Kirche rückt zusammen

Krefeld · Die evangelische Kirche in Krefeld hat schwere Entscheidungen zu treffen. Mit neuer Struktur kämpft sie gegen Mitgliederverlust und Finanzprobleme. Doch ihre seelsorgerischen und sozialen Aufgaben nimmt sie wacker wahr.

Laptop und Bibel: Als Superintendent ist Pfarrer Burkhard Kamphausen sowohl geistlicher Seelsorger wie auch ökonomisch denkender Verwaltungsmanager.

Foto: Müller

Pfarrer Burkhard Kamphausen macht in diesen Tagen nicht den fröhlichsten Eindruck. Gerade erst hat der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen auf der Herbstsynode einen ernüchternden Bericht zur Lage der Kirchen geben müssen:

Die Zahl der Kirchenmitglieder ist rückläufig. Rund 106.000 Menschen bekennen sich im Bereich Krefeld-Kreis Viersen zur evangelischen Kirche. Vor zehn Jahren waren es noch rund 10.000 mehr.

Ursächlich für den Rückgang sind weniger die Austritte. „Es ist vor allem die Demographie“, erklärt Kamphausen. Will sagen: es werden zu wenig Kinder geboren. Ein Problem von Deutschlands Gesamtgesellschaft.

Ein Folge des Mitgliederrückgangs ist ein tiefes Loch im Haushalt. Rund 700.000 Euro müssen in diesem Jahr ausgeglichen werden. Dazu wird der Kirchenkreis seine Verwaltung umstrukturieren. Derzeit werden alle Bereiche auf Einsparmöglichkeiten durchforstet.

Das allein reicht aber nicht. Auf der Herbstsynode der Kirche, die am Wochenende in Meerbusch stattfand, haben die Synodalen eine Erhöhung der Umlage beschlossen. Die Gemeinden müssen künftig 4,3 Prozent ihrer Finanzen an den Kirchenkreis abführen. Bisher war es ein Prozent weniger.

„Wir werden auch einen Mangel an jungen Pfarrern bekommen“, blickt Kamphausen in die nähere Zukunft. Denn die kommende Pensionierungswelle kann durch den spärlich erfolgenden Nachwuchs nicht aufgefangen werden. Es studieren einfach zu wenig junge Leute Theologie.

Die trüben Aussichten mögen verwundern. Denn die Kirche zeigt sich in ihrem Innenleben überaus aktiv und attraktiv. So bringen sich die Gemeinden ganz konkret in die Flüchtlingshilfe ein und geben dem Gebot der Nächstenliebe ein konkretes Gesicht. Ebenso ist die Kirche sehr engagiert bei der Betreuung der Armen und Wohnungslosen.

Nicht zuletzt vermitteln die evangelischen Christen in Kindergärten und Schulen den Glauben. Das große Tauffest, bei dem Eltern ihre Kinder taufen lassen konnten, ohne eine teure private Feier ausrichten zu müssen, erwies sich als voller Erfolg. „Aber viele Gläubige bleiben nach der Konfirmation weg“, bedauert Kamphausen. Man sieht sie nicht mehr .

Doch gibt es auch Zuversicht: Rund 200 Menschen treten jährlich in die Kirche ein; sei es als Neugetaufte oder als Wiederkehrer. Offenkundig gibt es bei vielen Menschen, die bisher der Kirche fernstanden, ein Bedürfnis, sich christlich zu orientieren. Das mag bei allen Problemen der Zeit Zuversicht wecken.

(StadtSpiegel)