die Saisonvorbereitungen abgeschlossen, die Leihschlittschuhe sind geputzt und geschliffen, die Banden repariert, die kaputten Leuchten ausgetauscht. Die Eisfläche schimmert wie in froher Erwartung. Aktuell dreht ein Oberstufenkurs der Montessori-Gesamtschule seine Runden, später kommen die Eissportvereine zum Training. In den Herbstferien werden auch wieder verstärkt öffentliche Laufzeiten angeboten. So ist es seit fast 90 Jahren an der Westparkstraße in Krefeld. Und doch fühlt sich diese Saison ein bisschen besonders an – und das hat damit zu tun, was ein paar Meter weiter stadtauswärts passiert.

In direkter Nachbarschaft zur Rheinlandhalle wächst aktuell ihre Nachfolgerin in die Höhe, eine moderne Doppel-Eishalle mit zwölf Kabinen, hochkarätiger Technik und einer angeschlossenen Dreifach-Sporthalle. Das emsige Treiben auf der Baustelle und die schon jetzt imposanten Mauern symbolisieren einen Umbruch für den Krefelder Eissport. Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt. „Hier in der Rheinlandhalle ist ganz viel Geschichte um uns herum“, sagt Sascha Ehm, Leiter der Rheinlandhalle. „Aber zuletzt kamen wir uns manchmal wie Museumswärter vor. Dieser Neubau ist eine absolute Notwendigkeit – auch wenn keinem Sportler, keinem Fan und keinem Kollegen der Abschied leichtfallen wird.“

Die Sache mit dem Abschied hat ja auch noch etwas Zeit. 2027 sollen die ersten Runden in der neuen Halle gedreht werden. Bis dahin ist manchmal die Kunst der Improvisation gefragt. Im rund 15-köpfigen Team der Eishallen sind sie es gewohnt, Probleme anzupacken und kreative handwerkliche Lösungen zu finden. Bevor die Eismeister eine externe Firma anrufen, schauen sie erst einmal selbst nach dem Rechten. „Was wir machen können, machen wir selbst“, lautet das Motto.

Eisherstellung ist – gerade mitten im Sommer – eine Wissenschaft für sich. Man muss die Fläche langsam aufbauen, Schicht für Schicht, bis sie die richtige Dicke hat. Drei Wochen dauert das etwa. Danach braucht die Eisbahn ständige Pflege: Nach jeder Nutzung fährt einer der Eismeister mit dem Wagen über die Bahn. Hockey-Cracks mögen hartes Eis, Eiskunstläufer brauchen Wasser, um springen zu können. „Eismeister ist kein Ausbildungsberuf“, sagt Sascha Ehm. „Aber handwerkliches Geschick und ein gewisses Gespür braucht man auf jeden Fall.“

Der Dienstälteste im Team, Reiner Mevissen, hat Bäcker gelernt, bevor er 1990 zur Stadt kam. Er war zunächst als Platzwart auf den Bezirkssportanlagen unterwegs, bevor er 1994 in die ewige Kälte der Rheinlandhalle wechselte. Es gibt nicht viele Jobs, in denen man ganzjährig Jacke trägt, aber dieser gehört dazu. „Als die Rittberger-Halle abgerissen wurde, hatte ich ein paar Tränchen im Auge“, sagt Reiner Mevissen, der ursprünglich eher vom Fußball und vom Handball kommt. „Aber mal ehrlich: Wer verliebt sich denn nicht in Eishockey?“

Wie stark die Kufen-Fraktion in Krefeld ist, dafür genügt ein Blick auf den Belegungsplan der Rheinlandhalle. Er hängt im Betriebsbüro, das provisorisch in einem Container im Hof untergebracht ist. Sascha Ehm und sein Kollege, Betriebsleiter Cengiz Dündar, jonglieren dort mit Trainings- und Spielzeiten von sieben Vereinen – dreimal Eishockey, zweimal Eiskunstlauf, zweimal Eisstockschießen. Hinzu kommen 15 Hobby-Mannschaften, ebenfalls allesamt eingetragene Vereine. Schulen, Kindertageseinrichtungen und Betriebssportclubs möchten auch noch aufs Eis. „Seit die Rittberger-Halle weg ist, wird das mit den Laufzeiten wirklich zur Herausforderung“, so Ehm.

