Krefeld Bundesjugendspiele abschaffen?

Krefeld · Die Krefelder Bezirksschülervertretung will die Bundesjugendspiele abschaffen. Die Schüler stören sich am "Leistungsgedanken". In der Lehrerschaft stößt das auf Unverständnis.

Bis zur zehnten Klasse ist die Teilnahme an Bundesjugendspielen verpflichtend (Symbolfoto).

Foto: Marco Kröner / Pixelio.de

Wer erinnert sich nicht an die Bundesjugendspiele: Wettbewerbe im Laufen, Werfen, Kugelstoßen und Springen. Und hinterher gibt es für die stolzen Sportskanonen Urkunden. Schüler, die ihre Freizeit hingegen eher bei Computerspielen, Fastfood und Cola verbringen, schauen regelmäßig in die Röhre. Sie bekommen zum Trost eine Teilnahmebestätigung. Der Durchschnitt muss bangen: Reicht es dieses Jahr noch zur Sieger-Urkunde?

Wenn es nach einer Resolution der Krefelder Bezirksschülervertretung geht, ist bald Schluss mit dieser Art von Wettkampf auf Krefelder Sportplätzen. Die Schülervertreter stören sich vor allem am Leistungsgedanken: Die Schulsportler würden nach dem Motto "höher, schneller, weiter" getrimmt. Die Wertung unterscheide zwischen "schlechten", "mittelmäßigen" und "gute" Sportlern. Das führe dazu, dass weniger fitte Klassenkameraden regelmäßig gedemütigt und demotiviert würden. Lieber wäre den Schülern ein auf freiwillige Teilnahme setzendes Sportfest mit "Teamaufgaben". In den Mannschaften wären junge Kraftsportler ebenso vertreten wie übergewichtige Freunde stark zuckerhaltiger Limonade. Geehrt würden am Ende alle. Motto: "Dabeisein ist alles". Begründung der Schülervertreter: "Einer Gesellschaft, die auf Konkurrenz und Leistungsdruck besteht, soll so entgegengewirkt werden". Statt dessen solle jeder Schüler bestmöglich gefördert werden.

Außerdem argumentieren die Schülervertreter mit dem Dritten Reich: Die Idee der Sportspiele sei schon deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil sie ja von den Nazis geprägt und missbraucht worden sei - als sportliche Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg.

Dr. Horst Obdenbusch, Schulleiter des Gymnasium Fabritianum, empfindet die Kritik am Leistungsgedanken im Schulsport als "etwas befremdlich": "Für viele Schüler ist es doch gerade der Reiz solcher Wettkämpfen, dass sie sich mit anderen messen können". Die Schule habe einen Erziehungs- und Bildungsauftrag, gerade auch angesichts vieler Schüler, die bereits einfachen sportlichen Aufgaben nicht mehr gewachsen seien.

Der Uerdinger Schulleiter unterstreicht, dass Schule auch auf das spätere Leben vorbereiten soll. Und die Gesellschaft sei eben geprägt durch den Leistungsgedanken. Schule als eine Art "Spielwiese bis zum Abitur" zu betreiben, sei da wenig hilfreich.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)