Generationen von Krefelder Schülern haben im städtischen Isidor-Hirschfelder-Schullandheim in Herongen (bei Straelen) erste Jugendherbergserfahrungen gesammelt. 64 Jahre lang, von 1950 bis 2014 ließ die Stadt "ihre" Grundschüler Freizeiten im Haus am Amandus-Bach verbringen.
Der Name erinnert an den hoch geachteten jüdischen Kinderarzt Dr. Hirschfelder (1878—1941), Gründervater der Krefelder Kinderklinik. Hirschfelder hatte sich kurz vor der Deportation in ein Konzentrationslager das Leben genommen.
Eine Mehrheit im Rat hatte vergangenes Jahr in nichtöffentlicher Sitzung den Verkauf des Schullandheims an das DRK Westfalen-Lippe für 627.000 Euro beschlossen. Das DRK nutzt das Haus seit April 2016 als Heim für bis zu 50 junge, unbegleitete Flüchtlinge. Für die Stadt ist es ein gutes Geschäft.
Sie hätte sich ansonsten um die Sanierung der Gebäude kümmern müssen, für die ca. zwei Millionen Euro nötig gewesen wären - plus 200.000 Euro jährlicher Unterhalt. Die Sanierung übernimmt nun das DRK Westfalen-Lippe. Das Rote Kreuz kann als künftiger Eigentümer auch den Namen der Einrichtung bestimmen. Und der soll nicht länger Dr. Hirschfelder-Haus lauten. Das teilt das DRK Westfalen-Lippe auf Stadt-Spiegel Anfrage hin mit.
Wie der neue Name lauten soll, sagt das DRK nicht. Meist werden DRK-Einrichtungen nach der Nachbarschaft benannt, in der sie liegen - z.B. "DRK-Haus Carl-Diem-Straße".
Das Dr. Isidor-Hirschfelder-Schullandheim ist ein emotionales Thema in der Seidenstadt. Als die Verwaltung 2014 schon einmal die Schließung plante, erhob sich sogleich Bürgerprotest.
Dr. Hirschfelder wird auch nach Tilgung seines Namens in Herongen zumindest im Krefelder Stadtplan bleiben: Nach sind eine Straße und der große Parkplatz hinter der Galeria Kaufhof benannt.