Zum Glück ist die Zusammenarbeit mit der benachbarten Yayla-Arena, die zur Seidenweberhaus GmbH gehört, sehr eng und kollegial. So darf, während gerade der Kurs der Montessori-Schule in der Rheinlandhalle Schlittschuh fährt, gegenüber in der Arena eine Kita aufs Eis. Auch die Eissportvereine trainieren regelmäßig auf der anderen Straßenseite. Wenn umgekehrt drüben Konzerte oder Comedyshows stattfinden, rückt man in der Rheinlandhalle für ein paar Tage zusammen, damit auch das Profiteam der Pinguine dort trainieren kann. „Das Wort ‚Eissportfamilie‘ klingt ein bisschen kitschig“, sagt Sascha Ehm. „Aber genauso ist es: Im Eissport geht es sehr familiär zu, man nimmt Rücksicht und versucht, allen Interessen gerecht zu werden.“

Vielleicht hat das auch mit Tradition zu tun. Als 2016 das 80-jährige Bestehen der Rheinlandhalle gefeiert wurde, die 1936 unter dem Namen Hindenburg-Stadion errichtet worden war, erklärte Oberbürgermeister Frank Meyer, der Eissport gehöre „fest zur DNA dieser Stadt“. In der Tat: Die Halle hat in ihrer Geschichte bittere Niederlagen und Abstiege erlebt, aber auch eine Weltmeisterschaft und den unvergessenen Triumph der Krefeld Pinguine im Jahr 2003. Die dazu passende Metapher ist naheliegend: Stürze und Blessuren gehören auf dem Eis dazu, aber man steht wieder auf und versucht es neu.

Auch das Team der Rheinlandhalle – viele sind dem Eissport in Krefeld schon über mehrere Generationen verbunden – bleibt beharrlich und erfinderisch, wenn es darum geht, das fast 90 Jahre alte Gebäude bis zur letzten Runde in Schuss zu halten. Nach der Stilllegung der alten Ammoniakanlage läuft die Eisproduktion aktuell mit einer mobilen Eisfläche und dem früheren Kälteaggregat der Werner Rittberger-Halle. Doch zunächst stellte man fest, dass bei hohen Außentemperaturen das Eis unmittelbar an der Bande zu weich wurde. Für diese Saison wurden deshalb zusätzliche Kälteschläuche verbaut, die nun am äußeren Rand für Dauerfrost und Stabilität sorgen. Die Kollegen mussten lange tüfteln, bis alles passte und auch die Eismaschine wieder auf die Bahn fahren konnte – aber jetzt ist alles bereit für eine weitere Saison an der Westparkstraße.

Was sie im Team freut und ein bisschen stolz macht, ist die Tatsache, dass ihre Kompetenz und Erfahrung auch beim Bau der neuen Halle zählt. „Wir wurden von Anfang an bei den Planungen beteiligt – und unsere Ideen wurden gehört“, erzählt Sascha Ehm, der bis heute an den regelmäßigen Baubesprechungen teilnimmt. Auf diese Weise soll der Geist der alten Rheinlandhalle auch im Neubau weiterleben.

Team und „Familie“ werden ohnehin zusammenbleiben und vielleicht sogar ein wenig wachsen, denn die neue Halle wird sicher einen Boom auslösen. Sie macht schon jetzt Vertreter anderer Kommunen neugierig. Eis braucht bekanntlich ein gutes Fundament, um dauerhaft haltbar und stabil zu sein – dasselbe gilt auch für den Eissport. In Krefeld muss man sich über beides keine Sorgen machen.

Geöffnet ist die Rheinlandhalle in dieser Saison für die Öffentlichkeit jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr, außer am Totensonntag, 23. November. In den Herbstferien werden zudem Laufzeiten von Montag bis Mittwoch, 10 bis 12 Uhr, sowie donnerstags von 9.30 bis 11.30 Uhr angeboten. Der Ticketkauf ist online über www.sport.krefeld.de oder an der Tageskasse möglich, die 15 Minuten vor Beginn der Laufzeit öffnet. Einzeltickets für die Eisläufer kosten 4 Euro. Wer außerdem Schlittschuhe leihen möchte, zahlt weitere 3 Euro.